Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Psycholinguistisches Labor

Reaktionszeitmessung


Laborleitung:

Prof. Katharina Spalek



techn. Unterstützung:

Tel. 2093 9676

Carsten Schliewe
Guido Kiecker
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Reaktionszeitlabor

Methode | Experimente | Laborausstattung









Reaktionszeitmessungen in der psycholinguistischen Forschung



Die Erkenntnis, dass psychologische Prozesse Zeit verbrauchen, wurde bereits 1868 von F.C. Donders in seinem Aufsatz "Die Schnelligkeit psychischer Prozesse" formuliert. Diese Erkenntnis macht man sich zunutze, um Prozesse der Sprachproduktion und des Sprachverstehens zu untersuchen. Dabei postuliert man, dass sich ein größerer Verarbeitungsaufwand in längeren Verarbeitungszeiten niederschlägt. Die Reaktionen, deren Zeit gemessen wird, koennen ganz unterschiedlicher Natur sein. In der psycholinguistischen Theoriebildung spielt beispielsweise die Zeit, die zum Lesen eines Wortes benötigt wird, eine wichtige Rolle, oder auch die Zeit, die von der Darbietung eines Objektes bis zum Beginn der Artikulation beim Benennen dieses Objektes verstreicht.


Reaktionszeitexperimente in unserem Labor



In unserem Reaktionszeitlabor führen wir sowohl Experimente zum Sprachverstehen als auch Experimente zur Sprachproduktion durch.
Fragen zum Sprachverstehen untersuchen wir mit Hilfe von Lesezeitstudien oder lexikalischen Entscheidungsaufgaben. Sprachproduktion untersuchen wir vor allem mit Hilfe von Bildbenennungsaufgaben.
Zur Durchführung der Experimente verwenden wir hauptsächlich die Software Linger, bzw. DMDX.


Lesezeitstudien



In Lesezeitstudien werden Sätze Wort für Wort oder Phrase für Phrase auf einem Computerbildschirm präsentiert. Wenn der Leser/ die Leserin das nächste Wort sehen möchte, drückt er/ sie eine Taste. Die Dauer von einem Tastendruck zum nächsten wird gemessen und ausgewertet.  Mit dieser Technik kann man Hypothesen darüber testen, ob bestimmte Phrasen mühsamer zu verarbeiten sind als andere.


Lexikalische Entscheidung



In Experimenten zur lexikalischen Entscheidung sehen Versuchspersonen ein existierendes Wort (z. B. STUDENT) oder ein nicht-existierendes Wort (z. B. MAGANT) ihrer Muttersprache. Ihre Aufgabe ist es, durch das Drücken einer Taste so schnell wie möglich anzugeben, ob das gesehene Wort ein echtes Wort ist oder nicht. Dabei wird die Schnelligkeit der Reaktion gemessen. Mit diesem Paradigma kann man Hypothesen darüber testen, ob z. B. häufige Wörter schneller erkannt werden als seltene oder ob Wörter die Konkreta bezeichnen schneller erkannt werden, als Wörter die Abstrakta bezeichnen.


Bildbenennung



Eine gute Methode um kontrollierte Experimente zur Sprachproduktion durchzuführen ist es, Probanden Bilder zu zeigen und sie zu bitten, diese zu benennen. Mit dieser Methode kann man die Produktion von Einzelwörtern elizitieren, aber auch die Produktion von Sätzen.
Neben der einfachen Bildbenennungsaufgabe gibt es das Paradigma der sogenannten Bild-Wort-Interferenz. Hierbei werden Versuchspersonen gebeten, ein Bild zu benennen und gleichzeitig ein Wort, das auf dem Bild erscheint, zu ignorieren.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Versuchspersonen nicht in der Lage sind, das Wort ganz zu ignorieren. Die Art der Relation von Wort und Bildname beeinflusst die Benennungszeit. Dieses Paradigma erlaubt es, Hypothesen zur Repräsentation von Semantik, Syntax und Phonologie im mentalen Lexikon zu testen (vgl. Glaser & Düngelhoff, 1984, in: /Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 10/).