Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - DDR-Korpus

Lebenslauf (Anklam 1952)


Ich, Heinrich Zimmer, bin geboren am 20.11.99 in Betz, Krs. Kolberg in Pommern. Meine Eltern hatten eine Landwirtschaft von 11 ha. Ich war der Älteste von 6 Geschwistern. Vom 6. - 14. Lebensjahr besuchte ich die Dorfschule in Belz und wurde aus der Oberstufe entlassen. Von da an arbeitete ich in der elterlichen Landwirtschaft. 1917 starb mein Vater und von da an hatte ich die Mutter und die 5 Geschwister zu ernähren. Von 1931 - 1933 war ich bei einer schlesischen Holzfirma und in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben als Arbeiter tätig und ging von 1933 - 35 wieder in die elterliche Landwirtschaft. Von März 1935 - 5.1.36 bei der Postagentur Alt-Belz als Landzusteller. Am 6.1.36 wurde ich bei der Pommerschen Feuersozietät Stettin als Kassierer und Werber angenommen und hatte einen Bezirk von 20 Ortschaften zu betreuen. Nach dreimaliger Aufforderung durch die Hauptverwaltung der Sozietät trat ich 1938 der NSDAP als Mitglied bei, aus der ich 1943 wegen Meinungsverschiedenheit mit dem Ortsgruppenleiter wieder ausschied. Am 20.11.43 wurde ich zur Wehrmacht in Stettin (Landesschützen) gezogen. Nach der Ausbildung habe ich den Rückzug in Frankreich als Kradmelder bei einer KW Transportabteilung über Süddeutschland bis Tirol, wo unsere ganze Armee durch Kapitulation in Gefangenschaft ging, mitgemacht. Nach sechs Wochen vom Amerikaner entlassen, habe ich bis zum 9-9-45 in Pfauengrün in Oberfranken bei einem Bauern gearbeitet. Ging dann nach der damaligen Ostzone und fand meine Familie in Ruhlsdorf. Vom Herbst 1945 bis zum Frühjahr 1946 habe ich die Ausbeutung der Landarbeiter durch die Großbauern kennengelernt, indem ich bei verschiedenen Großbauern tätig war. 1946 - 1949 war ich Holzfäller bei der Gemeinde Ruhlsdorf. Vom 20.4.49 - 14.1.50 Landzusteller beim Zweigpostamt Ruhlsdorf. Nebenamtlich hatte ich seit 1948 die Gewerkschaft Land und Forst im Bezirk Schwerin organisiert und wurde am 15.1.50 bei derselben vom Kreissekretariat als hauptamtlicher Funktionär für den Bezirk Parchim mit 18 Landgemeinden eingestellt. Am 1.3.46 trat ich der SPD und nach dem Zusammenschluß der KPD und der SPD der SED bei und wurde 1951 überprüft und bekam meine Parteidokumente. Im FDGB bin ich seit 20.7.48 organisiert und gehöre dem Konsum seit dem Jahre 1947 und der DSF seit 1950 an.
Verheiratet bin ich seit dem 20.7.41 mit Charlotte Zimmer. Wir haben eine Tochter von 11 Jahren.
Vom Zentralvorstand der Gewerkschaft Land und Forst bin ich seit dem 15.8.52 in den neuen Kreis Anklam als Gebietssekretär versetzt und am 29.9.52 auf der stattgefundenen Gebietsdelegiertenkonferenz als solcher bestätigt. Ich habe 14 Tage Bezirksgewerkschaftsschule und 5 Wochen Kreisparteischule besucht.

Heinrich Zimmer

 

(Ruth Reiher (Hg.) (1995): Mit sozialistischen und anderen Grüßen. Porträt einer untergegangenen Republik in Alltagstexten. Berlin, S. 182. – Namen wurden geändert.)