alchemistische.praktik.1603.xml
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<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?> <?oxygen RNGSchema="http://www.tei-c.org/release/xml/tei/custom/schema/relaxng/tei_all.rng" type="xml"?> <TEI xmlns:xi="http://www.w3.org/2001/XInclude" xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg" xmlns:math="http://www.w3.org/1998/Math/MathML" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title>Alchimistische Praktik</title> <author>Andreas Libavius</author> </titleStmt> <publicationStmt> <date>1603</date> <pubPlace>Frankfurt</pubPlace> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Libavius, Andreas (1603), Alchimistische Praktik. Frankfurt, pp. 4-26.</bibl> </sourceDesc> </fileDesc> </teiHeader> <text> <body> <div type="book"> <head rend="red">Alchimistische Praktik</head> <div type="preface"> <head>An den Leſer.</head> <p> <w rend="initial capital">Eſ</w> findet mir lieber Leſer / zwen ſeine Achn=miſthiſche<lb/> Tractätlein von guten freundten<lb/> zukomen / wiewol unbewuſt wer ſie zugerich=tet.<lb/> Dieſelben /weil ich ſie zu allerlen handt=griff<lb/> zuverſtehen / vnnd gute Urſnenen zube=reiten<lb/> / gut vnd nuſ erachtet : hab ich dir ſie nicht verhal=ten<lb/> wollen. Du magſt davon vrtheilen / was du recht be=findeſt.<lb/> Ich hab mir das <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">judicium Athenienfium</foreign> von<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Hippocrate</foreign> belieben laſſen / welchen ſie vnder andern auch<lb/> derenthalben zu ehren meineten : <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Quia ſcripta de arte me-dica<lb/> exacta edidit,multos effe volens medicos,qui ferua<lb/> repoffent.</foreign> Wüntſche auch daſ ſolches Werck zu Gottes<lb/> ehr / und deſ Nechten ſonderlich Deutſcher Nation, nuſ<lb/> wie es angeſehen / gereiche. Es iſt nicht ohn / daſſ ſolche<lb/> Deutſche werckden vngelehrten die kunſt gemein mache /<lb/> vnd alſo gleich den Seiven die Perlen vorwerffen. Iſt vor<lb/> dieſe mein gemüth auch geweſen von ſolchen mich abzu=halten.<lb/> Uber ich hat vermerckt / daſſ die gelehrten mehren<lb/> theilſ der kunſt nicht achten / und vielmehr darumb der<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">publication</foreign> zuwider ſein / daſſ der gemeine Deutſche nicht<lb/> verſtehe wie gelehrt ſie ſein / vnnd alſo nicht dörffen fleiſſig<lb/> der heimlich ſeit der natur nachforſchen. Wollten lieber /<lb/> wie die albern heinſen in der <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Dialectic,</foreign> daſſ alle ſcharpſ=ſe<lb/> kunſt under der Erden faulte : ſo weren ſieben irer un=wiſſenheit<lb/> auch weiſe Leute. Iſt einer den ſolche <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">publica-tion</foreign> <pb n="3"/> verdreuſt / der ermuntere ſich / vnnd lerne nicht allein.<lb/> dieſes / ſondern trachte auch nach etwaſ höhers / alſo dz es<lb/> im kein Ungelehrter könne nachthun. Es hat ein jede kunſt<lb/> vnd <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ingenium</foreign> ſeinen gradt. Wie man auch die kunſt leh=ret<lb/> / faſſen ſie doch nicht alle. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Medicus manet medicus et-iam<lb/> ſi aliqiud ſimile arripiat ſtultus.</foreign> Du ſiheſt in ſchu=len <lb/> / daſ auſ gleichem fleiſ vngleiche <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> profectus</foreign> entſtehen.<lb/> Eſ wirdt die <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Alchymia</foreign> wol für den vngeſchickten bleiben /<lb/> wils aber einem Gott gönnen / bekömpt ers auch wieder <lb/> deinen willen / du ſchreibſt Deutſch / Welſch / oder Latei=niſch<lb/> davon : waſ du dich in Deutſchen befahreſt / kan_ <lb/> in latein auch geſchehen / doch ſoltu wiſſen daſ nicht alles<lb/> alſo erkleret iſt / daſ eſ halt ein jeder im erſten anſchauwen<lb/> oder flug erhaſchen möge. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Multa ſcribuntur initiatiſ :</foreign> <lb/> Gleichwol hab ich mich der muehe (wiewol ich ſonſt gnug<lb/> zuſchaffen) nicht verdrieſſen laſſen etwaſ darzu zuſeſen /<lb/> vnd wie viel ich verſtanden / zuerklären. Das magſtu in<lb/> Gottes namen zum beſten brauchen.<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> TRACTA.</foreign> </p> <pb n="4" rend="in header: Vorrede."/> </div> <div n="1" type="chapter"> <head n="1"><foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">TRACTAVS CHYMISTARVM <lb/> DE DESRILLATIONIBVS<lb/> vnd extractionibus.</foreign></head> <p> <w rend="initial capital">IM</w> diſtillirn/ja in einer ſchendung/wenn man<lb/> daſ irdiſche / grobe vnd Korporaliſche von ſubtilen / rei=nen<lb/> vnd geiſtlichen ſcheiden will / muſ man vor allen ditt=gen<lb/> erſtlichen die namen der Bläſer / Inſtrumenten / <lb/> Ofen vnd die grad_ſ deſ fewers wiſſen / damit alles fein<lb/> gründlich vnd recht kan deſtillirt vnd bere[n]tct werden.<lb/> </p> <div type="utensils"> <head type="margin" n="1"> von diſtil=lier<lb/> Gläsern. </head> <p> <figure rend="Drawing of three jars"> <head> Diſ nennt man einen Kolben / eſ fen<lb/> von einem Blaſ oder andern Materien /<lb/> vnd derſelbe muſ man flein / groſ / hoch /<lb/> nidrig / weit vnd enge / eine zimliche anzahl<lb/> haben. </head> </figure> </p> </div> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of two jars"> <head> Diſ nennet man zween Kolben / vff einander ge=ſtürſt <lb/> / vnd hart verbunden / vffſ aller fleiſſigſte mit<lb/> Rindenern Blaſen. </head> </figure> </p> </div> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of a helmet"> <head> Diſ nennet man ein<lb/> Helm / vnnd derſelben<lb/> Müſſen auch viel im vor /<lb/> Racht ſein. </head> </figure> </p> </div> <pb n="5"/> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of three glasses"> <head> Solches ſein Gläſer<lb/> vunden wie ein Kugel /<lb/> vberſich mit einem lan=gen<lb/> Halſ / werden Bi__<lb/> len genennet. </head> </figure> </p> </div> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of two alembics"> <head> Die krummen Gläſer<lb/> der Inſtrument werde <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Re-torten</foreign><lb/> genant können von<lb/> Glaſe / auch von gutem / <lb/> Thon gemacht werde vnd gbrant. </head> </figure> </p> </div> <pb n="6" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of two glasses"> <head> Diß nennet man ein groß Vorla=ge<lb/> / darein zum wenigſten 20. oder 25.<lb/> Randel Waſſer geben / ſolche gar groſ=ſe<lb/> Gläſer werden in Heſſen gemacht /<lb/> vnd offt im diſtillirn gebraucht. </head> </figure> </p> </div> <div type="utensils"> <head type="margin" n="2"> Von den<lb/> öfen. </head> <p> Die Ofen / als <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Calciner</foreign> O=fen<lb/> darin man alle ding zu Aſchen<lb/> brennet / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Reuerberir</foreign> Ofen / darinn<lb/> alle ding mit deß Fewers flammen ge=brant<lb/> werden / Item Aſchöfen Sand=öfen<lb/> / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae, </foreign> vnd andere öfen mehr / welche ſonderlich müſ=ſen<lb/> beſchrieben werden.<lb/> </p> </div> <div type="utensils"> <head type="margin" n="3"> Vom<lb/> Fewr. </head> <p> Ein groſſer vnterſchend iſt am Fewr / vnd ſolches recht zu wiſſen / zu=verſtehn<lb/> / vund recht zu brauchen / iſt das aller beſte vnd fürnembſte im<lb/> diſtillirn.<lb/> </p> <p> Das aller lindſte / ſchwechſte / ſänffſte Fewr iſt / wenn man in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Bal-neo<lb/> Mariae</foreign> deſtillirt / oder an der Sonnenſchein. Das ander nach die=ſem<lb/> ſo vmb viel Grad ſtärcker er iſt / geſchicht wenn man in einer Aschen<lb/> diſtillirt.<lb/> </p> <p> Das dritte Fewer / oder der dritte Grad deß fewers iſt / wenn man<lb/> auß dem Sand diſtillirt. Der vierdt vnd ſtärckſte Grad deß fewers iſt / <lb/> wenn man am bloſſen Fewer / ohne Waſſer / Aschen oder Sand diſtillirt.<lb/> Und zu einem jeden Grad deß fewrs gehören ſonderliche öfen / wie ſol=ches<lb/> hernach alles außdrücklichen angezeigt wird / dann ich mit kurzem<lb/> ſchreiben / ſo viel müglich / alles wil erklären vmd offenbaren.<lb/> </p> </div> <div> <head type="margin" n="4"> Man=cherlen<lb/> arten<lb/> waſſer zu di=ſtillieren. </head> <p> Nun ſeind mancherlen weiß vnd weg / auß kräutern / blettern / wur=ßeln<lb/> vnd blumen / Erſtlich ein Waſſer zu diſtillirn / derenich die<lb/> beſten vnd fürnembſten allbier volgende wil<lb/> beſchreiben.<lb/> </p> </div> <pb n="7" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/> <div type="section" n="1.1"> <head n="1.1">Der erſte weg / viel waſſer auß Kräutern vff<lb/> einmal zu diſtillieren. </head> <head type="margin">Prob des waſ=ſers<lb/> im diſtil=lirn </head> <p> <w rend="initial capital">NImb</w> einen Meßſtab / vnd miß / wie tieff die Blaſe / oder Inſtru=ment<lb/> ſen / vnd theile die tieffe der Blaſen am Meßſtab in vier<lb/> gleiche theil / denn nimb was für Kräuter du wilt / zerſtoß die in<lb/> einem Mörſcher / daß ſie wie ein Bren werden / fülle den erſten Theil<lb/> von den Blaſen voll / mit den zerſtoſſenen Kräutern / geuß rein waſſer<lb/> drauff in die Blaſe / ſo viel daß dren Theil von der Blaſen mit den zer=ſtoſſenen<lb/> Kräutern / voll werden / vnd der vierte Theil leer bleibe / ſeze<lb/> den Deckel mit den rören vff die Blaſen / verbinde die Fugen ganz wol<lb/> mit naſſen Rindern Blaſen / ſeze zu end an die Rören / ein Glaß auch<lb/> wol verwahrt / fülle den Ofen voll mit Todten kolen / vnd lege oben auff<lb/> die todten Kolen / dren oder vier glüende Kolen / laß die Kolen angehen /<lb/> vnd eben auch glüend werden / mache den vnterſten ſtöpffel am Ofen<lb/> feſt zu / verſchmire ihn mit Läimen / den andern oben mach auch geheb<lb/> zu / vnd laß zu oberſt am Ofen von den vier löchern nur eines offen / laß<lb/> es alſo gemachſam angehen vnnd nur tropffweiß diſtillirn / denn die<lb/> waſſer find beſſer vnd ſtärcker / wenn ſie fein gemachſam distillirt wer=den<lb/> / wenn die Kolen ſehr abgehen / vnd wenig Fewr im Ofen verhan=den<lb/> iſt / ſo muſtu mehr Kolen hinein ſchütten / vnd alle halbe viertheil<lb/> ſtund zum wenigſten einmal das waſſer auß dem Käntlein abzöpffen.<lb/> In dieſer diſtillirung iſt zu mercken / daß am beſten were / wenn<lb/> man die Kräuter zerſtieſſe / vnd eine Kandel oder ſieben warm waſſer<lb/> darauff göſſe / ſie alſo eine Tag vn Nacht fein geheb zugedecket ſtehe ließ /<lb/> ſie danach wie oben gemelt / diſtillirt / ſo wird dz waſſer noch kräfftiger.<lb/> Mehr iſt zu mercken / daß die erſte Kanne waſſer / ſo herüber im diſtil=liren<lb/> von allen Kräutern / Blumen vnd Gewürz / da saller beſte vnd<lb/> ſtärckeſte iſt / ſo muß man auch vber 4. oder 5. Kannen voll waſſer von<lb/> Kräutern nicht laſſen herüber gehen / oder diſtillirn / ſonder wenn 4.<lb/> oder 5. Kannen voll waſſer herüber find / muß man auff hören / daß<lb/> Fewer laſſen abgehen / oder die Kolen auß dem Ofen nemen. Denn ſon=ſten<lb/> wen man mehr vber erzehlte maß diſtillirte / würden die Kräuter /<lb/> <pb n="8" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/> oder was ſonſten in der Blaſen were / trucken / ſtinckend und brennend<lb/> werden / an dem bodt der Blaſen anbrennen / auch wol die Blaß ſchmel=ßen<lb/> vnd ganz verderben. Solchen ſchaden zu meiden / ſollen zum höch=ſten<lb/> vber 5. Kannen voll waſſer / vff einmahl herüber nicht diſtillirt<lb/> werden / dann die erſten zwo Kannen waſſer / ſo am erſten herüber kom=men<lb/> / ſind am beſten / vnd mag on allen ſchaden / wenn 3. Kannen voll<lb/> waſſer herüber ſein / zu diſtilliren auffgehört werden. Es were dann ſach /<lb/> wol 4. oder 5. Kanne voll guts waſſers / vnd iſt in dieſem die beſte Proba /<lb/> daß man die abfallende tröpfflein waſſer ſchmecke / wann in denſelben<lb/> kein ſonderlicher ſtarcker ſchmack geſpüret würd / iſt es zeit auffzuhören /<lb/> vnd das Fewer laſſen abgehen. </p> <div type="utensils"> <head type="margin">Wie die öhl<lb/> vom waſſer zu<lb/> ſcheiden.<lb/> a Das leer <unclear>___</unclear>.<lb/> b Das öhl auff dem waſ=ſer.<lb/> c Das waſſer. </head> <p> <figure rend="Drawing of a filter"> <head>In dieſer diſtillirung geben bald alle<lb/> fette Kräuter ein öhl / das man <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">per ſeparatoria</foreign> zu ſcheiden weiß / wann<lb/> nun daß waſſer alles herauß <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ex ſeparatorio</foreign>iſt / vnd das<lb/> öhl jeßt an den fingern kompt / ſo laß das öhl in ein rei=nes<lb/> Schälin oder Gläßlin lauffen / in das Schälin o=der<lb/> Gläßlin leg ein kleines ſtücklein reine Baumwollen /<lb/> laß das öhl durch die Baumwol in ein ander kleines rei=nes<lb/> Gläßlin / tröpfelweiß / flieſſen / verbinde es wol / vnd<lb/> ſeße es vier wochen an die Sonnen / ſiheſtu denn vnten am<lb/> boden deß Gläßlins was trübes / oder ſo das öhl nicht ſchön /<lb/> rein vnd lauter iſt /ſo laß es noch ein mahl oder zwen durch ein reine<lb/> Baumwolln in ein reines Gläßlin erflieſſen. </head> </figure> </p> </div> <div> <head type="margin"> <w rend="antiqua">Retifici-rung</w><lb/> vnd <unclear>___,_____</unclear><lb/> der waſ|ſer<lb/> vnd öhl. </head> <head type="margin"> Auß dütren<lb/> Kräutern/ <unclear>__.</unclear><lb/> waſſer diſtil=lirn. </head> <p> Wann du aber die waſſer ſampt dem öhl / ſo durch das Inſtrument<lb/> iſt diſtillirt worden / ſchöner vnd klärer oder ſubtiler haben wilt / ſo gieß<lb/> es mit dem öhl in ein gläſern oder Waldenburgiſchen Kolben / einen<lb/> Helm darauff geheb / mit feuchtem groben vntergelegten Pappir wol<lb/> vermacht / ſeße es ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> ein Gläßlin daran geſeßt / vnd<lb/> diſtillir es mit linden ſanfftem Fewer / das waſſer vnd öhl herüber / vnd<lb/> hab gute achtung darauff / damit ja das waſſer in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> nicht<lb/> ſisde / ſonſten würde dz waſſer nach dem brand riechen. Alſo wird mit lin=dem<lb/> Fewr gar ein ſchön herrlich waſſer / mit eine ſchönen claren öl herüber<lb/> <pb n="9" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/> diſtillirt / dz kan man / wie zuvor angezeigt / von einander ſcheide / vnd ein<lb/> jedes in ſonderheit vffhebs. Wil ma aber die waſſer noch ſubtiler habe / ſo<lb/> kan man ſie noch ein mahl in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber diſtillirn / den je öff=ter<lb/> ſie diſtillirt werde / je heller / clärer vn ſubtiler ſie werden / vn iſt ein weg /<lb/> dadurch man viel gute herzliche waſſer leichtliche mit wenig Vnkoſten<lb/> kan diſtillirn. Auff dieſe weiß kan man auß allen dürren Kräutern / Sa=men<lb/> / Gewürz vft Holz ein waſſer alſo diſtilliren / Nembt <w rend="antiqua">5. M. b.</w> getör=rets<lb/> kraut / zerhacket es ein wenig / thut es in ein Wänlin / gieſſet darauff<lb/> ein rein warmes waſſer / decket es fein geheb zu / laſſet es Tag vn Nacht<lb/> alſo ſtehen / danach füllet das Instrument an / alſo daß dren Theil im<lb/> Instrument voll werden /vnd das vierdte theil leer bleibe / vnd diſtillir dz<lb/> waſſer / wie obe gemeldet / herüber. Vo allerlen ſaame wird auch alſo ein<lb/> waſſer vnd öhl herüber diſtillirt / zerſtoß deß ſamens <w rend="antiqua">lb.</w> i. fein klein in<lb/> einem Mörſner / gieß auch warm waſſer drauff / laß es zugedeckt Tag<lb/> vnd Nacht ſtehen / dann diſtillir es durch ein Instrument.<lb/> </p> </div> <div type="utensils"> <p> <figure rend="Drawing of an instrument"> <head type="margin"> <unclear>_____</unclear>der di=ſtillation<lb/> durchs In=ſtrument. </head> </figure> </p> </div> </div> <pb n="10" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/> <div type="section" n="1.2"> <head n="1.2"> Ein ander weg waſſer zu Diſtillirn. </head> <div> <head type="margin">Im Balaneo<lb/> diſtilliren. </head> <p> <w rend="initial capital">NImb</w> was für Kräuter du wilt / zerhack oder zerſtoß ſie / welches<lb/> beſſer iſt / ſchütte ſie alſo zerſtoſſen in einen Kolben / fülle den Kol=ben<lb/> halb voll an / ſeße einen Helm darauff / wol vermacht / vnd<lb/> ſtelle es alſo in ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Marie,</foreign> diſtillir mit ziemlichem mittelmeſ=ſigen<lb/> Fewr / das waſſer dauon herüber / in dieſer <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">diſtillarion</foreign> geben die<lb/> waſſer von Kräutern ſelten ein öhl / es ſen denn daß man die Kräuter<lb/> in einen weiſſen Wein 4. oder 3. wochen einbeiße / vnd hernachmals<lb/> diſtillire. </p> </div> <div> <head type="margin"> Kräuter Salz<lb/> machen. </head> <head type="margin"> <unclear>_____</unclear>des Salz=es<lb/> ſein waſ=ſer<lb/> zu stärcken. </head> <p> So iſt es auch ferner zu mercken / daß man das waſſer in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Ma-riae</foreign><lb/> keines wegs muß im diſtillirn ſieben laſſen / ſonſten bekommen die<lb/> waſſer einen vnlieblichen geſchmack. Die waſſer auff berürte weiß ſein<lb/> gut / jedoch nicht ſo ſtarck vnd kräfftig / als wie durchs Inſtrument<lb/> diſtillirt / denn dieſelben ſind kräfftiger / fürnemlichen wann ſie noch<lb/> ein mahl in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber diſtillirt werden. Allhier iſt ein groß<lb/> geheimniß zu mercken / wie man auß allen Kräutern vnd Blumen ein<lb/> ſchönes Salz kan machen / Nimb die dürren harten Kräuter / ſo am<lb/> boden / vnd im grund deß Kolbens ligend bleiben / thue ſie in ein groſ=ſen<lb/> Topff / den mach oben mit einem Deckel zu / ſeße den Topff in ein<lb/> Kolfewer / laß ihn fein gemachſam warm werden / leßtlich gib ihm ein<lb/> ſtarck Fewer oben vnd vnden / alſo daß er durchauß / wie ein glüende<lb/> Koln / ein stündlang glüe / laß ihn erkalten / mach ihn auff / ſo wirſtu<lb/> im Topff ein Aſchen finden / von der Aſchen mach eine Laugen / wie<lb/> gebräuchlich / mit feinem lautern hellen waſſern / dieſe Lauge ſide ganz<lb/> trocken in einem Tigel ein / ſo wirſtu ein ſchönes Salz von dem Kraut /<lb/> das du genommen haſt / finden / daſſelbige hebe fleiſſig auff / denn wann<lb/> du ein waſſer kräfftig vnd ſtarck in der Arßnen haben wilt / ſo thue ein<lb/> Meſſerſpiß voll dieſes Salßes vnter ein ganzes Glaß voll ſeines waſ=ſers<lb/> / ſo würd das waſſer deſto kräfftiger / vnd verdirbt auch nicht ſo<lb/> bald / denn das Salß iſt deß waſſers ſein rechter Balſam. </p> </div> <pb n="11" rend="Zum beſten zu Diſtilliren."/> <div> <head type="margin"> Waſſer träff=tiger<lb/> machen. </head> <p> Wollet ihr aber auff dieſe weß ewer waſſer gut / köſilich / auch war=hafft<lb/> Haben / ſo gieß das herüber diſtillirte waſſer vff ein friſches kraut /<lb/> Vnd diſtillir es wider noch ein mahl herüber. Da du es aber vffs clareſt<lb/> Vn herzlichſte begereſt / ſo gieß das jezt gemeldte zum andern mahl diſtil=lirte<lb/> waſſer widerumb in einem rein Kolben / einen geheben Helm dar=auff<lb/> vermacht / ſeze es im <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> vnd diſtillir das waſſer alſo<lb/> zum dritten mahl herüber / wann du ein Kandel voll waſſer in den Kol=ben<lb/> goſſen haſt / vnd ſich eine halbe Kandel herüber diſtillirt hat / ſo höre<lb/> auff / vnd hebe das diſtillirte waſſer auff / denn es iſt alſo gut / vnd eines<lb/> lieblichen geruchs / denn alles was ſubtil / gut vnd köſtlich / das gehet im<lb/> diſtillirn am erſten herüber / vnd alſo haſtu den andern weg / wie man auß<lb/> Kräutern ein waſſer ſol diſtillirn. Es gibt aber wenig waſſer auff dieſe<lb/> weiß / vnd nimb viel zeit / vff geſchicht mit mehrerm Vukoſten / alls das /<lb/> ſo durchs Instrument diſtillirt würd.<lb/> </p> </div> </div> <div type="section" n="1.3"> <head n="1.3"> Der dritte weg. </head> <p> DIß iſt der beſte vnd nüzlichſte weg / dar durch die waſſer am al=ler<lb/> herzlichſte / vft auffs aller ſubtilſte gediſtillirt werde / welche an<lb/> tugendt / geruch / ſtärcke / krafft vn wirckung aller die andern weit<lb/> vbertreffen / vnd gehet alſo zu. Nimb was für Kräuter oder Blumen<lb/> du wilt / zerſtoß die klein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">in mortario,</foreign> fülle einen Waldenburgiſchen<lb/> Kolben nicht gar halb voll / damit an / (der Kolb muß aber einen Halß<lb/> rund herum haben / vnnd muß ſich in einen andern<lb/> Kolbe mit dem Halß ſchlieſſen wie allhier neben verzeich=net<lb/> iſt) verbinde die Fugen mit rindern Blaſen ganz<lb/> wol / ſeze die zwo Kolben / alſo auff einander gebunden /<lb/> in einen Koßmiſt / welches Ich für die höchste heunlig=keit<lb/> in der Natur halte / auch keines wegs allhier kan<lb/> beſchrieben / vnnd ohne ſonderliche handtgriffe ge=lehnet<lb/> werden. </p> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of a 'Waldenburgischer Kolben'"> <head type="margin"> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Digeſtio</foreign>im<lb/> Hof miſt oder<lb/> <unclear>ſ__lung.</unclear> </head> </figure> </div> <pb n="12" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/> <div> <head type="margin"> Woher <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">bal-neum<lb/> roris</foreign><lb/> <unclear>ge___dt.</unclear> </head> <p> Derwegen an ſtatt deß Koßmiſts möge ihr ſolche kolben in eine feu=lung<lb/> eines <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balnei Roris</foreign> ſezen / welches derwegen ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Roris</foreign><lb/> genandt wird / daß der Braden vnd der warme dampff vom Waſſer<lb/> den kolben ſtets zu gleicher linder wärme erhelt / vnd ſolches Dampff=bad<lb/> / varinn alle Waſſer viel ſubtiler vnd herrlicher ohn einigen brande<lb/> köndten bereitet werden / vnd diſtillirt / würde alſo gemacht. </p> </div> </div> <div type="section" n="1.4"> <head n="1.4"> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Roris.</foreign> </head> <head type="margin"> Andre Rüß<lb/> gemeites<lb/> Dampffbads. </head> <head type="margin"> <unclear>Fe__ung</unclear> im<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">balneo ma-ris.</foreign> </head> <p> <w rend="initial capital">NImb</w> einen geroſſen / ſtarcken / Waldenburgiſchen Reibſchirm<lb/> der einer eben tieffe ſen / vn zu oberſt inwendig einen falz mit eine<lb/> abſaz eines daumen bereit habe / vnter demſelben falz muß der<lb/> treibſchirm ein rötlein / eines viertels einer Eln<lb/> lang haben / das muß inwendig vnter ſich gebo=gen<lb/> ſein / da ſolchen reibeſchirm ein Töpffer nicht<lb/> fan machen / muß man ehe einen Kupfferſchmidt<lb/> von kupffer ein ſolchen laſſen verfertigen / dieſen<lb/> alſo bereiteten Treibeſchirm / maure in einem O=fen<lb/> / ( wie ich dann ſie geweiſet habe) denn laſſe den<lb/> Bürtner ein Enchen Fäßlein machen / mit einem Boden / derſelbe bo=den<lb/> muß voller löchlin ſein / da ein jedes loch eines federteils groß ſen /<lb/> diß fäßlein muß ſich mit dem boden auff den falz<lb/> vnnd abſaz deß rendbeſchirm geheb einſchlieffen /<lb/> vnten neben dem boden muß ein loch ſein / darein<lb/> muſ ein Trichter mit einer krummen röhren ge=ſteckt<lb/> / vnd dardurch waſſer hinein gegoſſen wer=den<lb/> / alſo dass Renbeschirm voller waſſer we=de<lb/> / vnnd wenn er voll gnug iſt / ſo laufft es zum<lb/> krummen röhrlein herauß. Nun nimb hew / thue<lb/> es in ein Keſſel voll warmes waſſers / vnnd rühre<lb/> es wol durcheinander / ſo wirt das hew ganz lindt vnd<lb/> weich / Nimb ein hölzern Trenfuß / der einer guten<lb/> ſpannen hoch ſen / vnd ſeze denſelben in das fäßlein /<lb/> <pb n="13" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/> auff den löcherigen boden / vmb in her / lege das eingeweichte heuw fein<lb/> tückt er vber die runde deß trenfuß / bewinde ein wenig mit dem naſſen<lb/> hew / danach ſeze zwen zuſammen gebundene kolben / mit den zerſtoſſe=nen<lb/> Kreutern oder Blumen auff den trenfuß / alſo daß der öberſte ganz<lb/> vnd gar herauß auß dem fäßlein gehe / vmblege den vnterſten kolben /<lb/> vom trenfuß hiß oben an das fäßlein auch fein lück er mit hew / oben ma=che<lb/> zwen außgeſchnittene Bretlein vmb den<lb/> kolben / vnd lege ſtein drauff / damit die kolben<lb/> fein feſt ſtehen bleiben / wie ſolches alles vnge=fehrlich<lb/> hieher neben abgeriſſen / denn mache<lb/> feuwer in den Ofen / vnd laß alſo das Waſſer<lb/> warm werden / daß du ſchwerlich einen finger im treiaſche im Waſſer<lb/> halten kanſt / du muſt aber in dieſem Dampffbad die vier öberſten löch=lein<lb/> am Ofen eben klein machen / vnd nur ein halbes löchlein offen laſ=ſen / vnd ſonſten alle<lb/> löcher am Ofen oben auffs fleſſigſte zumachen /<lb/> auch in dem Ofen nicht gröſſere koln / als die Wälſchennüſe ſchütten /<lb/> vnd in dieſem Dampffbad laß die Kolben in gleiche wärme vier woche<lb/> ſtehen. Das iſt eine recht ſchöne weiß / ſich mit Kreuttern zubehen.<lb/> Item auff dieſe weß kan man ein Badſtüblein machen /daß man im<lb/> dampff / ſo von Kreutern kömbt / kan allein schwizen vnd baden / vnnd<lb/> ſonſten keines Waſſers vnnd Feuwers in der Badſtuben gebrauchen<lb/> dörffe. Da du aber das Dampffbad nicht verſtcheſt / oder kanſt ma=chen<lb/> laſſen / ſo ſeze die Kolben nur in ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">balneum Mariae,</foreign> vnd laß das<lb/> Waſſer ben leib im pfänlein nicht ſiedend werden / ſonſten würde das<lb/> Waſſer / ſo hernachmals auß den Kreutern gebrandt wirt / ſeurlich rie=chen.<lb/> Das Waſſer muß aber allweg ſo warm im pfännlein ſein / daß<lb/> man ſchwerlich einen finger eine gute lange zeit / ohne verlezug / darin<lb/> erleiden kan / in ſolcher wärme laß die Kolben zehen oder vierzehen tag<lb/> ſtehen / denn nimb ſie herauß / thue die Kreuter auß dem Kolben in eine<lb/> andern reinen Kolben / ein Helm daruff / ſeze den Kolben ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneu<lb/> Mariae,</foreign> Diſtillir das Waſſer herüber / das herüber gediſtillirte Waſ=ſer<lb/> gieß auff ſeines gleichen friſches zerſtoſſenes Kraut / thue es wider in <pb n="14" rend="Waſſer auß Kreutern vnd dergleichen"/> den Kolben / vnnd ſeze den andern Kolben widerumb darauff / wolver=macht<lb/> / ſeze es wider ins Dampffbad oder ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> laſſe<lb/> es in ſolcher gleicher wärme / Neun tag ſtehen / dann nimb es herauß /<lb/> vnd Diſtillir es in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber / ſo wirſtu ein ſchönes / herz=liches<lb/> / gutes / kräfftiges Waſſer bekommen.<lb/> </p> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of a 'Treibeschirm'"></figure> </div> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of a barrel with holes at the bottom and a filter"></figure> </div> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of two cut-out boards"></figure> </div> </div> <div> <head type="margin"> Andere weg<lb/> waſſer zu di=ſtillirn. </head> <p> Es findt viel mehr weg / Waſſer zu diſtillirn / als in Zinnen Helm /<lb/> in der Aſchen / im Sand / an der Sonnen / welche alle den obgemelten<lb/> Waſſern keines wegs gleichen / ſondern gemeiniglich vbel riechen / auch<lb/> nicht fruchtbarlich können in der Arznen gebraucht werden : derwegen<lb/> vnvoundthen allhier von ſolchen zuſchreiben.<lb/> </p> </div> </div> <div type="section" n="1.5"> <head n="1.5"> Wie man aus allen Kräutern ir <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">quintam eſſentiam.</foreign><lb/> Das iſt / ihr fünfftes Weſen / oder ihr höchſte krafft / ſo ſie in<lb/> ſich haben / kan herauß zihen / welchs viel köſtlicher<lb/> iſt / denn alle Waſſer / <unclear>__.</unclear> </head> <head type="margin"> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Extractio</foreign><lb/> durch ſein <unclear>__<lb/> __</unclear> waſſer.<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Vide pagis,<lb/> 29. Per<lb/> olcrum.</foreign><lb/> </head> <p> <w rend="initial capital">NIm</w> wz für Kraut oder Blumen du wilt / zerſtoß die klein /<lb/> daß ſie warden wie ein bren / thue ſie dann in ein Kolben / alſo dass<lb/> derſelbe nur halb voll werde / ſeze ein andern Kolben darauff /<lb/> wol vermacht / vnd ſeze es (billich ſolte es ein Pferdt miſt ſein / in welche<lb/> es ohn allen vnkoſten geſchehe köndte /) ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneu Mariae,</foreign> darin laß es<lb/> in ziemlicher gleicher wärme vier wochen ſteben / dann nimb es herauß /<lb/> Diſtillir dz Waſſer durch ein andern Helm oder Kolbe davon / vn geuß<lb/> das wſſer wider auff die dürren Kräuter / thue es zuſammen wider in<lb/> den erſten kolben / vermache den andern kolben feſt darauff / ſeze es wi=der<lb/> acht tag lang ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> denn nimb es herauß / thue es<lb/> in ein andern kolben / ein helm darauff / vnnd distillir in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign><lb/> das waſſer davon / diß abe oder herüber diſtillirt waſſer geuß wider auff<lb/> ein friſches zerſtoſſenes kraut / thue es wider in den kolben zuſammen /<lb/> ſeze den andern kolben wider darauff wol vermacht / ſeze wider ins<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae</foreign> ſechs tag lang / ſo wirt ausdem waſſer ein dicke farbe/<lb/> dieſelbe ſenhe durch ein reines tüchlein / thu es in einen kolben zusam=men <pb n="15" rend="Am beſten zu Diſtilliren."/> / vnddiſtillirt das waſſer mit gar lindem fewer davon / wasam bo=den<lb/> des kolben bleibt / das nimb heraus / thue es in ein ſäcklein / vnd vreſ=ſe<lb/> es aus / ſo bekommeſt du einen dicken ſafft / denſelben thue wider in den<lb/> erſten kolben / vermach den andern kolben fäſt darauff / vnnd ſeze es vier<lb/> tag ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> denn mach es auff / vnnd nimb es herauß / ſo<lb/> haſtu die höchſte krafft auß dem kraut / ſo du genommen haſt / deſſelben<lb/> ein tröplein iſt beſſer / denn ſonſten ein löffel voll waſſers. Alſo haſtu<lb/> wie man auß allen Kreuttern ein waſſer / vnd ein herzlichen ſafft diſtil=lirn<lb/> vnd brennen kan / <unclear>__.</unclear> </p> </div> <div type="section" n="1.6"> <head n="1.6"> Wie mann auß allen Kreutern / Blettern /<lb/> Blumen / Samen vnd Holz Ohl ma=chen kan. </head> <div> <head type="margin"> Öhl auß<lb/> Kreutern<lb/> Die erſte art<lb/> pag. 9<lb/> Die ander art </head> <p> <w rend="initial capital">ES</w> find auch mancherlen weg öhl auß den Kreuttern für ſich ſel=ber<lb/> zu mache. Erſchliche durch dz <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">inſtrument</foreign> wirt am geſchwin=deſten<lb/> ein öhl auß Kreutern diſtillirt / wie oben iſt angezeigt wor=den.<lb/> Zum andern / wird auß Kreuttern vnnd Samen alſo ein öhl ge=macht:<lb/> Nim den Samen oder die Bletter von einem Kraut / thue es in<lb/> ein Glas / den dritten theil voll / geuß einen guten Malvaſier daran / dass<lb/> nur die helffte deß glaßes voll werde / vnd oben der halbe theil leer bleibe /<lb/> verbinde vnnd vermache das glas auffs aller fleiſſiſte / ſeze es an die<lb/> Sonnen / alſo dass es ſtets an der Sonnen ſtehet / vnnd die Sonne deß<lb/> tages ohne vnterlaß darein ſcheine / laß es alſo vier oder ſechs auch wol<lb/> acht wochen daran ſtehen / dann nimb das glas / mache es auff / thue dz<lb/> Kraut oder den Samen mit dem Maluaſier auß dem glas in einen rei=nen<lb/> Tiegel oder Topff / laß es am Kolfewer ein wenig warm werden /<lb/> thue es alß denn in ein reines ſäcklein / vnd preſſe es auß in ein fein rein<lb/> gefäß / ſo wirſtu oben ein ſchönes öhl ſchwimmen ſehen / das ſchende<lb/> davon / vnd heb es fleiſſig auff / Dieſe ander weiß gibt wol köſtlich gut<lb/> öhl / aber wenig / vnd nicht ſo viel / wie man durchs <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">instrument</foreign> zuwe=gen<lb/> bringt / ſie ſindt aber lieblich / vnd gar gut zu brauchen. </p> <pb n="16" rend="Auß Kräutern vnd dergleichen"/> <div> <head type="margin"> Die dritte art </head> <head type="margin"> öhlauß Sa=men. </head> <p> Zum dritten machen die Apotecker <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">eum olco olinarum</foreign> auß allen<lb/> Kreuttern vnd Blumen ein öhl / welches ein Baumöhl vor vnnd nach<lb/> bleibet / vnd keines wegs den vorigen öhlen kan verglichen werden. Iſt<lb/> derwegen / wie ſie es machen / nicht werth / daß es allhier vnter dieſe weg<lb/> vnnd weiß ſoll geſchrieben werden. Eins aber iſt allhier zumercken /<lb/> wenn mann auß Samen ein öhl durch den erſten vnnd andern weg<lb/> will machen / ſoll mann allweg den Samen ſein klein zerſtoſſen / ſo gibt<lb/> er deſto mehr öhl denn ſonſten. </p> </div> </div> <div type="section" n="1.7"> <head n="1.7"> Auß holß wirdt alſo ein öhl<lb/> gemacht. </head> <head type="margin"> öhl außholß<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">per deſcen-ſum.</foreign> </head> <head type="margin"> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Lutum.</foreign> </head> <head type="margin"> Ractificirung<lb/> dieſes öhls. </head> <p> <w rend="initial capital">NImb</w> waſerlen holz du wilt / laß es gröblich zu fegen / oder mit<lb/> einer Raſpen zufenlen / denn nimb ein Kolben / den fülle mit<lb/> ſpänen vom holz wol an /der Kolbe muß ein doppelten falz ha=ben<lb/> / vnd muß der halß des Kolbens fein enge<lb/> ſein / auch in dem öberſten falz muß ein Kranz<lb/> ſein außgeſchnitte / darein muß ſich ein ſcheib=lein<lb/> von Dan gemacht vnnd gebrandt eines<lb/> tellers groß fein ſchlieſſen / wende das ſcheib=lein<lb/> oben im halß fein vmb / ſo bleibt es fein feſt<lb/> vnnd geheb im Kolben liegendt / vnd köndten<lb/> kein ſpän vom holz / wenn mann den Kolben dz öberſt zu vnterſt wendet /<lb/> herauß fallen. Nuhn muß ein ander groſſer Kolbe ſein / in deß halß<lb/> muß ſich der Kolbe mit den ſpähnen ſchicken / oder ſchlieſſen / ſtürze<lb/> den einen Kolben mit den ſpähnen mit dem halß in den vnterſten Kol=ben<lb/> / wie er allhier verzeichnet iſt / vnd nimb ein guten Laimen / der mit<lb/> Ochſenblut / ſcherwollen vnnd Pferdtmiſt iſt zugerichtet / vnnd ver=ſchmiere<lb/> die fugen wol / da ſich die Kolben in einander ſchlieſſen mit<lb/> allem fleiß / laß es von jm ſelbſten trucken werden / iſt der Laim geriſ=ſen<lb/> / ſo ſchmier die riß wider zu / wenn es nun drucken / ſo mach ein groß <pb n="17" rend="Ohl zu machen."/> Loch in die Erden / das loch muß ſo groß vnnd tieff in der<lb/> Erden ſein / dass der vnterſte Kolb geraumb darinnen ſte=hen<lb/> kann / vnd wenn du ihn mit der Erden wider zudeckeſt /<lb/> dass mann gar nichts von dem vnterſten Kolben / auch<lb/> von den fugen / da ſie ſich in einander ſchlieſſen / ſehen kann /<lb/> bedecke vnnd verſcharre den vnterſten Kolben mit der Er=den<lb/> ganz vnd gar / alſo daß mann nur den öberſten Kol=ben<lb/> allein ſihet / vnd trucke die Erde mit der handt fein ge=heb<lb/> vnd feſt an den vnterſten Kolben / den lege vmb<lb/> den öberſten Kolben einer halben Elen brent da=von<lb/> todte Kolen / vnd zünde ſie an / laß das Eirckel<lb/> oder rundt Kolfewer gemachſam angehen / vnnd<lb/> alle zwo ſtunden ſchiebe das Kolfewer vmb vnnd<lb/> vmbher dem Kolben näher / biß du lezlichen all<lb/> das kollfewer vmbher hart an den kolben bringeſt /<lb/> dann bedecke den kolben ganz vnd gar mit kolfeu=wer<lb/> / dass er glue / wie ein glüende kolen / vnnd laß<lb/> ihn alſo vier ſtundt in ſolcher groſſer hiz vnd glue / laß das kolfewer vmb<lb/> ihn ſelber abgehen / vnnd alles von ihm ſelber erfalten / grab den kol=ben<lb/> auß der Erden / weiche den Laimen auß den fugen mit einem naſ=ſen<lb/> tuch abe / hebe den oberſten kolben von dem vnterſten / ſo wirſtu im<lb/> vnterſten kolben ein öhl vnnd waſſer von holz finden / das wirdt nach<lb/> dem brandt riechen / thue es in einen kolben / einen andern kolben dar=auff<lb/> / die fugen mit rindern Blaſen wol geheb vermacht / ſeze es in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Bal-neum<lb/> Mariae,</foreign> laß es in linder wärme vier wochen ſtehen / mach es<lb/> auff / geuß es in ein kolben / einen Helm darauff / vnd Diſtillir es alles<lb/> herüber / ſo bekommeſtu ein ſchön Waſſer / vnnd ein ſchön öhle / da es<lb/> aber noch brunſelt / vnnd ein wenig nach dem Brandt reucht / ſo mu=ſtu<lb/> es noch ein mal neun tag in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae</foreign> ſezen / vnd es dann<lb/> wider / wie izt angezeigt / Diſtillirn. Alſo kanſtu auß Wachholderbeer /<lb/> Roßmarinholz / Enpreſſenholß / vnnd auß allem andern Holz / ſo du<lb/> nur begereſt / ein öhl haben vnd Diſtillirn / vnnd dieſe Diſtillation iſt<lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Diſtillatio per deſcenſum.</foreign> </p> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of a jar with lid"></figure> </div> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of a jar"></figure> </div> <div type="utensils"> <figure rend="Drawing of two jars"> <head type="margin"> <unclear>____________.</unclear> </head> </figure> </div> </div> <pb n="18" rend="Auß Kräutern vnd dergleichen"/> <div type="section" n="1.8"> <head n="1.8"> Wie auß allen Kreutern / Holz vnnd Blet=tern<lb/> ein Salz gemacht wirde. </head> <p> <w rend="initial capital">NImb</w> kreuter oder holz / was du wilt / dörre es ſein am ſchat=ten<lb/> auß / oder dörre es in einem reinen feinen Backofen / wann<lb/> das Brodt heruß gezogen iſt / wann es recht dürre / ſo lege es<lb/> auff einen reinen herdt / zünde es an / vnnd brenne es zu einer Aſchen / die<lb/> Aſche thue in ein reines tüchlein / in ein laugen ſchäfflein / ſo vnten am<lb/> boden voller löchlein iſt / mit Stro / vnd oben auff das Stro das keinen<lb/> tüchlein mit der Aſchen / geuß darauff ein reines warmes Waſſer / vnd<lb/> mach eine lauge wie gebräuchlich / davon / alſo daß die lauge fein lautter<lb/> vnd klar herdurch flieſſe / dieſe klare laugen geuß in ein kleines tiegelein<lb/> oder töpfflein / vnd koche es ben einem Kolfewer gemachſam ein / daß es<lb/> lezlich im tiegel ganz trucken wirdt / diß ſtich mit einem meſſer vom Ti=gel<lb/> ab / vnd zutreib ſolch ſalz auff einem Marmelſtein / oder reiben ſen<lb/> ganz klein / denn lege oder zerſirewe es auff einen brenten ſtein / vnd ſeze<lb/> den Stein mit dem zertriebenen ſalz in einen feuchten Keller / der Stein<lb/> muß krumb ſtehen / vnnd mit einer ecken vnter ſich hangen / vnter dieſel=be<lb/> Ecken ſeze ein Schüſſelein / oder ein Krüglein / ſo wirdt das Salz<lb/> zu einem Waſſer werden / vnd vom ſtein herunter in dz vorgeſezte glas<lb/> oder krüglein flieſſen / dz waſſer geuß in ein Tiegel oder in eine ſchüſſel /<lb/> lege einen feinen / reinen / feuchten filz mit dren oder vier ſpizen darein /<lb/> vnter die ſpizen deß filzes ſeze ein reines ſchüſſelein / ſo wirdt das waſſer<lb/> fein lauter / hell vnd klar / auß dem tiegel durch den filz tröpffe weiß in<lb/> das vorgesalzte ſchüſſelein flieſſen / wenn es alles herein gefloſſen iſt / ſo<lb/> geuß das klare waſſer auß der ſchüſſel in ein reinen tiegel / ſeze in auff ein<lb/> tindes Kolfewer / vnnd ſiede das waſſer fein gemachſam ein / alſo daß es<lb/> im tigel ganz trucken wirt / ſo wirſtu im tiegel ein ſchönes / wieſſes / klares<lb/> ſalz finden / daſſelbe heb fleiſſig auff / denn in dem iſt die höchſte Tugent /<lb/> Krafft vnd Wirckung der Kreuter / Es iſt der Balſam / ſo die Kreuter /<lb/> vnnd auch die Menschen von viel Kranckheiten / mit Göttlicher Ver=lenhung<lb/> / erhele. </p> </div> </div> <pb n="19" rend="Salz machen."/> </div> </body> </text> </TEI>