Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Korpuslinguistik und Morphologie

alchemistische.praktik.1603.xml

text/xml alchemistische.praktik.1603.xml — 49.2 KB

Dateiinhalt

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<?oxygen RNGSchema="http://www.tei-c.org/release/xml/tei/custom/schema/relaxng/tei_all.rng" type="xml"?>
<TEI
  xmlns:xi="http://www.w3.org/2001/XInclude"
  xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg"
  xmlns:math="http://www.w3.org/1998/Math/MathML"
  xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
  <teiHeader>
    <fileDesc>
      <titleStmt>
        <title>Alchimistische Praktik</title>
        <author>Andreas Libavius</author>
      </titleStmt>
      <publicationStmt>
        <date>1603</date>
        <pubPlace>Frankfurt</pubPlace>
      </publicationStmt>
      <sourceDesc>
        <bibl>Libavius, Andreas (1603), Alchimistische Praktik. Frankfurt, pp. 4-26.</bibl>
      </sourceDesc>
    </fileDesc>
  </teiHeader>
  <text>
    <body>
      <div type="book">
        <head rend="red">Alchimistische Praktik</head>

      <div type="preface">
        <head>An den Leſer.</head>
        <p>
          <w rend="initial capital">Eſ</w> findet mir lieber Leſer / zwen ſeine Achn=miſthiſche<lb/>
          Tractätlein von guten freundten<lb/>
          zukomen / wiewol unbewuſt wer ſie zugerich=tet.<lb/>
          Dieſelben /weil ich ſie zu allerlen handt=griff<lb/>
          zuverſtehen / vnnd gute Urſnenen zube=reiten<lb/>
          / gut vnd nuſ erachtet : hab ich dir ſie nicht verhal=ten<lb/>
          wollen. Du magſt davon vrtheilen / was du recht be=findeſt.<lb/>
          Ich hab mir das <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">judicium Athenienfium</foreign> von<lb/>
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Hippocrate</foreign> belieben laſſen / welchen ſie vnder andern auch<lb/>
          derenthalben zu ehren meineten : <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Quia ſcripta de arte me-dica<lb/>
            exacta edidit,multos effe volens medicos,qui ferua<lb/>
            repoffent.</foreign> Wüntſche auch daſ ſolches Werck zu Gottes<lb/>
          ehr / und deſ Nechten ſonderlich Deutſcher Nation, nuſ<lb/>
          wie es angeſehen / gereiche. Es iſt nicht ohn / daſſ ſolche<lb/>
          Deutſche werckden vngelehrten die kunſt gemein mache /<lb/>
          vnd alſo gleich den Seiven die Perlen vorwerffen. Iſt vor<lb/>
          dieſe mein gemüth auch geweſen von ſolchen mich abzu=halten.<lb/>
          Uber ich hat vermerckt / daſſ die gelehrten mehren<lb/>
          theilſ der kunſt nicht achten / und vielmehr darumb der<lb/>
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">publication</foreign> zuwider ſein / daſſ der gemeine Deutſche nicht<lb/>
          verſtehe wie gelehrt ſie ſein / vnnd alſo nicht dörffen fleiſſig<lb/>
          der heimlich ſeit der natur nachforſchen. Wollten lieber /<lb/>
          wie die albern heinſen in der <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Dialectic,</foreign> daſſ alle ſcharpſ=ſe<lb/>
          kunſt under der Erden faulte : ſo weren ſieben irer un=wiſſenheit<lb/>
          auch weiſe Leute. Iſt einer den ſolche <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">publica-tion</foreign>
        <pb n="3"/>
        verdreuſt / der ermuntere ſich / vnnd lerne nicht allein.<lb/>
        dieſes / ſondern trachte auch nach etwaſ höhers / alſo dz es<lb/>
        im kein Ungelehrter könne nachthun. Es hat ein jede kunſt<lb/>
          vnd <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ingenium</foreign> ſeinen gradt. Wie man auch die kunſt leh=ret<lb/>
          / faſſen ſie doch nicht alle. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Medicus manet medicus et-iam<lb/>
          ſi aliqiud ſimile arripiat ſtultus.</foreign>  Du ſiheſt in ſchu=len <lb/>
          / daſ auſ gleichem fleiſ vngleiche <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> profectus</foreign>  entſtehen.<lb/>
          Eſ wirdt die <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Alchymia</foreign>  wol für den vngeſchickten bleiben /<lb/>
        wils aber einem Gott gönnen / bekömpt ers auch wieder <lb/>
        deinen willen / du ſchreibſt Deutſch / Welſch / oder Latei=niſch<lb/>
        davon : waſ du dich in Deutſchen befahreſt / kan_ <lb/>
        in latein auch geſchehen / doch ſoltu wiſſen daſ nicht alles<lb/>
        alſo erkleret iſt / daſ eſ halt ein jeder im erſten anſchauwen<lb/>
          oder flug erhaſchen möge. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Multa ſcribuntur initiatiſ :</foreign> <lb/>
        Gleichwol hab ich mich der muehe (wiewol ich ſonſt gnug<lb/>
        zuſchaffen) nicht verdrieſſen laſſen etwaſ darzu zuſeſen /<lb/>
        vnd wie viel ich verſtanden / zuerklären. Das magſtu in<lb/>
        Gottes namen zum beſten brauchen.<lb/>
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> TRACTA.</foreign> 
        </p>
        <pb n="4" rend="in header: Vorrede."/>
      </div>
      <div n="1" type="chapter">
        <head n="1"><foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">TRACTAVS CHYMISTARVM <lb/>
          DE DESRILLATIONIBVS<lb/>
          vnd extractionibus.</foreign></head>
        <p>
          <w rend="initial capital">IM</w> diſtillirn/ja in einer ſchendung/wenn man<lb/>
          daſ irdiſche / grobe vnd Korporaliſche von ſubtilen / rei=nen<lb/>
        vnd geiſtlichen ſcheiden will / muſ man vor allen ditt=gen<lb/>
        erſtlichen die namen der Bläſer / Inſtrumenten / <lb/>
        Ofen vnd die grad_ſ deſ fewers wiſſen / damit alles fein<lb/>
        gründlich vnd recht kan deſtillirt vnd bere[n]tct werden.<lb/>
          </p>
        <div type="utensils">
          <head type="margin" n="1">
            von diſtil=lier<lb/>
            Gläsern.
          </head>
          <p>
            <figure rend="Drawing of three jars">
              <head>
              Diſ nennt man einen Kolben / eſ fen<lb/>
              von einem Blaſ oder andern Materien /<lb/>
              vnd derſelbe muſ man flein / groſ / hoch /<lb/>
              nidrig / weit vnd enge / eine zimliche anzahl<lb/>
              haben.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <div type="utensils">
          <p>
            <figure rend="Drawing of two jars">
              <head>
                Diſ nennet man zween Kolben / vff einander ge=ſtürſt <lb/>
                / vnd hart verbunden / vffſ aller fleiſſigſte mit<lb/>
                Rindenern Blaſen.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <div type="utensils">
          <p>
            <figure rend="Drawing of a helmet">
              <head>
                Diſ nennet man ein<lb/>
                Helm / vnnd derſelben<lb/>
                Müſſen auch viel im vor /<lb/>
                Racht ſein.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <pb n="5"/>
        <div type="utensils">
          <p>
            <figure rend="Drawing of three glasses">
              <head>
                Solches ſein Gläſer<lb/>
                vunden wie ein Kugel /<lb/>
                vberſich mit einem lan=gen<lb/>
                Halſ / werden Bi__<lb/>
                len genennet.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <div type="utensils">
          <p>
            <figure rend="Drawing of two alembics">
              <head>
                Die krummen Gläſer<lb/>
                der Inſtrument werde <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Re-torten</foreign><lb/>
                genant können von<lb/>
                Glaſe / auch von gutem / <lb/>
                Thon gemacht werde vnd
                gbrant.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <pb n="6" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/>
        <div type="utensils">
          <p>
            <figure rend="Drawing of two glasses">
              <head>
                Diß nennet man ein groß Vorla=ge<lb/>
                / darein zum wenigſten 20. oder 25.<lb/>
                Randel Waſſer geben / ſolche gar groſ=ſe<lb/>
                Gläſer werden in Heſſen gemacht /<lb/>
                vnd offt im diſtillirn gebraucht.
              </head>
            </figure>
          </p>
        </div>
        <div type="utensils">
          <head type="margin" n="2">
            Von den<lb/>
            öfen.
          </head>
          <p>
        Die Ofen / als <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Calciner</foreign> O=fen<lb/>
        darin man alle ding zu Aſchen<lb/>
        brennet / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Reuerberir</foreign> Ofen / darinn<lb/>
        alle ding mit deß Fewers flammen ge=brant<lb/>
        werden / Item Aſchöfen Sand=öfen<lb/>
        / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae, </foreign> vnd andere öfen mehr / welche ſonderlich müſ=ſen<lb/>
        beſchrieben werden.<lb/>
          </p>
        </div>
        <div type="utensils">
          <head type="margin" n="3">
            Vom<lb/>
            Fewr.
          </head>
          <p>
            Ein groſſer vnterſchend iſt am Fewr / vnd ſolches recht zu wiſſen / zu=verſtehn<lb/>
            / vund recht zu brauchen / iſt das aller beſte vnd fürnembſte im<lb/>
            diſtillirn.<lb/>
          </p>
          <p>
            Das aller lindſte / ſchwechſte / ſänffſte Fewr iſt / wenn man in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Bal-neo<lb/>
              Mariae</foreign> deſtillirt / oder an der Sonnenſchein. Das ander nach die=ſem<lb/>
            ſo vmb viel Grad ſtärcker er iſt / geſchicht wenn man in einer Aschen<lb/>
            diſtillirt.<lb/>
          </p>
          <p>
            Das dritte Fewer / oder der dritte Grad deß fewers iſt / wenn man<lb/>
            auß dem Sand diſtillirt. Der vierdt vnd ſtärckſte Grad deß fewers iſt / <lb/>
            wenn man am bloſſen Fewer / ohne Waſſer / Aschen oder Sand diſtillirt.<lb/>
            Und zu einem jeden Grad deß fewrs gehören ſonderliche öfen / wie ſol=ches<lb/>
            hernach alles außdrücklichen angezeigt wird / dann ich mit kurzem<lb/>
            ſchreiben / ſo viel müglich / alles wil erklären vmd offenbaren.<lb/>
          </p>
        </div>
        <div>
          <head type="margin" n="4">
            Man=cherlen<lb/>
            arten<lb/>
            waſſer zu di=ſtillieren.
          </head>
          <p>
            Nun ſeind mancherlen weiß vnd weg / auß kräutern / blettern / wur=ßeln<lb/>
            vnd blumen / Erſtlich ein Waſſer zu diſtillirn / derenich die<lb/>
            beſten vnd fürnembſten allbier volgende wil<lb/>
            beſchreiben.<lb/>
          </p>
        </div>
        <pb n="7" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/>
        <div type="section" n="1.1">
          <head n="1.1">Der erſte weg / viel waſſer auß Kräutern vff<lb/>
          einmal zu diſtillieren.
          </head>
          <head type="margin">Prob des waſ=ſers<lb/>
            im diſtil=lirn
          </head>
          <p>
            <w rend="initial capital">NImb</w> einen Meßſtab / vnd miß / wie tieff die Blaſe / oder Inſtru=ment<lb/>
            ſen / vnd theile die tieffe der Blaſen am Meßſtab in vier<lb/>
            gleiche theil / denn nimb was für Kräuter du wilt / zerſtoß die in<lb/>
            einem Mörſcher / daß ſie wie ein Bren werden / fülle den erſten Theil<lb/>
            von den Blaſen voll / mit den zerſtoſſenen Kräutern / geuß rein waſſer<lb/>
            drauff in die Blaſe / ſo viel daß dren Theil von der Blaſen mit den zer=ſtoſſenen<lb/>
            Kräutern / voll werden / vnd der vierte Theil leer bleibe / ſeze<lb/>
            den Deckel mit den rören vff die Blaſen / verbinde die Fugen ganz wol<lb/>
            mit naſſen Rindern Blaſen / ſeze zu end an die Rören / ein Glaß auch<lb/>
            wol verwahrt / fülle den Ofen voll mit Todten kolen / vnd lege oben auff<lb/>
            die todten Kolen / dren oder vier glüende Kolen / laß die Kolen angehen /<lb/>
            vnd eben auch glüend werden / mache den vnterſten ſtöpffel am Ofen<lb/>
            feſt zu / verſchmire ihn mit Läimen / den andern oben mach auch geheb<lb/>
            zu / vnd laß zu oberſt am Ofen von den vier löchern nur eines offen / laß<lb/>
            es alſo gemachſam angehen  vnnd nur tropffweiß diſtillirn / denn die<lb/>
            waſſer find beſſer vnd ſtärcker / wenn ſie fein gemachſam distillirt wer=den<lb/>
            / wenn die Kolen ſehr abgehen / vnd wenig Fewr im Ofen verhan=den<lb/>
            iſt / ſo muſtu mehr Kolen hinein ſchütten / vnd alle halbe viertheil<lb/>
            ſtund zum wenigſten einmal das waſſer auß dem Käntlein abzöpffen.<lb/>
            In dieſer diſtillirung iſt zu mercken / daß am beſten were / wenn<lb/>
            man die Kräuter zerſtieſſe / vnd eine Kandel oder ſieben warm waſſer<lb/>
            darauff göſſe / ſie alſo eine Tag vn Nacht fein geheb zugedecket ſtehe ließ /<lb/>
            ſie danach wie oben gemelt / diſtillirt / ſo wird dz waſſer noch kräfftiger.<lb/>
            Mehr iſt zu mercken / daß die erſte Kanne waſſer / ſo herüber im diſtil=liren<lb/>
            von allen Kräutern / Blumen vnd Gewürz / da saller beſte vnd<lb/>
            ſtärckeſte iſt / ſo muß man auch vber 4. oder 5. Kannen voll waſſer von<lb/>
            Kräutern nicht laſſen herüber gehen / oder diſtillirn / ſonder wenn 4.<lb/>
            oder 5. Kannen voll waſſer herüber find / muß man auff hören / daß<lb/>
            Fewer laſſen abgehen / oder die Kolen auß dem Ofen nemen. Denn ſon=ſten<lb/>
            wen man mehr vber erzehlte maß diſtillirte / würden die Kräuter /<lb/>
            <pb n="8" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/>
            oder was ſonſten in der Blaſen were / trucken / ſtinckend und brennend<lb/>
            werden / an dem bodt der Blaſen anbrennen / auch wol die Blaß ſchmel=ßen<lb/>
            vnd ganz verderben. Solchen ſchaden zu meiden / ſollen zum höch=ſten<lb/>
            vber 5. Kannen voll waſſer / vff einmahl herüber nicht diſtillirt<lb/>
            werden / dann die erſten zwo Kannen waſſer / ſo am erſten herüber kom=men<lb/>
            / ſind am beſten / vnd mag on allen ſchaden / wenn 3. Kannen voll<lb/>
            waſſer herüber ſein / zu diſtilliren auffgehört werden. Es were dann ſach /<lb/>
            wol 4. oder 5. Kanne voll guts waſſers / vnd iſt in dieſem die beſte Proba /<lb/>
            daß man die abfallende tröpfflein waſſer ſchmecke / wann in denſelben<lb/>
            kein ſonderlicher ſtarcker ſchmack geſpüret würd / iſt es zeit auffzuhören /<lb/>
            vnd das Fewer laſſen abgehen.
          </p>
          <div type="utensils">
            <head type="margin">Wie die öhl<lb/>
              vom waſſer zu<lb/>
              ſcheiden.<lb/>
              a Das leer <unclear>___</unclear>.<lb/>
              b Das öhl auff dem waſ=ſer.<lb/>
              c Das waſſer.
            </head>
          <p>
            <figure rend="Drawing of a filter">
              <head>In dieſer diſtillirung geben bald alle<lb/>
                fette Kräuter ein öhl / das man <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">per ſeparatoria</foreign> zu ſcheiden weiß / wann<lb/>
                nun daß waſſer alles herauß <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ex ſeparatorio</foreign>iſt / vnd das<lb/>
                öhl jeßt an den fingern kompt / ſo laß das öhl in ein rei=nes<lb/>
                Schälin oder Gläßlin lauffen / in das Schälin o=der<lb/>
                Gläßlin leg ein kleines ſtücklein reine Baumwollen /<lb/>
                laß das öhl durch die Baumwol in ein ander kleines rei=nes<lb/>
                Gläßlin / tröpfelweiß / flieſſen / verbinde es wol / vnd<lb/>
                ſeße es vier wochen an die Sonnen / ſiheſtu denn vnten am<lb/>
                boden deß Gläßlins was trübes / oder ſo das öhl nicht ſchön /<lb/>
                rein vnd lauter iſt /ſo laß es noch ein mahl oder zwen durch ein reine<lb/>
                Baumwolln in ein reines Gläßlin erflieſſen.
              </head>
            </figure>
          </p>
          </div>
          <div>
            <head type="margin">
              <w rend="antiqua">Retifici-rung</w><lb/>
              vnd <unclear>___,_____</unclear><lb/>
              der waſ|ſer<lb/>
              vnd öhl.
            </head>
            <head type="margin">
              Auß dütren<lb/>
              Kräutern/ <unclear>__.</unclear><lb/>
              waſſer diſtil=lirn.
            </head>
            <p>
              Wann du aber die waſſer ſampt dem öhl / ſo durch das Inſtrument<lb/>
              iſt diſtillirt worden / ſchöner vnd klärer oder ſubtiler haben wilt / ſo gieß<lb/>
              es mit dem öhl in ein gläſern oder Waldenburgiſchen Kolben / einen<lb/>
              Helm darauff geheb / mit feuchtem groben vntergelegten Pappir wol<lb/>
              vermacht / ſeße es ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> ein Gläßlin daran geſeßt / vnd<lb/>
              diſtillir es mit linden ſanfftem Fewer / das waſſer vnd öhl herüber / vnd<lb/>
              hab gute achtung darauff / damit ja das waſſer in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> nicht<lb/>
              ſisde / ſonſten würde dz waſſer nach dem brand riechen. Alſo wird mit lin=dem<lb/>
              Fewr gar ein ſchön herrlich waſſer / mit eine ſchönen claren öl herüber<lb/>
              <pb n="9" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/>
              diſtillirt / dz kan man / wie zuvor angezeigt / von einander ſcheide / vnd ein<lb/>
              jedes in ſonderheit vffhebs. Wil ma aber die waſſer noch ſubtiler habe / ſo<lb/>
              kan man ſie noch ein mahl in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber diſtillirn / den je öff=ter<lb/>
              ſie diſtillirt werde / je heller / clärer vn ſubtiler ſie werden / vn iſt ein weg /<lb/>
              dadurch man viel gute herzliche waſſer leichtliche mit wenig Vnkoſten<lb/>
              kan diſtillirn. Auff dieſe weiß kan man auß allen dürren Kräutern / Sa=men<lb/>
              / Gewürz vft Holz ein waſſer alſo diſtilliren / Nembt <w rend="antiqua">5. M. b.</w> getör=rets<lb/>
              kraut / zerhacket es ein wenig / thut es in ein Wänlin / gieſſet darauff<lb/>
                ein rein warmes waſſer / decket es fein geheb zu / laſſet es Tag vn Nacht<lb/>
                alſo ſtehen / danach füllet das Instrument an / alſo daß dren Theil im<lb/>
                Instrument voll werden /vnd das vierdte theil leer bleibe / vnd diſtillir dz<lb/>
                waſſer / wie obe gemeldet / herüber. Vo allerlen ſaame wird auch alſo ein<lb/>
              waſſer vnd öhl herüber diſtillirt / zerſtoß deß ſamens <w rend="antiqua">lb.</w> i. fein klein in<lb/>
                  einem Mörſner / gieß auch warm waſſer drauff / laß es zugedeckt Tag<lb/>
                vnd Nacht ſtehen / dann diſtillir es durch ein Instrument.<lb/>
            </p>
          </div>
          <div type="utensils">
            <p>
              <figure rend="Drawing of an instrument">
                <head type="margin">
                  <unclear>_____</unclear>der di=ſtillation<lb/>
                  durchs In=ſtrument.
                </head>
              </figure>
            </p>
          </div>
        </div>
        <pb n="10" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/>
        <div type="section" n="1.2">
          <head n="1.2">
            Ein ander weg waſſer zu Diſtillirn.
          </head>
          <div>
            <head type="margin">Im Balaneo<lb/>
              diſtilliren.
            </head>
          <p>
            <w rend="initial capital">NImb</w> was für Kräuter du wilt / zerhack oder zerſtoß ſie / welches<lb/>
            beſſer iſt / ſchütte ſie alſo zerſtoſſen in einen Kolben / fülle den Kol=ben<lb/>
            halb voll an / ſeße einen Helm darauff / wol vermacht / vnd<lb/>
            ſtelle es alſo in ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Marie,</foreign> diſtillir mit ziemlichem mittelmeſ=ſigen<lb/>
            Fewr / das waſſer dauon herüber / in dieſer <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">diſtillarion</foreign> geben die<lb/>
            waſſer von Kräutern ſelten ein öhl / es ſen denn daß man die Kräuter<lb/>
            in einen weiſſen Wein 4. oder 3. wochen einbeiße / vnd hernachmals<lb/>
            diſtillire.
          </p>
          </div>
          <div>
            <head type="margin">
              Kräuter Salz<lb/>
              machen.
            </head>
            <head type="margin">
              <unclear>_____</unclear>des Salz=es<lb/>
              ſein waſ=ſer<lb/>
              zu stärcken.
            </head>
          <p>
            So iſt es auch ferner zu mercken / daß man das waſſer in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Ma-riae</foreign><lb/>
            keines wegs muß im diſtillirn ſieben laſſen / ſonſten bekommen die<lb/>
            waſſer einen vnlieblichen geſchmack. Die waſſer auff berürte weiß ſein<lb/>
            gut / jedoch nicht ſo ſtarck vnd kräfftig / als wie durchs Inſtrument<lb/>
            diſtillirt / denn dieſelben ſind kräfftiger / fürnemlichen wann ſie noch<lb/>
            ein mahl in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber diſtillirt werden. Allhier iſt ein groß<lb/>
            geheimniß zu mercken / wie man auß allen Kräutern vnd Blumen ein<lb/>
            ſchönes Salz kan machen / Nimb die dürren harten Kräuter / ſo am<lb/>
            boden / vnd im grund deß Kolbens ligend bleiben / thue ſie in ein groſ=ſen<lb/>
            Topff / den mach oben mit einem Deckel zu / ſeße den Topff in ein<lb/>
            Kolfewer / laß ihn fein gemachſam warm werden / leßtlich gib ihm ein<lb/>
            ſtarck Fewer oben vnd vnden / alſo daß er durchauß / wie ein glüende<lb/>
            Koln / ein stündlang glüe / laß ihn erkalten / mach ihn auff / ſo wirſtu<lb/>
            im Topff ein Aſchen finden / von der Aſchen mach eine Laugen / wie<lb/>
            gebräuchlich / mit feinem lautern hellen waſſern / dieſe Lauge ſide ganz<lb/>
            trocken in einem Tigel ein / ſo wirſtu ein ſchönes Salz von dem Kraut /<lb/>
            das du genommen haſt / finden / daſſelbige hebe fleiſſig auff / denn wann<lb/>
            du ein waſſer kräfftig vnd ſtarck in der Arßnen haben wilt / ſo thue ein<lb/>
            Meſſerſpiß voll dieſes Salßes vnter ein ganzes Glaß voll ſeines waſ=ſers<lb/>
            / ſo würd das waſſer deſto kräfftiger / vnd verdirbt auch nicht ſo<lb/>
            bald / denn das Salß iſt deß waſſers ſein rechter Balſam.
          </p>
          </div>
          <pb n="11" rend="Zum beſten zu Diſtilliren."/>
          <div>
            <head type="margin">
              Waſſer träff=tiger<lb/>
              machen.
            </head>
          <p>
            Wollet ihr aber auff dieſe weß ewer waſſer gut / köſilich / auch war=hafft<lb/>
            Haben / ſo gieß das herüber diſtillirte waſſer vff ein friſches kraut /<lb/>
            Vnd diſtillir es wider noch ein mahl herüber. Da du es aber vffs clareſt<lb/>
            Vn herzlichſte begereſt / ſo gieß das jezt gemeldte zum andern mahl diſtil=lirte<lb/>
            waſſer widerumb in einem rein Kolben / einen geheben Helm dar=auff<lb/>
            vermacht / ſeze es im <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> vnd diſtillir das waſſer alſo<lb/>
            zum dritten mahl herüber / wann du ein Kandel voll waſſer in den Kol=ben<lb/>
            goſſen haſt / vnd ſich eine halbe Kandel herüber diſtillirt hat / ſo höre<lb/>
            auff / vnd hebe das diſtillirte waſſer auff / denn es iſt alſo gut / vnd eines<lb/>
            lieblichen geruchs / denn alles was ſubtil / gut vnd köſtlich / das gehet im<lb/>
            diſtillirn am erſten herüber / vnd alſo haſtu den andern weg / wie man auß<lb/>
            Kräutern ein waſſer ſol diſtillirn. Es gibt aber wenig waſſer auff dieſe<lb/>
            weiß / vnd nimb viel zeit / vff geſchicht mit mehrerm Vukoſten / alls das /<lb/>
            ſo durchs Instrument diſtillirt würd.<lb/>
          </p>
          </div>
        </div>
        <div type="section" n="1.3">
          <head n="1.3">
            Der dritte weg.
          </head>
          <p>
            DIß iſt der beſte vnd nüzlichſte weg / dar durch die waſſer am al=ler<lb/>
            herzlichſte / vft auffs aller ſubtilſte gediſtillirt werde / welche an<lb/>
            tugendt / geruch / ſtärcke / krafft vn wirckung aller die andern weit<lb/>
            vbertreffen / vnd gehet alſo zu. Nimb was für Kräuter oder Blumen<lb/>
            du wilt / zerſtoß die klein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">in mortario,</foreign> fülle einen Waldenburgiſchen<lb/>
            Kolben nicht gar halb voll / damit an / (der Kolb muß aber einen Halß<lb/>
            rund herum haben / vnnd muß ſich in einen andern<lb/>
            Kolbe mit dem Halß ſchlieſſen wie allhier neben verzeich=net<lb/>
            iſt) verbinde die Fugen mit rindern Blaſen ganz<lb/>
            wol / ſeze die zwo Kolben / alſo auff einander gebunden /<lb/>
            in einen Koßmiſt / welches Ich für die höchste heunlig=keit<lb/>
            in der Natur halte / auch keines wegs allhier kan<lb/>
            beſchrieben / vnnd ohne ſonderliche handtgriffe ge=lehnet<lb/>
            werden.
          </p>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of a 'Waldenburgischer Kolben'">
              <head type="margin">
                <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Digeſtio</foreign>im<lb/>
                Hof miſt oder<lb/>
                <unclear>ſ__lung.</unclear>
              </head>
            </figure>
          </div>
          <pb n="12" rend="Waſſer auß Kräutern vnd dergleichen"/>
          <div>
            <head type="margin">
              Woher <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">bal-neum<lb/>
                roris</foreign><lb/>
              <unclear>ge___dt.</unclear>
            </head>
            <p>
            Derwegen an ſtatt deß Koßmiſts möge ihr ſolche kolben in eine feu=lung<lb/>
            eines <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balnei Roris</foreign> ſezen / welches derwegen ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Roris</foreign><lb/>
            genandt wird / daß der Braden vnd der warme dampff vom Waſſer<lb/>
            den kolben ſtets zu gleicher linder wärme erhelt / vnd ſolches Dampff=bad<lb/>
            / varinn alle Waſſer viel ſubtiler vnd herrlicher ohn einigen brande<lb/>
            köndten bereitet werden / vnd diſtillirt / würde alſo gemacht.
            </p>
          </div>
        </div>
        <div type="section" n="1.4">
          <head n="1.4">
            <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Roris.</foreign>
          </head>
          <head type="margin">
            Andre Rüß<lb/>
            gemeites<lb/>
            Dampffbads.
          </head>
          <head type="margin">
            <unclear>Fe__ung</unclear> im<lb/>
            <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">balneo ma-ris.</foreign>
          </head>
          <p>
            <w rend="initial capital">NImb</w> einen geroſſen / ſtarcken / Waldenburgiſchen Reibſchirm<lb/>
            der einer eben tieffe ſen / vn zu oberſt inwendig einen falz mit eine<lb/>
            abſaz eines daumen bereit habe / vnter demſelben falz muß der<lb/>
            treibſchirm ein rötlein / eines viertels einer Eln<lb/>
            lang haben / das muß inwendig vnter ſich gebo=gen<lb/>
            ſein / da ſolchen reibeſchirm ein Töpffer nicht<lb/>
            fan machen / muß man ehe einen Kupfferſchmidt<lb/>
            von kupffer ein ſolchen laſſen verfertigen / dieſen<lb/>
            alſo bereiteten Treibeſchirm / maure in einem O=fen<lb/>
            / ( wie ich dann ſie geweiſet habe) denn laſſe den<lb/>
            Bürtner ein Enchen Fäßlein machen / mit einem Boden / derſelbe bo=den<lb/>
            muß voller löchlin ſein / da ein jedes loch eines federteils groß ſen /<lb/>
            diß fäßlein muß ſich mit dem boden auff den falz<lb/>
            vnnd abſaz deß rendbeſchirm geheb einſchlieffen /<lb/>
            vnten neben dem boden muß ein loch ſein / darein<lb/>
            muſ ein Trichter mit einer krummen röhren ge=ſteckt<lb/>
            / vnd dardurch waſſer hinein gegoſſen wer=den<lb/>
            / alſo dass Renbeschirm voller waſſer we=de<lb/>
            / vnnd wenn er voll gnug iſt / ſo laufft es zum<lb/>
            krummen röhrlein herauß. Nun nimb hew / thue<lb/>
            es in ein Keſſel voll warmes waſſers / vnnd rühre<lb/>
            es wol durcheinander / ſo wirt das hew ganz lindt vnd<lb/>
            weich / Nimb ein hölzern Trenfuß / der einer guten<lb/>
            ſpannen hoch ſen / vnd ſeze denſelben in das fäßlein /<lb/>
            <pb n="13" rend="Auffs beſt zu Diſtilliren."/>
            auff den löcherigen boden / vmb in her / lege das eingeweichte heuw fein<lb/>
            tückt er vber die runde deß trenfuß / bewinde ein wenig mit dem naſſen<lb/>
            hew / danach ſeze zwen zuſammen gebundene kolben / mit den zerſtoſſe=nen<lb/>
            Kreutern oder Blumen auff den trenfuß / alſo daß der öberſte ganz<lb/>
            vnd gar herauß auß dem fäßlein gehe / vmblege den vnterſten kolben /<lb/>
            vom trenfuß hiß oben an das fäßlein auch fein lück er mit hew / oben ma=che<lb/>
            zwen außgeſchnittene Bretlein vmb den<lb/>
            kolben / vnd lege ſtein drauff / damit die kolben<lb/>
            fein feſt ſtehen bleiben / wie ſolches alles vnge=fehrlich<lb/>
            hieher neben abgeriſſen / denn mache<lb/>
            feuwer in den Ofen / vnd laß alſo das Waſſer<lb/>
            warm werden / daß du ſchwerlich einen finger im treiaſche im Waſſer<lb/>
            halten kanſt / du muſt aber in dieſem Dampffbad die vier öberſten löch=lein<lb/>
            am Ofen eben klein machen / vnd nur ein halbes löchlein offen laſ=ſen / vnd ſonſten alle<lb/>
            löcher am Ofen oben auffs fleſſigſte zumachen /<lb/>
            auch in dem Ofen nicht gröſſere koln / als die Wälſchennüſe ſchütten /<lb/>
            vnd in dieſem Dampffbad laß die Kolben in gleiche wärme vier woche<lb/>
            ſtehen. Das iſt eine recht ſchöne weiß / ſich mit Kreuttern zubehen.<lb/>
            Item auff dieſe weß kan man ein Badſtüblein machen /daß man im<lb/>
            dampff / ſo von Kreutern kömbt / kan allein schwizen vnd baden / vnnd<lb/>
            ſonſten keines Waſſers vnnd Feuwers in der Badſtuben gebrauchen<lb/>
            dörffe. Da du aber das Dampffbad nicht verſtcheſt / oder kanſt ma=chen<lb/>
            laſſen / ſo ſeze die Kolben nur in ein <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">balneum Mariae,</foreign> vnd laß das<lb/>
            Waſſer ben leib im pfänlein nicht ſiedend werden / ſonſten würde das<lb/>
            Waſſer / ſo hernachmals auß den Kreutern gebrandt wirt / ſeurlich rie=chen.<lb/>
            Das Waſſer muß aber allweg ſo warm im pfännlein ſein / daß<lb/>
            man ſchwerlich einen finger eine gute lange zeit / ohne verlezug / darin<lb/>
            erleiden kan / in ſolcher wärme laß die Kolben zehen oder vierzehen tag<lb/>
            ſtehen / denn nimb ſie herauß / thue die Kreuter auß dem Kolben in eine<lb/>
            andern reinen Kolben / ein Helm daruff / ſeze den Kolben ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneu<lb/>
              Mariae,</foreign> Diſtillir das Waſſer herüber / das herüber gediſtillirte Waſ=ſer<lb/>
            gieß auff ſeines gleichen friſches zerſtoſſenes Kraut / thue es wider in
            <pb n="14" rend="Waſſer auß Kreutern vnd dergleichen"/>
            den Kolben / vnnd ſeze den andern Kolben widerumb darauff / wolver=macht<lb/>
            / ſeze es wider ins Dampffbad oder ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> laſſe<lb/>
            es in ſolcher gleicher wärme / Neun tag ſtehen / dann nimb es herauß /<lb/>
            vnd Diſtillir es in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign> herüber / ſo wirſtu ein ſchönes / herz=liches<lb/>
            / gutes / kräfftiges Waſſer bekommen.<lb/>
          </p>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of a 'Treibeschirm'"></figure>
          </div>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of a barrel with holes at the bottom and a filter"></figure>
          </div>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of two cut-out boards"></figure>
          </div>
        </div>
        <div>
          <head type="margin">
            Andere weg<lb/>
            waſſer zu di=ſtillirn.
          </head>
          <p>
            Es findt viel mehr weg / Waſſer zu diſtillirn / als in Zinnen Helm /<lb/>
            in der Aſchen / im Sand / an der Sonnen / welche alle den obgemelten<lb/>
            Waſſern keines wegs gleichen / ſondern gemeiniglich vbel riechen / auch<lb/>
            nicht fruchtbarlich können in der Arznen gebraucht werden : derwegen<lb/>
            vnvoundthen allhier von ſolchen zuſchreiben.<lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
      <div type="section" n="1.5">
        <head n="1.5">
          Wie man aus allen Kräutern ir <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">quintam eſſentiam.</foreign><lb/>
          Das iſt / ihr fünfftes Weſen / oder ihr höchſte krafft / ſo ſie in<lb/>
          ſich haben / kan herauß zihen / welchs viel köſtlicher<lb/>
          iſt / denn alle Waſſer / <unclear>__.</unclear>
        </head>
        <head type="margin">
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Extractio</foreign><lb/>
          durch ſein <unclear>__<lb/>
          __</unclear> waſſer.<lb/>
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Vide pagis,<lb/>
          29. Per<lb/>
            olcrum.</foreign><lb/>
        </head>
        <p>
          <w rend="initial capital">NIm</w> wz für Kraut oder Blumen du wilt / zerſtoß die klein /<lb/>
          daß ſie warden wie ein bren / thue ſie dann in ein Kolben / alſo dass<lb/>
          derſelbe nur halb voll werde / ſeze ein andern Kolben darauff /<lb/>
          wol vermacht / vnd ſeze es (billich ſolte es ein Pferdt miſt ſein / in welche<lb/>
          es ohn allen vnkoſten geſchehe köndte /) ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneu Mariae,</foreign> darin laß es<lb/>
          in ziemlicher gleicher wärme vier wochen ſteben / dann nimb es herauß /<lb/>
          Diſtillir dz Waſſer durch ein andern Helm oder Kolbe davon / vn geuß<lb/>
          das wſſer wider auff die dürren Kräuter / thue es zuſammen wider in<lb/>
          den erſten kolben / vermache den andern kolben feſt darauff / ſeze es wi=der<lb/>
          acht tag lang ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> denn nimb es herauß / thue es<lb/>
          in ein andern kolben / ein helm darauff / vnnd distillir in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneo Mariae</foreign><lb/>
          das waſſer davon / diß abe oder herüber diſtillirt waſſer geuß wider auff<lb/>
          ein friſches zerſtoſſenes kraut / thue es wider in den kolben zuſammen /<lb/>
          ſeze den andern kolben wider darauff wol vermacht / ſeze wider ins<lb/>
          <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae</foreign> ſechs tag lang / ſo wirt ausdem waſſer ein dicke farbe/<lb/>
          dieſelbe ſenhe durch ein reines tüchlein / thu es in einen kolben zusam=men
          <pb n="15" rend="Am beſten zu Diſtilliren."/>
          / vnddiſtillirt das waſſer mit gar lindem fewer davon / wasam bo=den<lb/>
          des kolben bleibt / das nimb heraus / thue es in ein ſäcklein / vnd vreſ=ſe<lb/>
          es aus / ſo bekommeſt du einen dicken  ſafft / denſelben thue wider in den<lb/>
          erſten kolben / vermach den andern kolben fäſt darauff / vnnd ſeze es vier<lb/>
          tag ins <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae,</foreign> denn mach es auff / vnnd nimb es herauß / ſo<lb/>
          haſtu die höchſte krafft auß dem kraut / ſo du genommen haſt / deſſelben<lb/>
          ein tröplein iſt beſſer / denn ſonſten ein löffel voll waſſers. Alſo haſtu<lb/>
          wie man auß allen Kreuttern ein waſſer / vnd ein herzlichen ſafft diſtil=lirn<lb/>
          vnd brennen kan / <unclear>__.</unclear>
        </p>
      </div>
      <div type="section" n="1.6">
        <head n="1.6">
          Wie mann auß allen Kreutern / Blettern /<lb/>
          Blumen / Samen vnd Holz Ohl ma=chen kan.
        </head>
        <div>
          <head type="margin">
            Öhl auß<lb/>
            Kreutern<lb/>
            Die erſte art<lb/>
            pag. 9<lb/>
            Die ander art
          </head>
        <p>
          <w rend="initial capital">ES</w> find auch mancherlen weg öhl auß den Kreuttern für ſich ſel=ber<lb/>
          zu mache. Erſchliche durch dz <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">inſtrument</foreign> wirt am geſchwin=deſten<lb/>
          ein öhl auß Kreutern diſtillirt / wie oben iſt angezeigt wor=den.<lb/>
          Zum andern / wird auß Kreuttern vnnd Samen alſo ein öhl ge=macht:<lb/>
          Nim den Samen oder die Bletter von einem Kraut / thue es in<lb/>
          ein Glas / den dritten theil voll / geuß einen guten Malvaſier daran / dass<lb/>
          nur die helffte deß glaßes voll werde / vnd oben der halbe theil leer bleibe /<lb/>
          verbinde vnnd vermache das glas auffs aller fleiſſiſte / ſeze es an die<lb/>
          Sonnen / alſo dass es ſtets an der Sonnen ſtehet / vnnd die Sonne deß<lb/>
          tages ohne vnterlaß darein ſcheine / laß es alſo vier oder ſechs auch wol<lb/>
          acht wochen daran ſtehen / dann nimb das glas / mache es auff / thue dz<lb/>
          Kraut oder den Samen mit dem Maluaſier auß dem glas in einen rei=nen<lb/>
          Tiegel oder Topff / laß es am Kolfewer ein wenig warm werden /<lb/>
          thue es alß denn in ein reines ſäcklein / vnd preſſe es auß in ein fein rein<lb/>
          gefäß / ſo wirſtu oben ein ſchönes öhl ſchwimmen ſehen / das ſchende<lb/>
          davon / vnd heb es fleiſſig auff / Dieſe ander weiß gibt wol köſtlich gut<lb/>
          öhl / aber wenig / vnd nicht ſo viel / wie man durchs <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">instrument</foreign> zuwe=gen<lb/>
          bringt / ſie ſindt aber lieblich / vnd gar gut zu brauchen. 
        </p>
          <pb n="16" rend="Auß Kräutern vnd dergleichen"/>
          <div>
            <head type="margin">
              Die dritte art
            </head>
            <head type="margin">
              öhlauß Sa=men.
            </head>
            <p>
              Zum dritten machen die Apotecker <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">eum olco olinarum</foreign> auß allen<lb/>
              Kreuttern vnd Blumen ein öhl / welches ein Baumöhl vor vnnd nach<lb/>
              bleibet / vnd keines wegs den vorigen öhlen kan verglichen werden. Iſt<lb/>
              derwegen / wie ſie es machen / nicht werth / daß es allhier vnter dieſe weg<lb/>
              vnnd weiß ſoll geſchrieben werden. Eins aber iſt allhier zumercken /<lb/>
              wenn mann auß Samen ein öhl durch den erſten vnnd andern weg<lb/>
              will machen / ſoll mann allweg den Samen ſein klein zerſtoſſen / ſo gibt<lb/>
              er deſto mehr öhl denn ſonſten.
            </p>
          </div>
        </div>
        <div type="section" n="1.7">
          <head n="1.7">
            Auß holß wirdt alſo ein öhl<lb/>
            gemacht.
          </head>
          <head type="margin">
            öhl außholß<lb/>
            <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">per deſcen-ſum.</foreign>
          </head>
          <head type="margin">
            <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Lutum.</foreign>
          </head>
          <head type="margin">
            Ractificirung<lb/>
            dieſes öhls.
          </head>
          <p>
            <w rend="initial capital">NImb</w> waſerlen holz du wilt / laß es gröblich zu fegen / oder mit<lb/>
            einer Raſpen zufenlen / denn nimb ein Kolben / den fülle mit<lb/>
            ſpänen vom holz wol an /der Kolbe muß ein doppelten falz ha=ben<lb/>
            / vnd muß der halß des Kolbens fein enge<lb/>
            ſein / auch in dem öberſten falz muß ein Kranz<lb/>
            ſein außgeſchnitte / darein muß ſich ein ſcheib=lein<lb/>
            von Dan gemacht vnnd gebrandt eines<lb/>
            tellers groß fein ſchlieſſen / wende das ſcheib=lein<lb/>
            oben im halß fein vmb / ſo bleibt es fein feſt<lb/>
            vnnd geheb im Kolben liegendt / vnd köndten<lb/>
            kein ſpän vom holz / wenn mann den Kolben dz öberſt zu vnterſt wendet /<lb/>
            herauß fallen. Nuhn muß ein ander groſſer Kolbe ſein / in deß halß<lb/>
            muß ſich der Kolbe mit den ſpähnen ſchicken / oder ſchlieſſen / ſtürze<lb/>
            den einen Kolben mit den ſpähnen mit dem halß in den vnterſten Kol=ben<lb/>
            / wie er allhier verzeichnet iſt / vnd nimb ein guten Laimen / der mit<lb/>
            Ochſenblut / ſcherwollen vnnd Pferdtmiſt iſt zugerichtet / vnnd ver=ſchmiere<lb/>
            die fugen wol / da ſich die Kolben in einander ſchlieſſen mit<lb/>
            allem fleiß / laß es von jm ſelbſten trucken werden / iſt der Laim geriſ=ſen<lb/>
            / ſo ſchmier die riß wider zu / wenn es nun drucken / ſo mach ein groß
            <pb n="17" rend="Ohl zu machen."/>
            Loch in die Erden / das loch muß ſo groß vnnd tieff in der<lb/>
            Erden ſein / dass der vnterſte Kolb geraumb darinnen ſte=hen<lb/>
            kann / vnd wenn du ihn mit der Erden wider zudeckeſt /<lb/>
            dass mann gar nichts von dem vnterſten Kolben / auch<lb/>
            von den fugen / da ſie ſich in einander ſchlieſſen / ſehen kann /<lb/>
            bedecke vnnd verſcharre den vnterſten Kolben mit der Er=den<lb/>
            ganz vnd gar / alſo daß mann nur den öberſten Kol=ben<lb/>
            allein ſihet / vnd trucke die Erde mit der handt fein ge=heb<lb/>
            vnd feſt an den vnterſten Kolben / den lege vmb<lb/>
            den öberſten Kolben einer halben Elen brent da=von<lb/>
            todte Kolen / vnd zünde ſie an / laß das Eirckel<lb/>
              oder rundt Kolfewer gemachſam angehen / vnnd<lb/>
              alle zwo ſtunden ſchiebe das Kolfewer vmb vnnd<lb/>
              vmbher dem Kolben näher / biß du lezlichen all<lb/>
              das kollfewer vmbher hart an den kolben bringeſt /<lb/>
                dann bedecke den kolben ganz vnd gar mit kolfeu=wer<lb/>
                / dass er glue / wie ein glüende kolen / vnnd laß<lb/>
                ihn alſo vier ſtundt in ſolcher groſſer hiz vnd glue / laß das kolfewer vmb<lb/>
                ihn ſelber abgehen / vnnd alles von ihm ſelber erfalten / grab den kol=ben<lb/>
                auß der Erden / weiche den Laimen auß den fugen mit einem naſ=ſen<lb/>
                tuch abe / hebe den oberſten kolben von dem vnterſten / ſo wirſtu im<lb/>
                vnterſten kolben ein öhl vnnd waſſer von holz finden / das wirdt nach<lb/>
                dem brandt riechen / thue es in einen kolben / einen andern kolben dar=auff<lb/>
                / die fugen mit rindern Blaſen wol geheb vermacht / ſeze es in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Bal-neum<lb/>
                  Mariae,</foreign> laß es in linder wärme vier wochen ſtehen / mach es<lb/>
                auff / geuß es in ein kolben / einen Helm darauff / vnd Diſtillir es alles<lb/>
                herüber / ſo bekommeſtu ein ſchön Waſſer / vnnd ein ſchön öhle / da es<lb/>
                aber noch brunſelt / vnnd ein wenig nach dem Brandt reucht / ſo mu=ſtu<lb/>
                es noch ein mal neun tag in <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Balneum Mariae</foreign> ſezen / vnd es dann<lb/>
                wider / wie izt angezeigt / Diſtillirn. Alſo kanſtu auß Wachholderbeer /<lb/>
                Roßmarinholz / Enpreſſenholß / vnnd auß allem andern Holz / ſo du<lb/>
                  nur begereſt / ein öhl haben vnd Diſtillirn / vnnd dieſe Diſtillation iſt<lb/>
                  <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Diſtillatio per deſcenſum.</foreign>
          </p>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of a jar with lid"></figure>
          </div>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of a jar"></figure>
          </div>
          <div type="utensils">
            <figure rend="Drawing of two jars">
              <head type="margin">
                <unclear>____________.</unclear>
              </head>
            </figure>
          </div>
        </div>
        <pb n="18" rend="Auß Kräutern vnd dergleichen"/>
        <div type="section" n="1.8">
          <head n="1.8">
            Wie auß allen Kreutern / Holz vnnd Blet=tern<lb/>
            ein Salz gemacht wirde.
          </head>
          <p>
            <w rend="initial capital">NImb</w> kreuter oder holz / was du wilt / dörre es ſein am ſchat=ten<lb/>
            auß / oder dörre es in einem reinen feinen Backofen / wann<lb/>
            das Brodt heruß gezogen iſt / wann es recht dürre / ſo lege es<lb/>
            auff einen reinen herdt / zünde es an / vnnd brenne es zu einer Aſchen / die<lb/>
            Aſche thue in ein reines tüchlein / in ein laugen ſchäfflein / ſo vnten am<lb/>
            boden voller löchlein iſt / mit Stro / vnd oben auff das Stro das keinen<lb/>
            tüchlein mit der Aſchen / geuß darauff ein reines warmes Waſſer / vnd<lb/>
            mach eine lauge wie gebräuchlich / davon / alſo daß die lauge fein lautter<lb/>
            vnd klar herdurch flieſſe / dieſe klare laugen geuß in ein kleines tiegelein<lb/>
            oder töpfflein / vnd koche es ben einem Kolfewer gemachſam ein / daß es<lb/>
              lezlich im tiegel ganz trucken wirdt / diß ſtich mit einem meſſer vom Ti=gel<lb/>
              ab / vnd zutreib ſolch ſalz auff einem Marmelſtein / oder reiben ſen<lb/>
              ganz klein / denn lege oder zerſirewe es auff einen brenten ſtein / vnd ſeze<lb/>
              den Stein mit dem zertriebenen ſalz in einen feuchten Keller / der Stein<lb/>
              muß krumb ſtehen / vnnd mit einer ecken vnter ſich hangen / vnter dieſel=be<lb/>
              Ecken ſeze ein Schüſſelein / oder ein Krüglein / ſo wirdt das Salz<lb/>
              zu einem Waſſer werden / vnd vom ſtein herunter in dz vorgeſezte glas<lb/>
              oder krüglein flieſſen / dz waſſer geuß in ein Tiegel oder in eine ſchüſſel /<lb/>
              lege einen feinen / reinen / feuchten filz mit dren oder vier ſpizen darein /<lb/>
              vnter die ſpizen deß filzes ſeze ein reines ſchüſſelein / ſo wirdt das waſſer<lb/>
              fein lauter / hell vnd klar / auß dem tiegel durch den filz tröpffe weiß in<lb/>
              das vorgesalzte ſchüſſelein flieſſen / wenn es alles herein gefloſſen iſt / ſo<lb/>
              geuß das klare waſſer auß der ſchüſſel in ein reinen tiegel / ſeze in auff ein<lb/>
              tindes Kolfewer / vnnd ſiede das waſſer fein gemachſam ein / alſo daß es<lb/>
                im tigel ganz trucken wirt / ſo wirſtu im tiegel ein ſchönes / wieſſes / klares<lb/>
                ſalz finden / daſſelbe heb fleiſſig auff / denn in dem iſt die höchſte Tugent /<lb/>
                Krafft vnd Wirckung der Kreuter / Es iſt der Balſam / ſo die Kreuter /<lb/>
                vnnd auch die Menschen von viel Kranckheiten / mit Göttlicher Ver=lenhung<lb/>
                / erhele.
          </p>
        </div>
      </div>
        <pb n="19" rend="Salz machen."/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>