Daſs die Gewächse leben, iſt wohl keinem Zwei=fel
unterworfen. Ihr Entwickeln vom Saamen
bis zu einer beſtimmten Geöſse, das Entſtehen
der Blume oder des friſchen Saamens, der wie=der
in Pflanzen derſelben Art, von der er ab=ſtammt,
verwandelt wird. Dieſer ewige Kreis=lauf
des Bildens, Entſtehens und Vergehens der=ſelben
beweiſet gar deutlich, daſs ſie leben. Le=ben
im weitläuftigſten Sinne ſetzt Empfindung
und Bewuſstſeyn zum voraus. Zum Empfinden
werden Nerven und zum Bewuſstseyn eine Seele
erfordert, die man doch den Gewächſen nicht
mit Gewiſsheit zueignen kann. So wie es unter
den Thieren vom Menſchen bis zur Milbe all=mählig
abnehmende Stufen des Empfindens und
Bewuſstseyns giebt, eben ſo finden wir Beyſpiele
unter den Gewächſen, die etwas Vollkommne=res
bey einigen vermuthen lafſen.
Am thierischen Körper hat
(
die Empfindung (
(
(
Kräfte, welche vom Leben des Thiers un=zertrennlich
ſind, kann man auch den Gewäch=ſen
nicht abſprechen, nur daſs ſie bey dieſen in
geringerem Grade ſich äuſsern.
Die Schnellkraft iſt das Beſtreben eines biegſa=men
Körpers nach dem Ausdehnen oder Zuſam=mendrücken,
ſeine vorige Geſtalt mit Gewalt wie=der
einzunehmen. Dieſe Kraft zeigt ſich noch
beym Holze und verſchiedenen verdickten Pflan=zenſaften.
Die Zuſammenziehung, die man auch eine
todte Kraft (
Faſern des HoIzes eigen. Sie beſteht in einer Aus=dehnung
und Zuſammenziehung, welche durch
Feuchtigkeit oder Hitze bewürkt wird. Nicht bloſs
bey friſchen Gewächſen, ſondern auch bey trock=nen
iſt ſie zu finden.
Die Reizbarkeit iſt eine Kraft, die ſich nur
bey der lebenden Pflanze zeigt und mit dem To=de
verſchwindet. Sie äuſsert sich bey einigen
Gewächſen ſehr deutlich; wenn man einen Theil
derſelben berührt, ſo zieht er ſich ſchnell zuſam=men.
Man kann dieſe Kraft nicht für bloſses Zu=sammenziehen
dem Verſchwinden des Theils, oder mit dem
Tode aufhört, und sich bey auſgetrockneten Ge=wächſen
nicht mehr zeigt. Beyspiele geben
ſenſitiva
lange dieſe Gewächſe leben, ziehn ſie durch eine
ſchwache Berührunn ihre Blätter zuſammen. Die
Staubgefaſse einiger Gewächſe, als
friſch ſind, durch eine Berührung auch ſchnell
zuſammen.
Die Empfindung wird bey den Thieren durch
die Nerven bewürkt. Ob nun Pflanzen würk=lich
empfinden, iſt eine Frage, die noch lange
nicht mit Gewiſsheit entſchieden iſt. Herr Per=cival
hat zwar dies mit vielen Erfahrungen be=weiſen
wollen, die aber doch nichts Gewiſſes ent=ſcheiden.
Er geht von dem Gedanken aus, daſs
Inſtinkte bey den Gewächſen wären, und wo
Instinkt iſt, muſste auch Empfindung ſeyn. Sei=ne
Beweiſe über den Inſtinkt der Gewächſe ſchei=nen
aber die Meynung nicht zu beſtätigen. Em=pfindung
iſt von der Reizbarkeit darin verſchie=den,
daſs der Körper, welcher empfindet, ſich
deſſen auch bewuſst ſeyn muſs. Und dies mit
Gewiſsheit bey den Gewächſen zu erweiſen,
möchte wohl vielen Schwierigkeiten unterwor=fen
beweiſen, ſo wären es folgende Din=ge:
der Schlaf, das Oeffnen und Schlieſsen ver=schiedener
Blumen. Die meiſten Pflanzen mit
gefiederten Blättern, legen ſie zu einer bestimm=ten
Zeit zuſammen.
des Abends um 4 Uhr ihre Blätter zu ſchlieſ=sen.
Blätter zuſammen, und bedeckt ganz dicht
die Blume und jungen Früchte. Die Blumen
der
und was merkwürdig iſt, tauchen un=ter
Waſſer. Viele Blumen aus der Klaſſe
beſonders
pulvialis
ſoll. Beweiſen dieſe Thatſachen nicht, daſs
wirklich ein gewiſſer Grad des Empfindens bey
den Gewächſen ſtatt findet?
Die Lebenskraft (
iſt eine Kraft, die gewiſſen Theilen eigen iſt, und
die Verrichtung derſelben befördert. Hieher ge=hört
die Kraft, welche die Säfte im Pflanzenkör=per
forttreibt. Daſs die Säfte durch eine gewiſſe
Kraft fortgetrieben werden, läſst ſich leicht be=weiſen.
Wenn man eine Pflanze, welche in
einen Topf geſetzt iſt, allmählig durch Entzie=hung
des Waſſers welken läſst, ſo wird, wenn
die Pflanze auch alle Theile behalten hat, ſie
ſie noch ſo ſtark begieſsen, fortzuwachſen; es
fehlt hier die Lebenskraft, welche vorher den
Saft in die Höhe trieb.
Der Bildnngstrieb (
Kraft, verlorne oder verlezte Theile wieder zu
erſetzen oder zu ergänzen. Wenn man einen
Baum aller Aeſte beraubt, ſo wird er wieder neue
hervorbringen. Wird die Rinde verlezt, ſo erſe=tzen
die nächſten Gefäſse des Baſtes das Fehlende,
und die Wunde heilt zu. Nicht alle Gewächſe
haben dieſe Kraft in gleichem Grade; einigen
ſcheint ſie ganz zu fehlen, da hingegen andere
deſto ſtärker ſie äuſsern.
Jene Kräfte, die man unleugbar bey den
Thieren dargethan hat, find auch, wie wir ge=ſehn
haben, den Gewächſen eigen. Man müſste
denn das Empfinden ausnehmen, was vielleicht
einige nur für einen erhöhten Grad der Reizbar=keit
halten. Es
Thieren, beſonders aus der Familie der Wür=mer,
das Empfinden deutlicher, als bey einigen
Gewächſen iſt, und ob man die Gränze feſtſe=tzen
kann, wo dieſe Kraft aufhört. Man wird
zwar einwenden, daſs nur einige Gewächſe etwas
dem Empfinden Aehnliches äuſsern, aber bey
Nerven wären entdeckt worden, worin doch nur
allein bey den Thieren dieſe Kraft liegt. Sind
aber immer Nerven, und zwar bey so ganz ver=ſchieden
gebildeten Körpern, wie die Gewächſe
ſind, nöthig, um ihnen Empfindung zuzueig=nen;
und kennen wir den innern Bau derſelben
ſchon ſo genau, ihnen dergleichen ganz abſpre=cben
zu wollen; und wer bürgt uns endlich da=für,
daſs die Gewächſe, bey denen wir dieſe Kraft
nicht bemerken können, ſie würklich nicht ha=ben?
So lange wir noch nichts entſcheidend Wi=derſprechendes
darüber wiſſen, ſehe ich nicht
ein, warum man bey den Pflanzen kein Em=pfinden
annehmen will.
In den frühſten Zeiten haben einige Natur=forscher
den Gewächſen eine Seele zueignen
wollen. Nachher iſt dies ganz in Vergeſſen=heit
gerathen, und nur erſt im vorigen Jahr=zehend
hat Percival es zu beweiſen geſucht.
Seine Beweiſe ſind dieſe: haben Pflanzen Em=pfindung,
ſo müſſen ſie ſich deſſen, wenn
auch nur ganz dunkel, bewuſst ſeyn; und
ſind ſie ſich deſſen bewuſst, ſo haben ſie auch
eine Seele. Das Empfinden und Bewuſstſeyn
der Gewächſe, ſagt er, lieſse ſich aus dem Saa=men
beweiſen, legt man dieſen verkehrt in die
kommt eben ſo gut, wie ordentlich
zum Vorſchein. Pflanzt man ferner eine Ho=pfenſtaude,
so werden ihre Stengel immer den
nächſten Stock oder Stamm ſuchen, um in die
Höhe zu ranken. Mehrere ähnliche Beyſpiele
übergehn wir, um nicht zu
Selbſt Hedwig, der gröſste Pflanzenphyſiolog
unſers Jahrhunderts verſichert, bey ſtarker Ver=gröſserung
etwas geſehn zu haben, was ihn ver=muthen
läſst, ein
anzunehmen. Sollte freylich Empfindung, was
ich nicht mit Gewiſsheit zu behaupten wage, den
Gewächſen eigen ſeyn, ſo glaube ich, daſs man
den geringſten Grad eines Bewuſstſeyns auch an=nehmen
müſſe.
Zwiſchen den Pflanzen und Thiefen haben in
ihter äuſsern Geſtalt viele Naturforſcher Aehnlich
keiten geſucht. Ariſtoteles hat ſchon die Pflanzen
umgekehrte Thiere genannt. Linné führte dieſe
Idee aus: er nannte die Wärme das Herz, die
Erde den Magen, und die Blätter die Lunge der
Gewächſe. Es bedarf wohl keiner weitern Er=klärung,
daſs dieſe Vergleichungen ziemlich
gesucht und unnatürlich ſind. Am glücklichſten
hat der unvergeſsliche Bonnet dieſe Materie aus
geführt. Mit den gröſsten Scharfſinn und der
dem Eye, der Leibesfrucht, der Ernährung, dem
Wachsthum, den Befruchtungsorganen, und an=dern
Theilen der Thiere die treffendſten Verglei=chungen
So vollſtändig auch dieſer groſse Natur=kündiger
die Materie abgehandelt hat, ſo zeigen
ſich doch einige Umſtände, die er überſehn zu
haben ſcheint, und die wir im Zuſammenhang
mit einigen bekannten anführen wollen.
Thiere und Pflanzen kommen darin überein,
daſs ihr Körper nach dem Leben zerſtört wird.
Alles, was organiſch heiſst, iſt mehr oder weni=ger
der Verweſung unterworfen. Im Mineral=reiche
finden wir zwar auch etwas Aehnliches,
z. B. Porphir, Kies und andere Körper zerfallen
in Staub, es iſt aber keine Gährung, wie bey
Thieren und Pflanzen, ſondern ein Zertheilen,
und die Stoffe bleiben dieſelben; organiſche Kör=per
aber werden dadurch ganz verwandelt.
Thiere athmen eine Menge Luft ein, und
ſtoſsen ſie wieder von ſich, eben ſo die Gewäch=ſe,
nur mit dem Unterſchiede, daſs die Thiere
Lebensluft einathmen, aber phlogiftiſche wieder
ausſtoſsen; Pflanzen hingegen phlogiftiſche Luft
begierig an ſich ziehn und unter gewiſſen Um=ſtänden
Lebensluft aushauchen.
Thiere begatten ſich, gebären, leben und
sterben; die Pflanzen begatten ſich, denn in der
Blume ſind die Werkzeuge der Befruchtung ent=halten;
ſie gebären, das heiſst, ſie bringen ihre
Früchte, ſie leben, wie wir gezeigt haben, und
endlich hören ſie auf zu leben, das heiſst, ſie
ſterben.
Thiere, beſonders die kleineren, wohin die
Polypen, Eingeweidewürmer und andere gehö=ren,
vermehren ſich auch durch Zertheilung ih=res
Körpers. Die meiſten Gewächſe können ſich
durch Zertheilung ihres Körpers vermehren, z. B.
Weiden u. ſ. w. Thiere haben eine beſtimmte
Zeit der Begattung; Pflanzen tragen auch zu
einer gewiſſen Zeit ihre Blumen, und machen
davon keine Ausnahme. Alle Gewächſe aus
der ſüdlichen Halbkugel, die, wenn wir Winter
haben, in ihrem Vaterlande der Sonnenhitze aus=gesetzt
ſind, blühen doch in unſern Glashäuſern
gerade im Winter, alſo zu der Zeit, wo ſie in
ihrem natürlichen Standorte Blumen bringen.
Thiere bewegen ſich freywillig von einem
Flecke zum andern, doch thun ſie dies nicht
alle; viele, z. E. die Auſter, einige Eingeweide=würmer,
die Polypen u. a. ſind beſtändig an ir=gend
einem Körper befeſtigt. Hierin kommen
die Pflanzen rnit den ebengenannten Würmern
überein. Die meiſten haben einen beſtimmten
Gewächſe ſchwimmen, auf der Oberfläche
des Waſſers umhe. Die Orchisarten, welche
hodenförmige und handförmige Wurzeln haben
(§.8.N.12.13.), verlieren alle Jahr eine Wur=zel,
und ſetzen auf der entgegengeſetzten Seite
eine neue an, dadurch verändern ſie jährlich ih=ren
Standort; ſo daſs ſie nach vielen Jahren auf
einen ganz andern Fleck zu ſtehn kommen.
Eben ſo ſind die kriechenden Wurzeln, die un=ter
der Erde fortgehn, und auch die kriechenden
Stengel als wandernde Gewächſe zu betrachten.
Die Blätter des Hedyſarum gyrans bewegen ſich
freywillig auf und ab; dadurch iſt dieſes Ge=wächs
ſehr nahe mit dem Thierreiche verwandt.
Verſchiedene Blurnen drehen ſich nach der Son=ne,
ſo wie einige rankende Gewächſe Bäume oder
andere Gegenſtände ſuchen, um in die Höhe zu
klettern. Man kann wenigſtens nicht leugnen,
daſs dieſe Thatſachen einige Aehnlichkeiten mit
den Thieren beweiſen.
Das Leben der Thiere iſt nach den Klaſſen
und Arten ſehr verſchieden. Es giebt Thiere,
die hundert Und mehrere, oder ein einziges Jahr,
wenige Monathe, Wochen, Tage, oder wohl
gar nur einige Stunden zu leben haben. Die In=ſekten
leben nur wenige Zeit, und einige ganz
des Lebens; andere Thiere erstarren, und leben
zu einer feſtgeſetzten Zeit wieder auf, z. B. der
Froſch. Einige andere ſcheinen todt zu seyn,
und erhalten doch wieder Leben, ſobald ihnen
das fehlende Element, worin allein ſie nur mun=ter
seyn können, mitgetheilt wird, dahin gehört
ein Inſekt, Monoculus, das ſich im Waſſer auf=hält,
und wenn dies austrocknet, todt zu ſeyn
ſcheint, ſobald aber ein Regen eintritt, wieder
auflebt. Man will in fremden Welttheilen noch
einige andere Thiere bemerkt haben, die ein
eben ſo zähes Leben beſitzen. Unter den Pflan=zen
haben wir die Eiche, die fünf- bis ſechshun=dert
und mehrere Jahre alt wird. Der Affen=brodbaum
(
ſehr gemein iſt, wird wenigſtens tauſend Jahr,
wo nicht noch einmal ſo alt. Alle Sommerge=gewächſe
leben nur ein Jahr, bisweilen nur drey
bis vier Monathe. Die Pilze haben noch eine
kürzere Dauer, wenige werden ein oder mehrere
Jahre alt, aber die meiſten exiſtiren nur einige
Tage, die allerkleinſten haben vielleicht eine
noch kürzere Dauer, z. B. Mucor Lycogala. Die
Staudengewächſe ſterben im Herbſte über der
Wurzel ab, leben aber mit dem Frühlinge wie=der
auf, und treiben neue Schöſslinge. Die Mooſe
haben von allen Gewächſen das zäheſte Leben.
aber leben ſie wieder auf und wachſen fort.
Wenn gleich zwiſchen den Thieren und Ge=wächſen
eine groſse Aehnlichkeit nicht zu leug=nen
iſt, ſo zeigen ſich doch auf der andern Seite
viele Unterſchiede an den Pflanzen, welche kei=ne
Aehnlichkeit mit den Thieren haben. Die
Thiere ſind mit Knochen, Muskeln, Schlag-und
Pulsadern, lymphatiſchen Gefäſsen, Drüſen und
Nerven verſehn. Pflanzen hingegen haben ei=nen
ganz verſchiedenen Bau. Ihre Maſchine
ruht nicht auf Knochen, und Muskeln haben ſie
gar nicht. Sie ſind ein Bündel von Gefäſsen,
mit einem Zellengewebe und einer Menge von
Häuten bedeckt; daher kann man eigentlich im
ſtrengſten Verſtande keine Faſer (
bey den Thieren die Muskeln beſtehn, anneh=men.
Was man am Pflanzenkörper Faſern nennt,
ſind holzige Gefäſse, und von den thieriſchen
Faſern ganz verſchieden gebildete Körper.
Die Thiere ſind, einige Würmer ausgenom=men,
einfache Geſchöpfe, die nicht ohne Scha=den
getheilt werden können. Pflanzen, allein
die Sommergewächſe ausgenommen, ſind zu=ſammengeſetzte
Körper. Jede Knoſpe eines
Baums geht aus, ſobald ſie geblühet hat, und
jeden Baum oder Strauch mit Recht eine Samm=lung
mehrerer Pflanzen nennen kann. Die Pal=men,
welche niemals Aeſte, ſondern nur einen
einfachen Strunk mit Blättern beſetzt haben,
können nur als eine einzige Pflanze angeſehen
werden.
Thiere wachſen nur eine beſtimmte Zeit,
dann hören ſie auf gröſser zu werden, und kön=nen
nur in der Dicke, aber nicht in der Länge
zunehmen. Die Fiſche und einige Amphibien
machen allein eine Ausnahme von dieſer Regel,
weil ſie bis zu ihrem Tode fortwachſen. Die
Pflanzen hören niemals auf zu wachſen, als bis
endlich der Tod ihren fernern Wachsthum be=gränzt.
Die chemiſchen Beſtandtheile des Thieres im
Allgemeinen ſind Kalcherde, Phosphorſäure,
flüchtiges Laugenſalz, Fett oder Talg und Leim.
Pflanzen im Allgemeinen beſtehn aus Kalch=erde,
Pflanzenſäure, fixem Laugenſalze, Oel
und Schleim. Daſs hier viele Ausnahmen ſtatt
finden, verſteht sich von ſelbſt; die Beſtandtheile
des Bodens, worauf ſie wachſen, und andere
zufällige Dinge, können darauf Einfluſs haben.
Alle Gewächſe am Meeresſtrande haben andere
Beſtandtheile, als ſie in fetter Gartenerde bey ſich
führen. Die Pflanzen aus der Klaſſe
Phosphorſäure und thieriſchen Leim u. d. m.
Es würde nicht ſchwer ſeyn, zwiſchen
den Thieren und Gewächſen bis in den kleinſten
Theil Aehnlichkeiten aufzufinden. Im Ganzen
aber weicht doch der Bau der Gewächſe ſehr von
den Thieren ab. Der Stamm derſelben beſteht
aus der äuſsern Rinde (
bey den ältern Gewächſen abſchält, aus der Rin=de
(Baſte (
Splint (Holze (
und aus dem Marke (
Gewächſe haben einen Stamm, der aus der
äuſsern Haut (Rinde (
dem Splinte (Fleiſche
(Marke (
beſteht. Es giebt aber auch hierin noch verſchie=dene
Abſtufungen, indem die krautartigſten Ge=wächſe
bisweilen bloſs aus Mark, Fleiſch und
Rinde zuſammengeſetzt ſind.
Das Holz, der Splint und der Baſt ſind dicht
zuſammengedrängte Gefäſse von verſchiedener
Art. In der erſten Zeit ſind die Gefäſse noch
weich und ſaftreich, alsdann nennt man ſie Baſt,
ſobald ſie ſich aber mehr verhärten, nennt man
ſie Splint; und ſind ſie ganz verhärtet, ſo führen
man auch bey den krautartigen Gewächſen Haut
(
verſehn, ſie iſt nur am Baume mehr verhärtet.
Die äuſsere Rinde aber beſteht aus ganz verſchie=denen
Gefäſsen; das Mark und Fleiſch aber ſind
aus Zellengeweben (§. 250.) zuſammengeſetzt.
In dem Gewächskörper ſind drey Arten von
Gefäſsen, faſrige oder Faſergefäſse (
ſchraubenförmige oder Spiralgefäſse (
ſpiraliaMarkgefäſse (
entdeckt worden. Aus dieſen Gefäſsen,
die vom Marke und einem feinen Zellengewebe
(
noch unterſtützt werden, iſt jedes Gewächs zu=ſammengeſetzt.
Es iſt aber wahrſcheinlich, daſs
bey fernerem aufmerkſamern, Beobachten des in=nern
Baues noch andere Gefäſse entdeckt wer=den
können.
Die faſrigen Gefäſse (
dünne Kanäle, welche aus einzelnen Gliedern
beſtehn. Jedes Glied iſt an beyden Enden enger,
und mit einem häutigen Rand verſehn, der eine
kleine Oefnung bildet. Die inneren Wände der
wenn aber die Gefäſse ſchon holziger ge=worden
ſind, legen ſich die Haare dicht an die
Seitenwände, und machen ſie ganz rauh.
Die kleinen Blaſen oder Glieder, woraus die
faſrigen Gefäſse zuſammengeſetzt ſind, haben an
einer Pflanze, je nachdem das Zellengewebe auf
ſie drückt, eine abweichende Geſtalt. Sie find
länglicht, kugelrund, zuſammengedrückt, ke=gelförmig
u. f. w. Da, wo ſich der Stengel en=digt
und die Wurzel anfängt, ſind die Gefäſse
am ſtärkſten, nehmen aber nach oben und un=ten
in ihrer Weite allmählig ab.
Einige Kräuterkenner haben behauptet, daſs
die faſrigen Gefäſse von dem Zellengewebe gebil=det
würden. Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daſs
ſie aus einer ſo unregelmäſsigen Haut entſtehn,
weil man ſie ſchon im Keime des Saamens findet.
Die faſrigen Gefäſse gehn ſcheitelrecht durch
alle Theile des Gewächſes, und ſtehn in dichten
Bündeln, die allezeit ſchraubenförmige Gefäſse
einſchlieſsen, und durch ein dichtes Zellenge=webe
verbunden ſind, zuſammen. Dieſe Bün=del
(
Zuſammenhang, der zirkelförmige,
eyförmige oder dreyeckige Geſtalten, wenn man
den Stengel horizontal durchſchneidet, be=ſchreibt.
Bey den Sommergewächſen machen
Sträuchern aber legt ſich alle Jahr ein neuer
Kreis oder Ring von faſrigten Gefäſsen an, der
von dem vorhergehenden durch ein dichtes Zel=lengewebe
oder baumartiges Gewächs wird, deſto feſter und
härter werden die innern Ringe oder Gefäſse,
und dadurch entſtehn Holz, Splint und Baſt.
Aus dieſen concentriſchen Ringen, welche die
Gefäſse bilden, läſst ſich ſehr leicht, bey einem
horizontal durchſchnittenen Baum, das Alter
deſſelben beſtimmen. Die Geſtalt der kleinen
Bläschen, woraus jedes Gefäſs zuſammengeſetzt
iſt, muſs, nachdem es mehr oder weniger ver=holzt
iſt, ein verſchiedenes Anſehn haben, und
man würde eine groſse Menge von beſondern
Gefäſsen annehmen müſſen, wenn man ſie nach
der Geſtalt, welche ſie jedesmal haben, als ver=schiedene
Arten anſehn wollte.
Die ſchraubenförmigen Gefäſse (
ſind wie eine Uhrfeder dichtgewundene ſehr zarte
dünne elaſtiſche Schläuche. Dieſes Gefäſs win=det
ſich allezeit ſo dicht, daſs in der Mitte ein hoh=ler
Zwiſchenraum bleibt. Gewöhnlich iſt der=gleichen
Gefäſs rund, zuweilen aber durch den
gemeinſchaftlichen Druck der nebenſtehenden
bilden, iſt innerhalb mit einer ſehr feinen Haut
bedeckt, die vorzüglich bey den weitläuftiger ge=wundenen
zum Vorſchein kommt. Der Raum,
den ſie umſchreiben, iſt in Rückſicht der andern
Gefäſse groſs, nach der Wurzel zu aber am gröſs=ten.
So wie die faſrigen Gefäſse ſind auch dieſe
in Bündel zuſammengedrängt, aber von den fa=ſrigen
dicht umgeben. Grew will bemerkt ha=ben,
daſs die ſchraubenförmigen Gefäſse an der
Wurzel von der rechten abwerts zur linken, an
der Pflanze über der Erde von der linken abwerts
zur rechten gedreht ſind.
Die Markgefäſse (
in ihrem Bau den faſrigen nahe, ſie unter=ſcheiden
ſich aber von dieſen durch ihre Rich=tung
und Lage. Sie machen niemals Bündel
aus, ſondern laufen ohne gewiſſe Ordnung, in
schräger oder horizontaler Richtung durch das
Mark und durch das Zellengewebe, vertheilen
ſich in den Häuten der Gefäſse, und bilden end=lich
in der äuſsern Haut ein zartes Netz.
Das Zellengewebe (
celluloſus
oder kleine Räume abgetheilt iſt, welche unter
ſich die genaueſte Verbindung haben. Wie oben
ſchon iſt bemerkt worden, nennt man auch daſ=ſelbe,
Fleiſch (
Mark unterſcheidet ſich vom gewöhnlichen Zel=lengewebe
durch ein blendendes Weiſs, durch
freyere kleinere mehr gedrängte Zellen, ſo daſs
es ſchwammartig ist.
Alle Theile eines Gewächses ſind mit dieſen
Gefäſsen verſehn. Sie finden ſich in der Wur=zel,
dem Stengel, Blättern, Blume, ja ſogar im
Griffel, in der Narbe und im Saamen. In der
Wurzel ſind die faſrigen Gefäſse ziemlich in der
Mitte, beſonders bey den kleinern; von ihnen
werden die Spiralgefäſse eingeſchloſſen, indeſs
die Markgefäſse durch das Zellengewebe laufen,
ſich auf die Häute der Gefäſse und der äuſsern
Haut der Wurzel ausbreiten. Es würde zu lang=weilig
ſeyn, hier jeden einzelnen Theil der Pflan=zen
zu erwähnen, da er ſich nicht im Bau der
Gefäſse von den übrigen unterſcheidet. Ab=weichungen
mancher Art finden zwar hier und
dort ſtatt, aber im Ganzen iſt doch der Bau der=ſelbe.
Alle dieſe Gefäſse entstehn auf dem
Punkte, wo Wurzel und Stamm ſich ſchei=den;
die ſich nach oben und unten in kleinere
vertheilen. Sie verbinden ſich durch kleinere
Bündel, die aus einem groſsen in den andern
ſich hinüberbeugen und mit ihm verwach=ſen.
Auf dieſe Art entſteht eine Anaſtomoſe,
die am ſtärkſten, wo neue Aeſte oder Knoten
treiben, in die Augen fällt, und da eine netzar=tige
feſte Verbindung macht. Auf der Haut en=digen
ſich alle diese Gefäſse in Löcher, Stacheln,
Haare oder Drüſen, um entweder Nahrung ein=zuſaugen,
oder Feuchtigkeiten auszudünſten.
Bey der Wurzel endigen ſich alle Gefäſse auf der
äuſsern Haut in einfache Löcher die Nahrung
an ſich ziehn; auf der Haut der jungen Zweige
und Blätter, zeigen ſich eine Menge Oeffnun=gen
die zur Einſaugung und Ausdünſtung be=ſtimmt
ſind, dieſe ſind zweyklappig und in gro=ſser
Menge yorhanden.
Die Blätter weichen von dem Stengel und
der Wurzel darin ab, daſs ein groſser Bündel
von Gefäſsen ſich auf der ganzen Fläche in viele
kleinere Bündel theilt, einzelne Gefäſse die ſich
von einem gröſsern Bündel trennen und mit
einem andern verbinden, bilden auf dieſe Art
Anaſtomoſen. Dergleichen Anaſtomoſen ma=chen
ein ſehr zartes Netz aus, was bey jeder
Pflanze anders gebildet iſt. Wenn die Anaſto=moſen
und ſtark ſind, ſo wird das Blatt ein ganzes (
integerrinum
am Rande und laufen kleine Gefäſsbündel
gerade aus, ſo wird nach den verſchiedenen
Graden wie dieſe Bündel ſich verlängen, das
Blatt gezähnt geſägt u. ſ. w. (
eingeſchnittenen und zuſammengeſetzten
Blätter. Das Netz welches die Gefäſse im Blatte
bilden wird mit einem. Zellengewebe bedeckt,
was aus beyden Seiten mit einer Haut übergezo=gen
iſt, nur in der Hauptrippe des Blatts zeigt
ſich bisweilen etwas Mark, aber niemals in der
Fläche. Der Stengel aber hat bey den meiſten
Gewächſen eine Markröhre. Der Kelch und
die Blumenkrone ſind wie das Blatt, die Staub=gefäſse
und der Stempel, wie der Stengel zu=ſammengeſetzt.
Daſs die drey verſchiedenen Arten der Ge=fäſse
zum Leben der Gewächſe nothwendig ſind,
und daſs in ihnen Saft zugeführt wird, iſt wohl
auſser allem Zweifel. Die faſrigen Gefäſse führen
von der Wurzel den Saft bis durch die kleinſten
Theile in die Höhe. Sie ſcheinen alſo zu eben
den Verrichtungen wie die Arterien im menſch=lichen
Körper beſtimmt zu ſeyn.
Daſs die Spiralgefäſse Flüſſigkeit führten, hat
man ehemals beſtritten. Die erſten Entdecker
derſelben, Grew und Malpigh hielten ſie für
Luftgefäſse, und Moldenhawer glaubte daſs ſie
gar keine Luft ſondern nur Flüſſigkeit enlhielten.
Durch die mikroſcopiſchen Unterſuchungen des
Prof. Hedwig iſt es aber ausgemacht, daſs ſie
Luft und Saft zugleich führen. Der hohle Raum
den dieſe äuſserſt zarten Gefäſse beſchreiben,
enthält Luft, die feinen Röhren aber Saft.
Die Markgefäſse ſcheinen wegen ihrer Frei=heit
grobe flüſſige Waſſertheile zu enthalten nicht
fähig zu ſeyn, da ſie niemals ſich durch eine ge=färbte
Flüſſigkeit anfüllen laſſen. Einige haben
ſie für zurückführende Gefäſse erklärt, aber
man hat noch zu wenig beſtimmtes darüber, um
es mit Gewiſsheit beurtheilen zu können.
Das Zellengewebe und Mark iſt zur Aufnah=me
der überflüſsigen Feuchtigkeit bestimmt,
um durch die Ruhe worin ſich der Saft befindet,
ihn vermittelſt der Wärme noch ferner zu bear=beiten.
Man nimmt bey den Gewächſen keinen Um=lauf
der Säfte, wie im Thierreiche, an. Einſtim=mig
behaupten alle Naturforſcher, es ſey ein
bloſses Aufsteigen derſelben. Einige wenige wei=chen
nur darin ab, daſs ſie bey kaltem Wetter ein
nigen Erfahrungen, die über dieſen Punkt ange=ſtellt
ſind, beweiſen noch nicht deutlich, ob
nicht vielleicht einige zurückführende Gefäſse
im Pflanzenkörper ſich zeigen. So viel kanm
man aber mit Gewiſsheit behaupten, daſs die
gröſsern, nemlich die Faſer- und Spiralge=fäſse
ſowohl auf- als abwerts Säfte führen. Im
Sommer ſteigen in denſelben. die Säfte auf=werts
nach der Spitze zu, treiben Blätter, ſau=gen
durch dieſe Nahrung ein, und treiben im=mer
weiter, ſteigen aber niemals rückwerts nach
der Wurzel zu. Bäume und Sträucher, die im
Winter ihrer Blätter beraubt werden, treiben ihre
Säfte durch eben dieſe Gefäſse nach der Wurzel
hin. Die Wurzel wächſt bey gelindem Wetter
und die kleinen Würzelchen vergehn; statt der
alten wachſen alsdann durch den Trieb der Säfte
nach unten neue. Eben dies geſchieht bey im=mergrünen
Bäumen und Sträuchern, die in war=men
Klimaten wachſen, zur Regenzeit. Alle
Staudengewächſe verhalten ſich in dieſen Jahres=zeiten
auſ eben die Art.
Daſs ſie Arterien und Venen zugleich ſind, be=weiſen
noch deutlicher folgende Verſuche. Wenn
man zur Herbſtzeit einen Pflaumen- oder Kirſch=baum
mit dem Stamm umlegt, die Hälfte der
Wurzel entblöſst und die Hälfte der Krone mit
mit Moos bewickelt, und den Baum bis zum ſol=genden
Herbſt ſo läſst; alsdann mit dem übrigen
Theil der Wurzel und Krone eben ſo verfährt, ſo
wird die Krone Wurzeln und die Wurzel Blät=ter
treiben. Was Wurzel war, iſt auf dieſe Art
Krone geworden, und im Somrner ſteigen die
Säfte nach oben. Man ſieht hieraus deutlich,
daſs die Faſer- und Spiralgefäſse auf- und ab=werts
Säfte führen können. Mit einem Weiden=baum
läſst ſich im Frühjahr dieſer Verſuch viel
leichter machen. Er läſst ſich ſogleich ganz um=kehren,
und man kann ſehr leicht bemerken, daſs
die Krone Wurzeln, die Wurzel Blätter hervor=bringt.