sonderbares.kraeuterbuch.1675.1-11.xml
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<?oxygen RNGSchema="http://www.tei-c.org/release/xml/tei/custom/schema/relaxng/tei_all.rng" type="xml"?> <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title>Curioser Botanicus oder sonderbares Kräuterbuch</title> </titleStmt> <publicationStmt> <date>1675</date> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Curioser Botanicus oder sonderbares Kräuterbuch, pp. 1-10</bibl> </sourceDesc> </fileDesc> </teiHeader> <text> <body> <div type="book"> <head> Curioser<lb/> <w rend="red">Botanicus <lb/> </w>oder sonderbares <lb/> <w rend="first letter black capital, rest red">Kräuter</w><lb/> <w rend="first letter black capital, rest red">Buch / </w><lb/> Darinnen der vornehmſten und in der <lb/> Artzney=Kunst gebräuchlichſten <lb/> <w rend="red">Kräuter und Gewächſe / </w><lb/> Abbildung und Beſchreibung<lb/> <w rend="red">Nach ihrem Geſchlecht / Nahmen</w><lb/> Geſtalt / Ort / Zeit / Vermehrung / War=tung<lb/> / Theile / Natur / Zubereitung <lb/> und Nutz / <lb/> kürtzlich vorgeſtellet werden. <lb/> <w rend="red">Samt einen dreyfachen Regiſter / </w> <lb/> Und angehängter beſondern <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Tabell </foreign>, die Zeit der <lb/> Blüth / Fruchtbringung und Einſamlung der Kräuter / <lb/> Monatlich anzeigende.<lb/> </head> <div type="names"> <head> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abies candida </foreign>, weiſz Tannen=Baum.</head> <p n="1"> 1. NAhmen. <lb/> Tan̄e / weiß <lb/> Taunen=Baum. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">A=bies<lb/> <w rend="italics">Officinarum</w>, <lb/> candida alba ſ. fœ=mina.<lb/> </foreign> <lb/> </p> </div> <div type="form"> <p n="2"> 2. Geſtalt. Iſt <lb/> ein hoher und langer <lb/> Baum / hat eine <lb/> weiſzlichte und brü=chige<lb/> Rinde / die Ae=ſte<lb/> wachſen je 4. 5. 6. <lb/> oder mehr in einer <lb/> Runde um und an <lb/> dem Stam̄e hervor / <lb/> und dieſe haben wie=der<lb/> je zwey und zwey <lb/> gegen einander ſtehende Zweige mit kurtzen / safft=grü=nen<lb/> / unterwerts aber weiſzlichten Blättern / welche <lb/> ſich faſt mit des Eibenbaums Blättern vergleichen / <lb/> jedoch kleiner ſind. Sie ſind auch in der Mitten nach <lb/> der Länge mit einer Linie bezeichnet / und grünen das <lb/> gantze Jahr hindurch. Zu öberſt am Gipffel trägt er <lb/> die Tan̄zapffen / ſo viel kleiner sind / als an der Fichte / <lb/> und beſtehen aus breiten Schuppen / unter denen ein <lb/> <surplus ana="weiß="></surplus> <lb/> <pb n="1"/> weißlichter Samen liegt / welcher obenher gleichſam <lb/> geflügelt / inwendig aber voll ſcharffer und fetter <lb/> Feuchtigkeit iſt. Er giebt auch einen Miſtel / den <lb/> man <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Stelis </foreign>nennt. <lb/> </p> </div> <div type="places"> <p n="3"> 3. Ort. Wächſt gern auff hohen und ſteinich=ten<lb/> Bergen / ſonderlich wo auff denſelben ſchattichte <lb/> und an der Sonnen=liegende Thäler ſind / und wird <lb/> in Teutſchland häufig gefunden. <lb/> </p> </div> <div type="season"> <p n="4"> 4. Zeit. Im Mäyen wachſen junge Blätter / als=bald<lb/> die Alten abfallen / herfür; Die Früchte aber <lb/> nehmlich die Tannzapffen / werden im Herbst zeitig. <lb/> </p> </div> <div type="reproduction"> <p n="5"> 5. Vermehrung. Die Tanne entſpringt nur <lb/> aus ihren eigenen Samen / doch pflegen auch Tan=nen<lb/> aus alten und verfaulten Bircken / durch wieder <lb/> lebendig werdende Krafft hervor zu kommen. Sie <lb/> ſproſſet dreymahl herfür / und zwar im Frühling / <lb/> hernach ſchlägt ſie nicht wieder aus. <lb/> </p> </div> <div type="parts_preparation_and_uses"> <p n="6"> 6. Theile / Natur / Zubereitung / und Nutz. <lb/> Die Rinde ist trockener Natur / ziehet zuſammen / <lb/> und dienet vor Scharbock / Fieber [mit Pomeran=tzen=Schalen<lb/> in Rheinwein eingeweicht;] euſerlich <lb/> zu Geſchwüren / und Brand von Feuer oder Waſ=ſer.<lb/> Die Tannzapffen trocknen auch und ziehen <lb/> an / ſind euſerlich gut vor Entzündung der Leber <lb/> (einen Umschlag daraus bereitet) Wartzen und <lb/> Hüner=Augen / (die Lauge davon.) Die Blätter <lb/> nützen in rother Ruhr / (in rothen Wein geſotten / und <lb/> davon getruncken / ) Samenfluſz (in weich geſottnen <lb/> Ey genoſſen / ) Leberſucht (in alten meth eingenom=men;)<lb/> euſſerlich in Entzündungen der Wunden / <lb/> Zahn=Weh / (mit Eſzig ein Gurgel=Waſſer davon ge=macht<surplus ana="macht /"> </surplus> <lb/> <pb n="2"/> / und gebraucht.] Ein Bret von Holtze ge=macht<lb/> / bringt den auſgefallenen Mastdarm wieder <lb/> zurechte / (warm <foreign xml:lang="lat" rend="applici antiqua"> appliciret</foreign>.) Die jungen Spröſz=lein<lb/> werden im Scharbock und daher rührender <lb/> Lähme und lauffender Gicht / gerühmt. Das <lb/> fleiſzige Hartz (aus den Tann=Blättern / ) wird <lb/> in den Apothecken vor Venediſchen Terpentin: <lb/> Das trockne aber [von den Ameiſen geſamlet] <lb/> vor Weyrauch gebraucht. Das trockne <lb/> Hartz iſt warm und trocken im 2. Grad / er=weichet / <lb/> <foreign xml:lang="lat" rend="digeri antiqua" >digeriret</foreign> / reiniget / treibt den Harn / und <lb/> dienet wider Stein / Gicht / Hüfft=Weh / Eng=brüſtigkeit<lb/> / Samen=Fluß; euſerlich in Wunden / <lb/> Zahnſchmertzen / und vergiffteter Lufft / (damit ge=räuchert.)<lb/> Das aus den zarten Zweigen gebran=te<lb/> Waſſer / reiniget und ziehet an. Das aus <lb/> dem Hartz deſtillirte Oel / erweichet / zertheilet / ſtil=let<lb/> das Zahnweh und hält den auſtretenden Affter <lb/> zurück. <lb/> </p> </div> <div type="names"> <head> <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abies rubra</foreign>, rother Tannen=Baum.</head> <p n="1"> 1. <lb/> NAhmen. Roth oder schwartz Tannen=Baum / <lb/> Fichte / Fichten=Baum / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Picea <w rend="italics">Offic.</w> Abies ru=bra<lb/> ſ. maſeula. </foreign><lb/> </p> </div> <div type="form"> <p n="2"> 2. Geſtalt. Iſt ein hoher Baum / hat einen<lb/> Geraden Stamm / gleich der Tanne. Die Rinde<lb/> daran iſt röthlich / zähe / leicht zu biegen / und bricht<lb/> nicht / wie die Rinde an der Tanne. Die Aeſte glei=chen<lb/> ſich den Tannen=Aeſten / uud ſtehen in eben ſol=cher<lb/> Ordnung um den Stamm. Die Blätter ſind<lb/> grüner / und nicht kamm=weiſe / wie an der Tanne ge=ſetzet;<surplus ana="ſetzt;"> </surplus> <lb/> <pb n="3"/> ſondern<lb/> brechen hervor<lb/> aus den Seitē<lb/> un̄ obern Thei=le<lb/> der Zweige / <lb/> wiewohl das<lb/> unter Theil als<lb/> es zwar das<lb/> Anſehen hat / <lb/> nicht bloſz iſt : <lb/> weil deſſen<lb/> Blätter nach<lb/> der Seite / jene <lb/> aber / melche o=ben<lb/> auswach=ſen<lb/> / nicht alſo / <lb/> wie die untern / <lb/> nach der Sei=te<lb/> / gebogen<lb/> werden. Die Fichte hat auch weit mehrere Blät=ter<lb/> als die Tanne / welche zwar kleiner und kürtzer / a=ber<lb/> ſpitziger und ſtachlichter / daſz alſo der ganzte<lb/> Baum krauſer und grauſer anzuſehen iſt / und dahero / <lb/> weil die Sonnenſtrahlen nicht durchdringen können / <lb/> auch einen gröſſern und duncklern Schatten giebet. <lb/> Die Fichten=Zapffen / ſo einer Spannen=lang / han=gen<lb/> zu euſerſt an den Aeſten herab / an deren Schup=pen<lb/> von auſſen ein lang und breitlich Blätgen klebet / <lb/> inwendig aber liegt ein zweyfacher Samen / an Gröſ=ſe<lb/> / wie der wilde Saffran=Samen / obenher geflügelt / <lb/> an Farbe braun / und voll ſtarck=riechenden Oels. <lb/> <surplus ana="Ort"></surplus> <lb/> <pb n="4"/> </p> </div> <div> <p> Ort. Wächſt gern auff den Bergen / in Wäldern / <lb/> und ſonderlich an etwas kalten Orten. <lb/> </p> </div> <div> <p n="4"> 4. Zeit. Die Zapffen werden im September reiff. <lb/> </p> </div> <div> <p n="5"> 5. Vermehrung. Die Fichte entſtehet aus ih=rem<lb/> eigenen Samen. <lb/> </p> </div> <div> <p n="6"> 6. Theile / Natur / Zubereitung und Nutz. <lb/> Die Rinde / Fichtenzapffen / Blätter / Hartz<lb/> u.a.m. haben / wie von der Tanne / gleiche Wür=kung<lb/> und Zubereitung. Uber diſz aber gebrauchen<lb/> auch die Rothgerber hiervon die Rinde / [ welche <lb/> ſie Loh nennen / ] ihre Leder damit einzurichten. An<lb/> etlichen Orten wird die Rinde am Stamme von den<lb/> Hartzscheren abgeschälet / da denn binnen 3. Jahren<lb/> viel Hartz heraus fleuſt / woraus gemacht wird das<lb/> Pech (<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Pix ſicca ſ. arida, Pix navalis, Palimpiſſa</foreign> : ) <lb/> Dieſes iſt warm und trocken / im andern Grad / er=weicht<lb/> / ziehet an / zertheilet / befestiget / und lindert die <lb/> Schmertzen : wird euſſerlich <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ad picationes</foreign> und <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">dro=paces</foreign>,<lb/> ſonderlich im Schwinden. Als: der Hüffte / <unclear>rc.</unclear><lb/> gebraucht. Das davon bereitete Waſſer iſt gut in <lb/> der Gicht. Das aus dem Pech deſtillirte Oel die=net<lb/> zu den Wunden des Haupts / ingleichen vor das<lb/> Seiten ſtechen / ſo von Kälte herrühret. <lb/> </p> </div> <div type="names"> <head><foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abrotanum mas</foreign>, Stabwurtz=Männlein.</head> <p n="1"> 1. <lb/> NAmen. Stabwurtz / Girt= und Schoſzwurtz / <lb/> Gartentheil / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abrotanum<w rend="italics"> Offic.</w> vulgare ſ. mas. </foreign><lb/> </p> </div> <div type="form"> <p n="2"> 2. Gestalt. Hat eine zaſichte und holtzigte <lb/> Wurtzel / woraus viel dünne und äſtige Stengel<del> </del>ent=<unclear>ſprieſz</unclear> <lb/> <pb n="5"/> ſprieſſen / ſo<lb/> von unzeh=lich<lb/> vielen <lb/> kleinen<lb/> ſchmalen u. <lb/> graulichten<lb/> Blättern<lb/> umgeben u. <lb/> bekleidet<lb/> ſind am Ge=ſchmack<lb/> bit=ter<lb/> u. ſcharf. <lb/> Die Blüm=lein<lb/> ſo häuf=fig<lb/> an den<lb/> Aeſtlein<lb/> wachſen / <lb/> ſind gelbe / <lb/> und vergleichen ſich mit der Wermuth=Blüte / und<lb/> laſſen einen kleinen runten Samen hinter ſich. <lb/> </p> </div> <div> <p n="3"> 3. Ort. Es wächſt an etlichen Orten / sonderlich<lb/> in Franckreich / von ſich ſelbſt; bey uns aber wird es <lb/> in Gärten gezielet. <lb/> </p> </div> <div> <pb n="4" ana="page number should be 7"/> <p> 4. Zeit. Blühet im Julio und Auguſto; den<lb/> Samen aber trägt es im September. <lb/> </p> </div> <div> <p n="5"> 5. Vermehrung. Stabwurtz=Männlein wird<lb/> im April durch abgebrochene Zweige oder Wurtzel=Sproſſen<lb/> fortgepflantzet / und will einen temperirten <lb/> Boden haben. <lb/> </p> </div> <div> <p n="6"> 6. Theile / Natur / Zubereitung und Nutz. <lb/> Stab=Wurtz iſt warm und trucken im 3. Grad / eröff=net<surplus ana="net"> </surplus><lb/> <pb n="6"/> / trucknet / zertheilet und treibt. Nützet gegen<lb/> Fäule / Fieber / Würm / Zauberey / Gifft / und giff=tiger<lb/> Thiere Biſſe / fallende Sucht / Stein und <lb/> Grieſz. Das deſtillirte Waſſer von den Gipf=feln<lb/> / dienet wieder die Harn=Winde / verstopffte<lb/> Monat=Zeit / Engbrüſtigkeit / Reichen / und Hertz=Geſpan.<lb/> Euſſerlich wiederſtehet es den Spin=nen<lb/> und Skorpionen=Gifft. Die Gipffel im<lb/> Auguſto geſamlet / und mit Wein gekocht / legen<lb/> das Auffſteigen der Mutter / ſtillen das Nieren=Weh<lb/> / treiben den Harn / machen Appetit / und<lb/> vertreiben die Gelbe=Sucht. Aus gedachten Gipf=feln<lb/> ſamt den Blumen wird eine <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Conſerv</foreign> gemacht / <lb/> gegen die Colic und Mutter=Beschwerung. Stab=Wurtz=Oel<lb/> / lindert allerley Schmertzen / dahero es<lb/> nützlich zu lahmen Gliedern / Wehtagen des Lei=bes<lb/> und der Mutter. Der Safft machet Haar <lb/> wachſend / mit Dill=Oel auffgeſtriechen / welches<lb/> auch thut die Lauge aus der Aſche. Es stillet<lb/> auch das Zahnbluten / und zertheilet die harten<lb/> Beulen. Die Aſche reiniget die faulen Geschwür. <lb/> Des Samens bedienen ſich etliche gegen die Wür=me<lb/> an ſtatt des Zittwer=Samens. <lb/> </p> </div> <div type="names"> <head><foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abſinthium Vulgare</foreign>, Wermut.</head> <p n="1"> 1. <lb/> NAhmen. Wermuth / gemeiner oder wilder <lb/> Wermuth / Alſen / Els / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abſinthium <w rend="italics">Offic.</w> Vulga=re,<lb/> Seſurem & Bulengi<w rend="italics">Arab.</w></foreign> <lb/> </p> </div> <div type="form"> <p n="2"> 2. Gestalt. Gemeiner Wermuth gewinnet viel<lb/> Höltzigte Stengel und Aeste / 2. und 3. Ellen hoch <surplus ana="und"></surplus> / <lb/> <pb n="4"/> und hoher. Die <lb/> Blätter glei=chen<lb/> dem Bey=fuſz<lb/> / ſind gantz<lb/> graufarbig / zer=ſpalten<lb/> / eines<lb/> würtzhafften<lb/> Geruchs und <lb/> ſehr bittern<lb/> Geſchmacks. <lb/> Trägt ſtatt der<lb/> Blüte faſt<lb/> Trauben=weiſz<lb/> Gelbe Knöpf=lein<lb/> / worinnen<lb/> der Same ent=halten.<lb/> Die<lb/> Wurtzel iſt di=cke<lb/> / hölzicht / zäſericht / doch nicht bitter / ſondern gu=ten<lb/> Geſchmacks. <lb/> </p> </div> <div> <p n="3"> 3. Ort. Wermuth wächſt gerne an ſteinichten / <lb/> bergichten und ungebauten Orten / dahero es hin und<lb/> wieder / öffters aber bey alten eingefallenen Bauſtel=len<lb/> gefunden wird. <lb/> </p> </div> <div> <p n="4"> 4. Zeit. Wermuth blühet im Julio und Auguſto. <lb/> Im Junio aber iſt er in ſeiner beſten Krafft / da es <lb/> auch eingeſamlet werden ſoll. <lb/> </p> </div> <div> <p n="5"> 5. Vermehrung. Ob gleich der Wermuth in <lb/> Gärten / damit man ſie täglich zur Hand haben mö=ge<lb/> / kan gepflantzet werden / wird ſie doch hierdurch<lb/> nicht verbeſſert / weſzwegen man denn dieſe / ſo von ſich <surplus ana="ſel="></surplus><lb/> <pb n="8"/> ſelber / ſonderlich auff den Bergen wächſt / erwählen<lb/> mag. <lb/> </p> </div> <div> <p n="6"> 6. Theile / Natur / Zubereitung / und<lb/> Nutz. Wermut iſt warm im 1. (2.) trocken im 3. <lb/> Grad eröffnet / ziehet an / zertheilet / treibt den Urin; <lb/> iſt ein gut Magen=Leber=Miltz= und Mutter=Kraut; <lb/> treibt Würm / Gall und Schweiſz. Dienet in Fie=bern<lb/> / Verſtopffung der Leber / Miltz / Monat=Zeit. <lb/> Vertreibet Gifft / Peſt / Bläſe / Miltz=Beſchwerung / <lb/> Scharbock / Waſſer= und Gelbe= Sucht. Euſſerlich<lb/> auff die Schläffe gelegt / macht es ſchlaffen; die Fuſz=ſolen<lb/> damit gerieben / bringt es den verlohrnen Appe=tit<lb/> wieder; Damit geräuchert / ſtärket es das Gehör / <lb/> und ſtillet das Sauſen der Ohren / und Zahnweh. <lb/> Die Blumen ſind ein Schmertz=Linderungs=Mit=tel<lb/> / nützen auch gegen die Gelbe Sucht / verſtopffete<lb/> Monats=Zeit / gifftiger Thiere Biſſe und Stiche / <lb/> und wenn man gifftige Schwämme geſſen. Der<lb/> Same stopffet allerhand Bauchflüſſe. Das de=ſtillirte<lb/> Waſſer iſt gut wieder das Haupt=Weh / <lb/> flüſzige Ohren / und ſchärfft das Geſicht. Der Saffe<lb/> macht Luft zum Eſſen. Der Extract leſchet den <lb/> Durſt / wiederſtehet dem Gifft. Das deſtillirte <lb/> Oel vertreibt das Magenweh / Schlucken und ſchwe=res<lb/> Gehör. Das Saltz aus der Aſchen ſtillet das<lb/> Brechen in böſen Fiebern. <lb/> </p> </div> <div type="names"> <head><foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abſinthium Ponticum</foreign>, Welscher Wermut.</head> <p n="1"> 1. <lb/> NAmen. Pontiſcher Wermuth. Welscher Wer=mut<lb/> / Römischer und Garten=Wermut / <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Abſin=thium<lb/> Ponticum & <w rend="italics">Offic.</w> Romanum nobile hor=tenſe.<lb/> </foreign><lb/> </p> </div> <div type="form"> <p n="2"> <pb n="9"/> <surplus ana="2. Ge="></surplus>2. Geſtalt. Ge=meiner<lb/> Pontiſcher<lb/> Wermuth bringt<lb/> aus den Wurtzeln / <lb/> (welche unzehlbar / <lb/> klein / un̄ mit man=nigfaltigen<lb/> Zäſer=lein<lb/> untermenget<lb/> ſind / ) viel Sten=gel<lb/> / einer gantzen<lb/> und anderthalb<lb/> Ellen hoch / glatt / <lb/> graufarbig / und ä=ſtig<lb/> biſz an den <lb/> Gipfel. Die Blät=ter<lb/> ſind auch zer=ſchnitten<lb/> / wie an <lb/> der Stabwurtz / a=ber<lb/> mit kürtzern Kerfen; ſubtiler und lieblicher am <lb/> Geruch / auch etwas gelinder am Geſchmack / als der <lb/> gemeine Wermuth. Die Blumen=Knöpflein ſind<lb/> zwar kleiner / als des gemeinen Wermuts / übertref=fen<lb/> aber an Geruch die Blätter. <lb/> </p> </div> <div> <p n="3"> 3. Ort. Es wird geſagt / daſz dieſer Wermuth<lb/> mehrentheils am Pontiſchen Meere wachſe; man fin=det<lb/> ihn aber auch an andern Orten / nehmlich in Böh=men<lb/> / Ungarn / Oeſterreich / zn Tübingen / nicht weit<lb/> vom Necker=Fluſz. In Engelland / Niederland / <lb/> Franckreich / wird er in Gärten erzielet. <lb/> </p> </div> <div> <p n="4"> 4. Zeit. Im Frühling grünet er jährlich aus<lb/> den hinterbliebenen Wurtzeln wieder auffs friſche; <surplus ana="im"></surplus><lb/> <pb n="10"/> im Herbſte aber bringt er ſeine Blumen=Knöpff=lein.<lb/> <lb/> </p> </div> <div> <p n="5"> 5. Vermehrung. Dieſe Gattung Wermuth<lb/> wird zwar auch durch den Samen / mehrentheils aber<lb/> durch Wurtzel=ſetzlinge vermehret. <lb/> </p> </div> <div> <p n="6"> 6. Theile / Natur / Zubereitung und Nutz. <lb/> Diſz Kraut iſt hitzig im 1. und trocken im 3. Grad. <lb/> Ziehet zuſammen / macht dünne / zertheilt und trock=net<lb/> ab. Iſt ein Leber= und Magen=Kraut / wieder=ſtehet<lb/> der Fäule / verbeſſert die Galle / und führet ſie<lb/> aus durch den Urin. Dienet in Verſtopffung / der<lb/> Leber= Gelbe= und Waſſer=Sucht / Ungeſundheit / <lb/> Blaſen= Magen= Darm= und andern innern Glieder=kranckheiten<lb/> / nicht aber ſo gar wohl in ſchleimich=ten<lb/> und zähen Lungen=Beſchwerungen / weil es zu=ſammen<lb/> ziehet. In Wein geſotten / ſtillet das<lb/> Grimmen des Bauchs / und der Mutter nach der <lb/> Geburt / auch äuſſerlich nur übergelegt; desgleichen<lb/> wehret es dem Brechen junger Kinder / denen es<lb/> auch wieder den Alp / und Bezauberungen insge=mein<lb/> untergelegt wird. Es giebt ebenfalls derglei=chen<lb/> Zubereitungen / welche bey der gemeinen Wer=muth<lb/> erwehnet worden. <lb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI>