
Zur (Morpho)semantik der Binnenklammerung
Abstract zum Kolloquiumsvortrag von Burkhard Dietterle (Mi, 14.01.2015 | 18 – 20 Uhr | DOR 24, 3.308)
Der Vortrag präsentiert ein Masterarbeitsprojekt zur Etablierung der Binnenklammerung als eigenständige morphologische Konstruktion. Es geht um Wörter, in denen einzelne Buchstaben(ketten) graphisch geklammert sind. Trotz ihrer Realität – gerade auch in der linguistischen Metasprache! – fristen sie als Objekt linguistischer Beschreibung bisher nur ein Schattendasein. Dabei tun sich bei näherer Betrachtung von binnengeklammerten Wörtern und ihren Vorkommensdomänen durchaus nicht triviale Fragen auf:
- Wie begründet sich die Eignung der Binnenklammerung für Gendertalk und IT-Sprech; für internetbasierte Kommunikation, Werbung und Zeitung sowie für wissenschaftliche Begriffsbildung?
- Gibt es eine Grundsemantik aller Binnenklammerungen?
- Was sind typische, mögliche und unmögliche Slot-Belegungen der Binnenklammerungsmuster (A)B, A(B), A(B)C, A(B!)C, (A)B(C)D, A(B) C(D), … ?
- Welche semantisch-(morpho)syntaktischen Besonderheiten haben bikategoriale Binnenklammerungen?
- Worin unterscheidet sich die Binnenklammerung als graphische Klammerung unterhalb der Wortebene semantisch von der graphischen Klammerung oberhalb der Wortebene? Sollte man von einer ‘morphologischen Parenthese’ sprechen?
- Wie beschränken morphologischer Typ und Schriftsystem einer Sprache die Möglichkeit(en) der Binnenklammerung?
- Ist die Binnenklammerung der Schrägstrich-Schreibung ähnlich?
- Seit wann gibt es die Binnenklammerung?
Im Vortrag werden anhand mehrerer Tausend Korpusbelege erste Antworten auf diese Fragen abgesteckt. Anschließend wird ein Forschungsplan zur vertiefenden Untersuchung skizziert.