Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft

LetoS SS 23

Zum Abschluss des Sommersemesters 2023 haben wir zusammen mit einer Schar von Begeisterten äußerst erfolgreich den 1. Berliner Leseabend der toten Sprachen (LetoS) begangen.

Das Konzept des LetoS bietet all denen einen Rahmen, die alte oder "tote" Sprachen nicht nur in der Theorie studieren und erforschen, sondern sie auch praktisch erfahren und erfahrbar machen wollen – und die Zahl der Teilnehmenden und Gäste hat uns gezeigt, dass es davon nicht wenige gibt.

Die Veranstaltung zog Interessierte aus vielen altsprachlichen Disziplinen, wie Indogermanistik, Gräzistik und Latinistik an, aber auch Menschen mit einer rein persönlichen Begeisterung für alte Sprachen, und bestach durch das Spektrum der vertretenen Sprachen und Darstellungsformen.

Neben "klassischen" Vorträgen wie der von Alexander Kohl gelesenen "Ballade von Mulan" in rekonstruiertem Mittelchinesisch – die sprachlich gesehen freilich der "Exot" des Abends war, gab es einen klar musikalischen Schwerpunkt und gleich mehrere, z.T. instrumental begleitete, Gesangsbeiträge:

So gab ein Chor-Ensemble aus der Gräzistik unter der Leitung von Sebastian F. Seeber zum Auftakt und zur Lyra-Begleitung das Proömium der Odyssee zum Besten und der Ch/Shanty-Chor der Indogermanistik performte die Rezitation des Regenzeit-Hymnus "Die Frösche" aus dem Rigveda so erfolgreich, dass der Himmel über Berlin sich spontan anschickte, alle Schleusen zu öffnen und die passenden Live-Effekte zu erzeugen.

Dramatische Performances boten Zacharias van Stek, der mit einer Lesung der makedonischen Fluchtafel von Pella äußerst eindringlich die Perspektive einer verschmähten Verehrerin ausagierte, und Roman Tikhonov, der das lateinisch vorgetragene Gebet des Hercules um Apotheose mit vollem Körpereinsatz zum Bühnenerlebnis machte.

Einen synoptischen Blick auf zwei Eröffnungsszenen zu Plautus’ Miles Gloriosus gewährte Leon Heblik und thematisierte dabei neben den Charakteristika der römischen Komödie auch gleich die Problematik zensierender bis verfälschender Schulbuch-Adaptionen von altsprachlichen Original-Texten.

Durch ihren Medieneinsatz bestachen die Beiträge von Kierán Meinhardt, der uns mit den koptischen (und z.T. kryptischen) Apophthegmata Patrum ("Aussprüche der Väter") – illustriert durch AI-generierte Bild-Fassungen – „Neues aus der Mönchs-WG“ berichtete, und Friederike Brunzema, die ein "fleischlastig-rosiges Rezept von Athenaios von Naukratis" als Live-Collage und unter Einsatz passender Duft-Elemente zum synästhetischen Erlebnis machte.

Den Abschluss den Abends bildete mit Sapphos Hymnus an Aphrodite ein weiteres, von Sebastian F. Seeber im Singer-Songwriter-Style arrangiertes und zur Gitarrenbegleitung vorgetragenes Stück altgriechischer Poesie, das zugleich zum geselligen Teil des Abends überleitete.

 

 

 

Dank fleißiger Beteiligung aller konnten die Beiträge dann bei Snacks und Getränken noch ausgiebig nachbesprochen und gewürdigt und die Planungen für den nächsten LetoS im Wintersemester 2023/24 aufgenommen werden – auf den wir uns schon jetzt sehr freuen!

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