Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft

Transdisziplinärer Workshop Krisen|Narrative

Krisen scheinen heute allgegenwärtig und spielen eine zentrale Rolle in den Medien und im öffentlichen Diskurs: Seien es die „Corona-Krise“, die „Klima-Krise“ oder die immer wiederkehrende „Wirtschaftskrise“ – ganz aktuell aber auch Kriege, die besonders drastisch als Krisen erlebt und erzählt werden. 

Dabei sind Krisen Phänomene, die Gesellschaften zu jeder Zeit und überall auf der Welt betreffen und betroffen haben und die unweigerlich Auswirkungen auf alle Bereiche des menschlichen Lebens besitzen. Aus diesem Grund haben sich bereits 2021 Vertreter:innen verschiedener Disziplinen über „Gesellschaftliche Krisen in Vergangenheit und Gegenwart“ ausgetauscht und ihre Konzepte von sowie Zugriffe auf Krisen als gesellschaftliche Phänomene verglichen. Hieraus ist ein Podcast hervorgegangen, der hier angehört werden kann: https://letscast.fm/sites/krisengipfel-48412c5f). 

Der diesjährige Workshop baut auf dem bisherigen Austausch auf und stellt das Thema „Narrative/Narrativität“ als Konvergenzpunkt ins Zentrum: Mit diesem Begriff wird auf musterhafte und sinnstiftende Erzählungen referiert, die über in ihnen transportierte Werte und Emotionen das Selbstbild und die Umweltwahrnehmung einer Gemeinschaft prägen. Dabei denken wir Narrative in zweierlei Richtung: 

  • einerseits Narrative, die von Krisen handeln und deren Sinnstiftung oder Verarbeitung gewidmet sind, d.h. Erzählungen, die das Erleben und Überwinden von Krisen ins kulturelle Gedächtnis überführen und zugreifbar machen
  • andererseits Krisen als machtvolle Narrative im Kontext sozialer oder politischer Handlungsrahmen und damit die Frage, inwiefern Krisen selbst (nur?) Erzählungen sind und Ereignisse sich ggf. erst dadurch als Krisen manifestieren, dass man sie als solche erzählt. 

Diese beiden Perspektiven und die damit verbundenen Fragen nach Faktualität, Konstruktivismus und Deutungsmacht sowie nach Konfrontationen von Narrativ und Gegennarrativ werden einerseits in den Vorträgen aufgegriffen und andererseits in den Diskussionspanels verhandelt und ggf. weiterentwickelt.

 

Tagungsprogramm als PDF

Lesungsaushang als PDF

Programm


16.11.23

Session 1

Dorotheenstr. 24, 10117 Berlin, Raum 3.246

09.00–09.15 Theresa Roth Begrüßung
09.15–10.00 Wiebke Hahn, Ina Opitz

Kollaboratives Erzählen: Techniken des Improvisationstheaters in der transdisziplinären Forschung

10.00–10.30 Kaffepause (3.308)
10.30–11.00 Dominik Zink

Herkunft als literarische Kategorie der Krise

11.00‒11.30

Elyze Zomer

Babylon: von Wehe zur Warnung - Epen und Prophezeiungen als Bewältigungsstrategien

11.30‒12.00

Isabella Hermann

Das Konzept der Anti-Dystopie als Narrativ für die Zukunft

12.00‒12.30

Theresa Roth (Moderation)

Diskussion: Was ist eine Geschichte / Was bedeutet Narration in den verschiedenen Disziplinen?

12.30-14.00

Mittagspause

Session 2

Dorotheenstr. 24, 10117 Berlin, Raum 3.246

14.00‒14.30

 

Marion Schneider

 

Die Rolle der Geisteswissenschaften in der Krise:
Plutarchs historisch-philosophischer Dialog „Über das Daimonion des Sokrates“ als antikes Fallbeispiel

14.30‒15.00

Franziska Müller

Krisennarrative im Anthropozän

15.00‒15.30

Kaffepause (3.308)

15.30‒16.00

Stefan Schreiber

Dinge in Krisen. Affekte, Artikulationen und Relationen von Dingversammlungen als posthumanistische Narrationen

16.00‒16.30

Sascha Dannenberg

Wildcards und die Erwartbarkeit von Krisen

16.30‒17.00

Dominik Zink (Moderation)

Diskussion: Krisennarrative als Zugang und Beitrag zum Verständnis von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft

Lesung

Dorotheenstr. 24, 10117 Berlin, Raum 1.101 (Hörsaal Haus 1)

18.00 – 20.00

Lea-Lina Oppermann

Lesung aus dem Jugendroman „Was wir dachten, was wir taten“ + anschließende Diskussion

 17.11.23

Session 3

Dorotheenstr. 24, 10117 Berlin, Raum 3.246

9.30-10.00

Nick Augustat (online)

Verzerrungstendenzen und Erwartungsverletzung im Umgang mit Narrativen

10.00-10.30

Vincenzo Damiani (online)

Krisennarrative als Instrument der Autoritätskonstruktion? Darstellung von „Krisis“ in den Krankengeschichten des kaiserzeitlichen Arztes Galen von Pergamon (129–ca. 216 n.Chr.)

10.30-11.00

Kaffeepause (3.308)

11.00-11.30

Adrian Hermann (online)

Die Krise (er)spielen: Zur Narrativität apokalyptischer und postapokalyptischer Tabletop Rollenspiele

11.30-12.00

Theresa Roth

Krisenrituale als performative Narrative

12.00-12.30

 

Marion Schneider

 

Diskussion: Krisennarrative und ihre Funktionen in der Praxis (Wissenschaft, Literatur, Religion, Spiel, Medizin)

12.30-13.00

 

Theresa Roth

 

Fazit: Was bringt das Konzept der Narration für die inter- und transdisziplinäre Erforschung von Krisen?