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Lebenslauf 1989

Lebenslauf (Berlin 1989)


Am 15. 3. 1970 wurde ich in Berlin geboren.

Meine Mutter, Elke von Mühlsdorf, ist Lehrerin, mein Vater, Hans von Mühlsdorf, Bibliothekar. Ich habe eine 22jährige Schwester, sie arbeitet als Kellner im Hotel Berolina.

1977 wurde ich in die 7. Oberschule im Stadtbezirk Pankow aufgenommen. Das Lernen machte mir Spaß, und ich hatte stets gute bis sehr gute Leistungen.

Mein besonderes Interesse galt den Fächern Literatur und Biologie. 1987 schloß ich die 10. Klasse mit dem Prädikat „sehr gut“ ab und wurde zur EOS „Franz Mehring“ im Stadtbezirk Prenzlauer Berg delegiert. Obwohl ich mich schnell in das neue Klassenkollektiv eingelebt habe, bereitete mir die Umstellung auf die neuen fachlichen Anforderungen der erweiterten Oberschule Schwierigkeiten. 1989 legte ich das Abitur mit dem Prädikat „befriedigend“ ab.

Ich bemühte mich stets, gesellschaftlich aktiv zu sein, indem ich mich an schulischen und außerschulischen Einsätzen und Veranstaltungen aller Art beteiligte.

In der 1. Klasse trat ich in die Pionierorganisation Ernst Thälmann ein. In den ersten Jahren war ich Mitglied des Gruppenrates meiner Klasse, und von der 4. bis zur 7. Klasse arbeitete ich im Freundschaftsrat meiner Schule. Für diese Arbeit wurde ich 1983 zu einem fünfwöchigen Lehrgang in die Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“ delegiert.

Mitglied der FDJ bin ich seit 1984.

1985 erhielt ich die Jugendweihe.

In der POS arbeitete ich in der GOL als Kulturfunktionär und habe zahlreiche kulturelle Veranstaltungen organisiert. In der EOS war ich für die Ausgestaltung der Messe verantwortlich.

Neben meinen Aufgaben in der Schule und gesellschaftlichen Aktivitäten beteiligte ich mich an sehr unterschiedlichen Arbeitsgemeinschaften und Freizeitgruppen.

So war ich Mitglied einer Jugendtanzgruppe und nahm teil an Arbeitsgemeinschaften für Schwimmen und Geräteturnen. Um meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu vertiefen, arbeitete ich in einer Gruppe junge Entomologen im Tierpark und besuchte Vorträge der Schülergesellschaft Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Gleichzeitig interessiere ich mich für das kulturelle Geschehen. Ich lese sehr viel, besonders Gegenwartsliteratur, und gehe oft ins Theater oder Kino.

Da ich seit langem den Wunsch habe, in einer wissenschaftlichen Bibliothek zu arbeiten, bewarb ich mich für das Studienjahr 1989/90 um einen Studienplatz als wissenschaftlicher Bibliothekar an der „Fachschule für wissenschaftliche Information und wissenschaftliches Bibliothekswesen Berlin“. Meine Studienbewerbung wurde abgelehnt. Da ich weiterhin den Wunsch habe, mich erneut um einen Studienplatz zu bewerben, möchte ich das dazwischenliegende Jahr nutzen, um mich durch praktische Tätigkeit auf das Studium vorzubereiten.

Berlin, den 29.6.89                                                                              Henriette von Mühlsdorf


(Ruth Reiher (Hg.) (1995): Mit sozialistischen und anderen Grüßen. Porträt einer untergegangenen Republik in Alltagstexten. Berlin, S. 180/182. – Namen wurden geändert.)