Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Korpuslinguistik und Morphologie

deutsche.pflanzennamen.1870.xml

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				<title>Deutsche Pflanzennamen</title>
				<author>Hermann Grassmann</author>
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				<date>1870</date>
				<pubPlace>Stettin</pubPlace>
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				<bibl>Grassmann, Hermann (1870), Deutsche Pflanzennamen. Stettin: pp. 1-23.</bibl>
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					<head>Einleitung</head>
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						Es iſt das Ziel jeder Wiſſenſchaft, volksthümlich zu werden. Dieſ<lb/>
						Ziel kann nur erreicht werden, wenn ſie ſich eine volksthümliche Sprache<lb/>
						ſchafft. Für die Pflanzenkunde iſt der erſte entſcheidende ſchritt zu dieſem<lb/>
						Ziele hin dadurch geſchehen, daß für ſie beſonders durch Biſchoff's Bemü=hungen<lb/>
						eine wiſſenſchaftlich beſtimmte deutſche Kunſtſprache geſchaffen iſt,<lb/>
						welche ſchon jetzt die noch vor kurzer Zeit allein herrſchende lateiniſche<lb/>
						Terminologie durch Klarheit und Mannigfaltigkeit der Benennungen weit<lb/>
						überflügelt hat. Aber der zweite weſentliche ſchritt iſt bisher noch nicht<lb/>
						gethan. Für die Benenung der Pflanzen fehlt es gänzlich an wiſſen=ſchaftlich<lb/>
						beſtimmten deutſchen Namen, und es iſt dadurch der ſeltſame<lb/>
						Zwitterzuſtand für die wiſſenſchaftlichen, ja auch für die volksthümlichen<lb/>
						Werke über Pflanzenkunde nothwendig geworden, daß, während die Be=ſchreibung<lb/>
						der Pflanzen ganz in deutſches Gewand gekleidet iſt, die Be=nennungen<lb/>
						derſelben, um wiſſenſchaftlich beſtimmt zu ſein, ſtets in latei=niſcher<lb/>
						Sprache angegeben werden müſſen. Die deutſchen Namen, die dann<lb/>
						oft daneben ſtehen, tragen meiſt ein ſolches Gepräge der Unklarheit, daß<lb/>
						ſie jeden zurückſchrecken müssen, der ſie ſtatt der lateiniſchen einführen<lb/>
						möchte. Der Grund, weshalb dieſe Namen für die Wiſſenſchaft gänzlich<lb/>
						unbrauchbar ſind, liegt aber darin, daß man, ſtatt dem Geiſte der deut=ſchen<lb/>
						Sprache zu folgen, und die volksthümlichen Benennungen, indem<lb/>
						man ſie nur der darin etwa niedergelegten unrichtigen Vorſtellungen ent=kleidete,<lb/>
						ſich anzueignen, die lateiniſchen Namen überſetzte, und namentlich<lb/>
						die Artnamen wo möglich durch Nebeneinandersſtellen eines Adjektives mit<lb/>
						einem Subſtantiv bezeichnete, obgleich die Volksſprache ſolche Zuſammen=fügungen<lb/>
						für die Benennung ſelbſtſtändiger Arten meidet. Hätte man<lb/>
						nun dieſe Benennungsweiſe der Arten ſtreng durchführen können, ſo hätte<lb/>
						man dadurch ein Syſtem von Benennungen geſchaffen, welches, wie ſehr<lb/>
						es auch dem Sprachgeiſte widerſtrebte, doch wenigſtens eine Verwendung<lb/>
						für die Wiſſenſchaft geſtattet hätte. Allein jenes Princip konnte nicht<lb/>
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						durchgeführt werden; denn <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> sylvestris paulustris </foreign>, saxatilis u. ſ. w. ließen<lb/>
						ſich nicht anders übertragen, als durch Zuſammenſetzung mit Wald-<lb/>
						Sumpf-, Stein- u. ſ. w., da die deutſche Sprache keine Adjektiven beſitzt,<lb/>
						welche die Pflanze etwa als in Wäldern, Sümpfen, auf Steinen wach=ſende<lb/>
						bezeichnet. ſo wurden nun die Arten bald auf jene lateiniſche<lb/>
						Weiſſe durch Nebeneinanderſtellung von Adjektiv und Subſtantiv, bald auf<lb/>
						ächt deutſche Weise durch Zuſammenſetzung gebildet. Auch dieſ wäre noch erträglich geweſen, wenn man nur für die Gattungen überall ein=fache<lb/>
						Namen gehabt hätte. Aber nun erſchien z B. neben Alpenroſe für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Rosa<lb/>
							alpina </foreign> der Gattungsname Alpenröſchen für <foreign xml:lang="grc" rend="antiqua"> Rhododendron </foreign>, neben Alpen=klee<lb/>
						für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Trifolium alpinum </foreign>und neben Steinklee, als richtiger Ueberſetzung<lb/>
						für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Trifolium saxatile </foreign>, der Name Steinklee für die Gattung <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Melilotus </foreign><lb/>
						(<w rend="antiqua">Moe</w>), und die Verwirrung wird duch <name type="person"><w rend="antiqua">Moesler's </w></name>  Alpensteinklee für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Tri=folium<lb/>
						saxatile </foreign> nur noch größer; ſo erſcheint neben Ackererbse für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Pisum<lb/>
						 savitum </foreign> der Name: Walderbſe für die Gattung <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Orobus </foreign>, und demnächſt<lb/>
						ſolche Ungeheuerlichkeit wie Sumpfwalderbſe für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Orobus palustris </foreign>(<w rend="antiqua">Moe</w>).<lb/>
						Und ſolche Verwirrungen und Afterbildungen ziehen ſich durch das ganze<lb/>
						Syſtem der Benennungen bei allen neueren Botanikern hindurch, ja die<lb/>
						von vielen derſelben neu gebildeten deutſchen Gattungsnamen gehören<lb/>
						vorzugsweiſe zu dieſer Klaſſe verwirrender Zuſammenſetzungen. Es ſind<lb/>
						aber alle ſolche Zuſammenſetzungen, deren zweiter Theil ein in der wiſſen=ſchaftlichen<lb/>
						Benennung gewählter Name einer Gattung iſt, durchaus ver=werflich.<lb/>
						ſolche Namen z. B. wie Steinklee, Süßklee, Wundklee dürfen<lb/>
						nur Arten der mit dem Namen Klee benannten Gattung bezeichnen, ſo<lb/>
						in allen anderen Fällen. Aber auch alle übrigen Zuſammenſetzungen,<lb/>
						ſelbst wenn ſie nicht an dieſem Uebelſtande leiden, ſind als Benennungen<lb/>
						von Gattungen zu verwerfen. Denn erſtens werden dadurch für die Art=namen,<lb/>
						bei denen, wie wir oben gezeigt, Zuſammenſetzungen unvermeidlich<lb/>
						ſind, ſolche Benennungen hervorgerufen, die aus drei Worten zuſammen=geſetzt<lb/>
						ſind, wie die oben angeführte Sumpfwalderbſe und ähnliche, die als<lb/>
						Mißbildungen gänzlich zu beſeitigen ſind, und zweitens wird dadurch der<lb/>
						Uebelstand herbeigeführt, daß man es dem Worte nie anhören kann, ob<lb/>
						es eine Gattung oder eine Art benennt. Es iſt aber für die wiſſenſchaftliche<lb/>
						Brauchbarkeit der deutſchen Namen nothwendig, daß, ebenſo wie dieſ bei<lb/>
						den lateiniſchen Namen der Fall iſt, jeder Name ſogleich unmittelbar zu<lb/>
						erkennen giebt, ob er eine Gattung, Art oder Familie benennt; und ſo<lb/>
						lange dieſ Ziel nicht erreich iſt, wird man in der Wiſſenſchaft den latei=niſchen<lb/>
						Namen ſtets mit Recht den Vorzug geben. Wir ſtellen daher hier<lb/>
						in kurzem Ueberblicke die Grundsätze auf, nach denen die Gattungen,<lb/>
						Arten, Familien, und weiter die Varitäten, die Untergattungen oder<lb/>
						Rotten, die natürlichen Ordnungen und Klaſſen zu benennen ſind.<lb/>
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				<head n="2">I. Benennung der Gattungen</head>
					
						
					<p>1.Jeder Gattungsname muß den Stempel eines ein=fachen<lb/>
						Wortes an ſich tragen.<lb/>
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						Hierbei iſt es gleichgültig, ob der Name urſprünglich durch Zuſam=menſetzung<lb/>
						entſtanden iſt, oder nicht. ſo z. B. ſind Hollunder, oder<lb/>
						Holder Affolter Zuſammenſetzungen mit einem Worte, welches Strauch<lb/>
						oder Baum bezeichnet, und in den hochdeutſchen Zuſammenſetzungen in<lb/>
						der Form -der oder -ter vorkommt, ſo ſind Hede-rich, Wege-rich Zuſam=menſetzungen<lb/>
						mit einem Worte, was urſprünglich "Fürſt, Herrſcher"<lb/>
						bedeutet, aber es tragen dieſe Bildungen das Gepräge einfacher Wörter<lb/>
						an ſich, und Niemandem kann es einfallen, ſie wegen jenes Urſprungs<lb/>
						als Gattungsnamen zu verbannen. Und in der That würde dann, je<lb/>
						weiter man in der Sprachgeſchichte zurückgeht, eine deſto geringere Zahl<lb/>
						urſprünglich einfacher Namen zurückbleiben, ja vielleicht zuletzt alle ver=ſchwinden.<lb/>
						Selbst ſpätere Zuſammenſetzungen wie Eberſche aus Eber-eſche<lb/>
						ſind zufällig, wenn, wie hier, die Form der Zuſammenſetzung ganz ver=wiſcht<lb/>
						iſt. <lb/>
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						Alle Benennungen nach Perſonnamen ſind zu verbannen.<lb/>
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						Denn das Volk hat nie auf ſolche Weise benannt, und nie werden<lb/>
						Gattungsnamen, wie  "Zahlbrucknere, Bonjeanie, Hugueninie, Zanichellie"<lb/>
						volksthümlich werden. Und ſollte es dennoch gelingen, einen ſolchen<lb/>
						Namen im Volke einzuführen, ſo würde derſelbe bald im Volksmunde<lb/>
						eine Umgeſtaltung erfahren, die keineswegs dazu beitragen würde, das<lb/>
						Andenken des Mannes zu ehren. Mag man alſo immerhin in der latei=niſchen<lb/>
						Benennung dieſe Namen beibehalten, für volksthümliche deutſche<lb/>
						Benennungen ſind ſie ganz unſtatthaft, und jeder Name, welcher nur die<lb/>
						loſeſte Anknüpfung ſeines Begriffes an ein Merkmal der Pflanze geſtattet,<lb/>
						ſei dieſe Anknüpfung nun in dem urſprünglichen Begriffe begründet, oder<lb/>
						willkührlich hineingetragen, bietet dem Volke einen ſehr viel reicheren<lb/>
						Inhalt dar als dieſe ganz wirthürlich gewählten Perſonnamen. Aber<lb/>
						auch für die lateiniſchen Namen wäre es wünſchenswerth, dieſem Un=fuge<lb/>
						zu ſteuern, der die ganze Botanik zu überfluthen und ihr Benen=nungsſyſtem<lb/>
						nach und nach in eine Namen-Sammlung berühmter und<lb/>
						unberühmter Botaniker und Nichtbotaniker zu verwandeln droht.<lb/>
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						3. Alle Namen, welche noch jetzt eine anſtößige Bedeu=tung<lb/>
						enthalten, ſind zu verwerfen.<lb/>
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						Hingegen ſind ſolche Namen nicht zu verbannen, die zwar aus einer<lb/>
						obſcönen Anſchauung hervorgegangen ſind, bei denen dieſelbe aber gegen=wärtig<lb/>
						ganz verwiſcht iſt, und eine andere Bedeutung nahe liegt, wie z B.<lb/>
						Zirsel, Stendel, Rage u. ſ. w.<lb/>
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						4. Namen, die aus anderen Sprachen entlehnt ſind,<lb/>
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						ohne deutſchen Klang angenommen zu haben, ſind für<lb/>
						Pflanzen, die auf dem Gebiete deutſcher Zunge wachſen,<lb/>
						möglichſt zu meiden.<lb/>
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						Nur in wenigen Fällen haben wir ſolche Namen, wenn ſie allgemein<lb/>
						verbreitet ſind und keinen andern neben ſich haben, zugelaſſen, namentlich<lb/>
						Bazille (279), Kamille (374), Koriander (315), Lakrize (159), Levkoie <lb/>
						(31), Lupine (148), Luzerne (151), Narciſſe (693), Sanikel (247).<lb/>
						Dagegen hat es nicht das mindeſte Bedenken, ſolche Namen, welche zwar<lb/>
						aus andern Sprachen entſtanden ſind, aber ganz deutſchen Klang und<lb/>
						Ton angenommen haben, wie Roſe, Duendel, Pflaume, Pfirſich u. ſ. w.<lb/>
						in unbeſchränkter Anzahl aufzunehmen und ſie weniger wohlklingenden<lb/>
						oder weniger verbreiteten Namen vorzuziehen.<lb/>
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						5. Dagegen ſind für Pflanzen, die nur in Gebieten<lb/>
						fremder Zunge wachſen, die lateiniſchen Namen unmittel=bar<lb/>
						, nur mit der üblichen Umdeutſchung, geſtattet.<lb/>
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						Dieſen Gebieten gehören die franzöſiſche und die italieniſche Schweiz<lb/>
						und beſonders das ſchon mit ſüdlichem Blumenflor ausgeſtattete Iſtrien an.<lb/>
						So ſind von uns unmittelbar verwandt: Arbut (443), Cypreſſe<lb/>
						(640),Galaſie (418), Jasmin (460), Lobularie (53), Oleander (464), Oleaſter (608),<lb/>
						Olive (455), Oſyris (607), Paronychie (231), Spinat<lb/>
						(595), Zelerie (227). Hierher mag auch die Galei (160) für <w rend="antiqua">Galega </w><lb/>
						gerechnet werden, da die Pflanze im Gebiete deutſcher Zunge wohl nur<lb/>
						verwildert vorkommt. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß, wenn auch für<lb/>
						dieſe Pflanzen mit ihrer Ueberſiedlung in ächt deutſche Gebiete deutſche<lb/>
						Namen hervorgetreten ſind, dieſe den Vorzug verdienen, und daß auch<lb/>
						hier Benennungen nach Perſonnamen, dem obigen Grundſatze<lb/>
						gemäß, durch andere Benennungen erſetzt werden müſſen.<lb/>
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						6. Zuſammengeſetzte Namen, deren zweiter Theil weder<lb/>
						andere Pflanzen noch Thiere benennt, können als Artnamen<lb/>
						und der zweite Theil als Gattungsname benutzt werden.<lb/>
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						So z. B. Hechel aus Hauhechel, einem Namen für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Ononis spi=nosa<lb/>
						</foreign>, Zwock aus Fännezwock, dem Artnamen für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Trigonella Foenum<lb/>
						graecum </foreign>.<lb/>
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						7. Sind mehrere Namen vorhanden, ſo iſt derjenige zu<lb/>
						wählen, der die Pflanze am beſten bezeichnet oder am all=gemeinſten<lb/>
						verbreitet oder am wohllautendſten iſt. <lb/>
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						Beiſpiele für ſolche Auswahl finden ſich überall. Nur iſt noch her=vorzuheben<lb/>
						, daß hier nicht nur der Gattungsname, ſondern auch die durch<lb/>
						Zuſammenſetzung mit demſelben zu bildenden Artnamen ein Gewicht in<lb/>
						die Waagſchale legen. ſo z. B. iſt der Name Beifuß für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Artemisia</foreign> und<lb/>
						deren Arten im Volke faſt ebenſo gebräuchlich, als der von uns verge=zogene<lb/>
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						Wermut. Aber es zeigt ſich eine gewiſſe ſcheu, den Namen<lb/>
						Beifuß in Zuſammenſetzungen zu gebrauchen; und in der That haben<lb/>
						dieſe Zuſammenſetzungen etwas übelklingendes, was darin ſeinen Grund<lb/>
						hat, daß Beifuß, obgleich an ſich eben ſo einfach wie Wermut, doch mehr<lb/>
						die Gestalt eines zuſammengeſetzten Wortes angenommen hat.<lb/>
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						8. Bei gänzlichem Namen-Mangel kann man weniger<lb/>
						gebräuchliche Namen verwandter Pflanzen, oder ſolche, die<lb/>
						ihrer Bedeutung nach zutreffend ſind, auf die zu benennende<lb/>
						Pflanze übertragen.<lb/>
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						Beſonders empfiehlt ſich dieſe Uebertragung, wenn die beiden Gat=tungen<lb/>
						, zwiſchen denen die Uebertragung ſtattfinden ſoll, früher zu einer<lb/>
						Gattung vereinigt waren. ſo z. B. haben wir Elfinge, ein ſeltenen<lb/>
						Namen für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Hesperis</foreign>, auf die nah verwandte und früher mit <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Hesperis</foreign> zu einer Gattung vereinigte <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Malcolmia</foreign> übertragen. Ferner um ein Bei=ſpiel<lb/>
						der andern Art der Uebertragung zu geben, haben wir den alten<lb/>
						Namen, die Stinke, welcher dem alten Sprachgebrauche gemäß, nach<lb/>
						welchem ſtinken ſoviel wie ſtark riechen iſt, eine ſtark aber wohlriechende<lb/>
						Orchidee bezeichnete, auf eine gar nicht verwandte, aber auch ſonſt nach<lb/>
						ihrem Geſtanke bekannte Pflanze <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Cimicifuga foetida </foreign>(Wanzenſtinke) über=tragen.<lb/>
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						9. Oder es kann dann eine Benennung aus einem an=dern<lb/>
						germaniſchen Sprachzweige entlehnt werden.<lb/>
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						Entlehnt haben wir:<lb/>
						a) aus dem Holländiſchen:  Turre (33), Minner (9) Porſelein<lb/>
						b) (102), Mur (108), Ricke (423), Duispel (766);<lb/>
						b) aus dem Däniſchen: Simmer (88), Dild(432), Monke (435),<lb/>
						Bulme (497), Kurle (670), Binke (775), Huabe (675), letzteres mit<lb/>
						Umwandlung in die deutſche Form;<lb/>
						c) aus dem Norwegiſchen: Flanger (673);<lb/>
						d) aus dem ſchwediſchen: Tolte (425);<lb/>
						e) aus dem Engliſchen: Rocket (78);<lb/>
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						10.Oder es kann auch aus eine nicht germaniſchen<lb/>
						Sprache Benennung entlehnt werden, welche mit den<lb/>
						deutſchen Benennungen in beſonders naher Beziehung steht.<lb/>
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						Dieſ iſt beſonders dann der Fall,<lb/>
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						a)	wenn der Name mit überwiegender Wahrſcheinlichkeit urſprünglich<lb/>
						aus der deutſchen Sprache in eine fremde eingedrungen iſt, und alſo die<lb/>
						deutſche Sprache, indem Sie ihn wieder aus dieſer entlehnt, gewiſſermaßen nur<lb/>
						ihr urſprüngliches Eigenthumsrecht in Anſpruch nimmt. Dieſ Verhä=niß<lb/>
						findet ſtatt bei den Namen: Drabe (59), Krupe (400);<lb/>
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						b)	wenn es deutſche Benennungen giebt, die zu der zu entlehnenden<lb/>
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						hinüberführen. Dieſ gilt für folgende drei Benennungen: Orbe,<lb/>
						Birke, Salme, die wir für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Orobus, Pyrola, Halimus </foreign>, gewählt haben,<lb/>
						und zu denen die deutſchen Benennungen Erve, Birnbäumchenkraut, Salz=melde<lb/>
						, wie wir unten (in Nr. 149, 451,597) näher darlegen werden, hin=überleiten;<lb/>
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						c)	wenn der fremde Name unmittelbar vollkommen deutſchen Klang<lb/>
						hat. Dieſ hat uns bewogen, die Namen: Durman, Krambe, Holk auf-<lb/>
						zunehmen, den erſten aus dem Slawiſchen, die beiden andern aus dem<lb/>
						Lateiniſchen (und Griechiſchen), indem wir bei dem letzten Namen die lateiniſche Endung us (griech. os) weggelaſſen, alſo <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> holcus </foreign> griech. <foreign xml:lang="grc" rend="antiqua"> holkós </foreign><lb/>
						in Holk gekürzt haben, (ſ. PIin. 27, 10, 63). Es verſteht ſich von ſelbſt,<lb/>
						daß man zu dieſem Mittel der Nambildung nur ſeine Zuflucht nehmen <lb/>
						darf, wenn keine einfachen deutſchen Namen vorhanden ſind, und die<lb/>
						vorher angeführten Mittel erſchöpft ſind. Ueberhaupt ſetzen wir in dieſer<lb/>
						ganzen Entwickelung im Allgemeinen voraus, daß bei Anwendung jedes<lb/>
						neu vorzuſchlagenden Mittels der Namgebung die ſämmtlichen vorher vor=geſchlagenen<lb/>
						keine brauchbare Anwendung geſtatten.<lb/>
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						11. Wenn der zweite Theil einer Zuſammenſetzung von<lb/>
						ſehr allgemeiner Art iſt, der erſte Theil aber einen Gegen=ſtand<lb/>
						benennt, mit dem die ganze Pflanze oder ein Theil<lb/>
						derſelben verglichen iſt, ſo kann dieſer erſte Theil in der<lb/>
						Regel als Gattungsname benutzt werden.<lb/>
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						Wir haben von dieſem Mittel nur Anwendung gemacht, wenn der<lb/>
						zweite Theil der Zuſammenſetzung eine der ganz allgemeinen Benennungen:<lb/>
						Baum, Strauch, Kraut, Saat, Blume, Würz, Gras iſt; nur in dem<lb/>
						Namen Zügel-orche, aus dem wir Zügel entnommen haben, ſind wir<lb/>
						hierüber hinausgegangen, da auch Orche hier in einem ſehr allgemeinen<lb/>
						Sinne genommen iſt. Aber nicht immer läßt ſich der erſte Theil in dieſem<lb/>
						Falle als Gattungsname benutzen, namentlich nie, wenn er Pflanzen oder<lb/>
						Thiere benennt, oder als Ausdruck der botaniſchen Kunſtſprache vorkommt.<lb/>
						Auch ſträubt ſich zuweilen das ſo zu wählende Wort gegen ſolche An=wendung<lb/>
						und gegen die für Artnamen nothwendige Zuſammenſetzung.<lb/>
						So z. B. haben wir uns aus dieſem Grunde nicht entſchließen können,<lb/>
						aus dem Namen Sonnenblume den erſten Theil (Sonne) als Namen der<lb/>
						Gattung auszuſondern. Die Namen, die wir nach dieſem Grundsatze<lb/>
						wirklich gewählt haben, ſind folgende: Socke (22), Täſchel (63), Brille<lb/>
						(66), Falte (256), Rädchen (273), Gabel (361), Kragen (363), Flocke<lb/>
						(396), Röhrlein (409), Zinne (410), Koſten (419), Köcher (429), Droß<lb/>
						(502), Fackel (501), Drattel-Troddel (574), Kugel (578), Pfeil (647),<lb/>
						Händel (664), Zügel (666), Schopf (740), Sammet (760), Schlegel <lb/>
						(787). Dazu kommen noch Spille (137) aus Spillbaum, Lode (486),<lb/>
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						aus Lodwurz, in denen das e des erſten Theiles, wie dieſ oft geſchieht,<lb/>
						bei der Zuſammenſetzung ausgefallen iſt.<lb/>
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						12. Wenn es wahrſcheinlich iſt, daß der erſte Theil der<lb/>
						Zuſammenſetzung ſchon an ſich die Pflanze bezeichnen ſollte,<lb/>
						ſo kann er unbedenklich als Pflanzenname gewählt werden.<lb/>
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						Der zweite Theil iſt dann entbehrlich, da er nur bezeichnen ſoll,<lb/>
						ob die Pflanze ein Baum, Strauch u. ſ. w. iſt, was für die Benen=nung<lb/>
						der Gattung ganz gleichgültig iſt. So z. B. iſt der alte Pflanzen=name:<lb/>
						die Ringel(althochdeutſch <foreign xml:lang="goh" rend="antiqua"> ringila </foreign>) im Neuhochdeutſchen faſt nur<lb/>
						noch in der Zuſammenſetzung Ringelblume vorhanden, und unzählich oft<lb/>
						kommen ſolche Zuſammenſetzungen im Sinne der Appoſition neben den<lb/>
						einfachen Pflanzennamen vor. Wenn aber der erſte Theil der Zuſammen=ſetzung<lb/>
						ſich nicht unmittelbar als Gattungsname belegen läßt, ſo haben<lb/>
						wir doch in folgenden Fällen den ſchluß gezogen, daß er urſprünglich<lb/>
						Gattungsname war, und daher als ſolcher wieder hergeſtellt werden kann:<lb/>
						erſtens, wenn jener erſte Theil der Zuſammenſetzung ſich als Umbildung<lb/>
						eines ausländiſchen Pflanzennamens zu erkennen giebt; zweitens, wenn er<lb/>
						als Umwandlung anderweitiger deutſcher Pflanzennamen erſcheint, und<lb/>
						drittens, wenn die andern Pflanzenbenennungen entſprechende Form jenes<lb/>
						erſten Theiles einen ſolchen Schluß zu rechtfertigen ſcheint. Die Namen,<lb/>
						welche wir aus dieſen Gründen als Gattungsnamen gewählt haben, ob=gleich<lb/>
						sie nur als erſte Glieder von Zuſammenſetzungen vorkommen ſind:<lb/>
						Schöll (27), Smirne (313), Lieste (275), Serge (533), Sorg (741),<lb/>
						Spart (754), Lore (605), More (622), welche als Umdentungen der<lb/>
						lateiniſchen Namen <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Chelidonium, Smyrniun, Ligusticum, Satureja,<lb/>
						Sorghum, Spartina, Laurus, Morus</foreign> als erſte Theile von Zuſammen=ſetzungen<lb/>
						, die letzten beiden jedoch mit Abwerfung des e, vorkommen.<lb/>
						Ebenſo: Backe (155), Zeiß (549), Kolmar (567), welche als Umwand=lungen<lb/>
						des spaniſchen <foreign xml:lang="spa" rend="antiqua"> bocha </foreign> und der slaviſchen (ruſſiſchen) Namen <foreign xml:lang="rus" rend="antiqua"> cist,<lb/>
						kurimur</foreign> in gleicher Weiſe vorkommen. Ferner: Sparz (158), Preißel<lb/>
						(442), Rait (761), Ritſch (772), Schwicke (800), Ganfer (594), in=dem<lb/>
						die mit ihnen verwandten deutſchen Namen Spargel, Breuſch, Riet,<lb/>
						Riſch, Schwingel, Gefer als Pflanzennamen vorkommen, und auch Ser=mel<lb/>
						 (577) ſcheint aus Seemilch entſtanden, wobei überall die nähere<lb/>
						Begründung unter den betreffenden Nummern nachzuſehen iſt, Endlich:<lb/>
						die Morſe (9), die Gilze (771), die Werde (609), die Härtel (456),<lb/>
						Amſtel (3), Gaſpel (143), welche nach Art der Pflanzennamen durch<lb/>
						die Endung ſe, de, el abgeleitet zu ſein ſcheinen, obwohl die Bedeutung<lb/>
						der beiden letzten Namen nicht klar iſt. Hierher gehören auch die ad=jektiviſch<lb/>
						zu faſſenden Siegmar (689), Sen (382), welche die Pflanze<lb/>
						als ſiegberühmte oder greisende bezeichnen.<lb/>
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						Zu erwähnen iſt hier noch, daß viele Pflanzennamen urſprünglich<lb/>
						einen Theil der Pflanze, z. B. die Blüthe und beſonders häufig die<lb/>
						Frucht bezeichnen, und daß man dann, wenn man die Pflanze als ſolche<lb/>
						unterſcheidend benennen will, Baum, Strauch, Kraut u. ſ w. hinzufügt.<lb/>
						Selten hat die Sprache, wie in Eiche und Eichel, die Pflanze ſelbſt und<lb/>
						ihre Frucht durch verſchiedene Endungen unterſchieden. Das iſt aller=dings<lb/>
						ein Mangel, der aber bei der wiſſenſchaftlichen Benennung der<lb/>
						Gattungen und ihrer Arten wenig ins Gewicht fällt. So z. B. benennt<lb/>
						Roſe eigentlich die Blüthe, und Roſenſtock, Roſenſtrauch die Pflanze,<lb/>
						deſſen ungeachtet hat ſich noch Niemand geſcheut, den Namen Roſe zur<lb/>
						Bezeichnung der Gattung zu wählen. Aehnlich verhält es ſich mit<lb/>
						Pflaume, Birne, Apfel und doch wird Niemand geneigt ſein, den alten<lb/>
						Namen <unclear>Pflu-der, </unclear>welcher ſpeciell den Pflaumen-Baum bezeichnet, aufzu=nehmen<lb/>
						, oder für den Birnbaum etwa die Birir (aus Birrebaum) oder<lb/>
						der Birn zu wählen, oder für Apfelbaum den alten Namen Affolter.<lb/>
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						13. Bei allen Bildungen neuer Pflanzennamen hat man<lb/>
						ſich genau nach dem Vorgange der volksthümlichen Bildung ſolcher Namen zu richten.<lb/>
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						Es gehört hierher nicht nur der Fall, wo man durch übliche Ab=leitendungen<lb/>
						neue Worte bildet, ſondern auch, wo man deutſche Worte,<lb/>
						die bisher nicht als Pflanzennamen im Gebrauche waren, zu ſolchen<lb/>
						ſtempelt. Ganz zu vermeiden ſind ſolche Benennungen nicht. Aber die<lb/>
						Zahl der von uns verſuchten Neubildungen iſt, wenn man die Ueber=ſetzungen<lb/>
						griechiſcher und lateiniſcher Namen, welche die neueren Bota=niker<lb/>
						in großer Menge zur Bezeichnung der Gattungen gebildet haben,<lb/>
						mit in Anſchlag bringt, viel geringer als in den bisherigen botaniſchen<lb/>
						Büchern. Man wird uns das Zeugniß geben, daß wir nicht eher an<lb/>
						ſolche Neubildungen herangegangen ſind, als nachdem wir den ganzen,<lb/>
						uns irgend zugänglichen Sprachſchatz durchſucht haben. Die Grundſätze,<lb/>
						nach denen wir dieſe Neubildungen gemacht haben, ſind im Folgenden<lb/>
						einzeln dargelegt, und zwar zuerſt für den Fall, wo der erſte Theil eines<lb/>
						volksthümlichen Namens benutzt iſt.<lb/>
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						14.Wenn der erſte Theil der Zuſammenſetzung ein Zeit=wort<lb/>
						iſt, und der ganze Name ausdrückt, daß die Pflanze die<lb/>
						durch dieſ Zeitwort bezeichnete Thätigkeit übt, ſo kann<lb/>
						man an dessen Präſensſtamm ein e hängen,und das ſo gebil=dete<lb/>
						Wort im weiblichen Geſchlechte als Namen der Pflanze<lb/>
						ſetzen.<lb/>
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						Dieſ iſt die Art, wie Thiernamen (Spinne, Fliege u. ſ. w.) und<lb/>
						Pflanzennamen (Winde, Klimme, Klebe, Rage, Prange, Stinke u. ſ. w.)<lb/>
						Sehr häufig gebildet ſind. Nach dieſem Vorgange haben wir aus dem<lb/>
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						erſten Zuſammenſetzungsgliede volksthümlichcr Namen gebildet: Die Dinſe<lb/>
						(237), Brenne (272), Hafte (299), Falze (352), Kratze (385), Dreuwe<lb/>
						(392), Seihe (42l), Vermaine (606), Hucke (697), Darre (746),<lb/>
						Schlirpe (752), von denen einige auch ſonſt in anderer, aber verwandter<lb/>
						Bedeutung in der Sprache vorkommen, indem ſie (wie Kratze, Seihe,<lb/>
						Darre) das Werkzeug bezeichnen, welches die Thätigkeit übt, oder ganz<lb/>
						allgemein zu faſſen ſind, wie Brenne, als das brennende, Falze als das ſich faltende (falzende) oder gefalzte. <lb/>
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						15. Wenn aber der Präsensſtamm auf er oder el aus=geht<lb/>
						, ſo fällt das e der Endung ab.<lb/>
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						Dieſ zeigt ſich z. B. in den Namen: Die Glitzer, die Klapper.<lb/>
						Hiernach ſind von uns aus dem erſten Zusammenſetzungsgliede der Pflanzen=namcn<lb/>
						gebildet: Die Pimper (136), Zauber (209), Flatter (173), Flitter<lb/>
						(793), Treufel (618), in denen alſo die Form ganz gleich iſt mit jenem<lb/>
						erſten Zuſammenſetzungsgliede.<lb/>
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						16. Wenn der erſte Theil ein Adjektiv iſt, ſo kann man<lb/>
						aus ihm durch Anfügung der Endungen chen, ling den Pflan=zennamen<lb/>
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						Andere Endungen, die zu gleichem Zwecke dienen, ſind gegenwärtig<lb/>
						weniger dafür gebräuchlich. Die erſte der angeführten Endungen bewirkt<lb/>
						ſtets Umlaut, die letzte in der Regel; die erſtere, da ſie urſprünglich Ver=kleinerungs-<lb/>
						oder Liebkoſungsendung iſt, darf nur zur Bezeichnung des<lb/>
						Zierlichen, Kleinen gebraucht werden. Volksthümlichc Namen dieſer Art<lb/>
						ſind: Schönchen, Härtling, Grünling, Säuerling, Bitterling u. ſ. w.<lb/>
						Von neueren Botanikern ſind auf dieſe Art gebildet: Kleinling, Schärf=ling<lb/>
						, Schwärzling. Von uns ſind dieſen nur zwei hinzugefügt: Feinchen<lb/>
						(349), Breitling (297).<lb/>
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						17. Wenn der erſte Theil ein Subſtantiv iſt, was nicht<lb/>
						unmittelbar als Name der Pflanze tauglich iſt, ſo kann man<lb/>
						es oft durch die Endungen el, er, ing, ling, chen, lein, rich<lb/>
						oder ſe, oder auch durch Umlaut und vorgefügtes ge brauch=bar<lb/>
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						a) el. Das verkleinernde el, welches in der älteren Sprache das<lb/>
						Geſchlecht des Subſtantivs, an das es gefügt wird, bewahrt, in der<lb/>
						neueren aber in das ſächliche verwandelt [Gri.gr. 3,666], haben wir<lb/>
						nur einmal angewandt, nämlich für Röſel (236), bei welchem wir,<lb/>
						ganz dem lateiniſchen <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Rhodiola </foreign> (236) uns anſchließend, nach der älte=ren<lb/>
						Weiſe das Geſchlecht beibehalten haben. Ferner werden durch die<lb/>
						Endung el aus Subſtantiven Namen von Pflanzen gebildet, welche ent=weder<lb/>
						das an ſich tragen, oder dem ähnlich ſind, oder mit dem in Ver=kehr<lb/>
						ſtehen, was durch das Subſtantiv bezeichnet wird. Es gilt hierbei,<lb/>
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						im Gegenſatz gegen das verkleinernde el, die vorherrſchende, obwohl nicht<lb/>
						ganz durchgreifende Regel, daß das Geſchlecht weiblich iſt, wenn das des<lb/>
						Subſtantivs, an welches ſich die Endung fügt, männlich oder ſächlich<lb/>
						war, und umgekehrt männlich, wenn jenes weiblich; z. B. die Ringel<lb/>
						aus "der Ring", die Schwertel aus "das Schwert", der Tännel aus<lb/>
						"die Tanne". Umlaut tritt ein, wenn die urſprüngliche Endung ein i<lb/>
						enthielt. Wir haben auf dieſe Weiſe aus dem erſten Zusammenſetzungs=gliede<lb/>
						gebräuchlicher Pflanzennamen gebildet im erſten Sinne die männ=lichen<lb/>
						Namen: Borſtel ,301), Warzel (428), Zottel (465), Rispel (784),<lb/>
						und die weiblichen: Zackel (77), Spornel (332). Schweifel (414),<lb/>
						Sträußel (767), im zweiten Sinne der Gerſtel (713) nach dem Vor=gange<lb/>
						des oben angeführten "der Tännel", im dritten Sinne: die Hirzel<lb/>
						(271), der Gemſel (377), der Immel (543).<lb/>
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						b) er. Die ſonst ſo gebräuchliche männliche Endung er (alt<hi rend="antiqua"> ari<lb/>
						Gri gr. </hi>2, 125 ff), wie ſie in Schloſſer, Töpfer u ſ. w. vorkommt, iſt<lb/>
						bei Pflanzenbennungen äußerst ſelten, und von uns daher zu Neubil=dungen<lb/>
						gar nicht verwandt. Wir haben die Endung er nur in dem<lb/>
						Sinne der Endung el, mit welcher ſie (nach<hi rend="antiqua"> Gri. gr. </hi> 2, 119 und 143)<lb/>
						vielfach wechſelt (z. B. in angelſächſ. <foreign xml:lang="ang" rend="antiqua"> brembel </foreign> und <foreign xml:lang="ang" rend="antiqua">brember</foreign> für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> tri=bulus<lb/>
						</foreign>), gebraucht, und zwar da, wo der Wohlklang es zu fordern ſchien,<lb/>
						namentlich dann, wenn in der erſten Silbe ſchon ein l enthalten war.<lb/>
						So haben wir aus dem erſten Theile gebräuchlicher Pflanzennamen ge=bildet:<lb/>
						Die Stieler (4l7). Salzer (386), Lapper (28).<lb/>
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						c) ing oder ling. Beide Endungen ſind gleich bedeutend, die er=ſte<lb/>
						iſt die ältere Form, die zweite, urſprünglich aus el und ing zu=sammengewachſen<lb/>
						, die neuere, welche aber (außer nach l und r) die äl=tere<lb/>
						fast ganz verdrängt hat. (<hi rend="antiqua">Gri. gr.</hi> 2. 349 ffl. Der Sinn iſt der=ſelbe<lb/>
						wie bei der Endung el. So haben wir aus dem erſten Theile<lb/>
						volksthümlichcr Benennungen im erſten Sinne gebildet: Der Wärzling<lb/>
						(235), Striemling (308), Drüſling (439), Piekling (378), Bürſtling<lb/>
						(757), während Bärtling (739) ſchon ſonst gebräuchlich und Krümling<lb/>
						(422) ſchon von E. Meyer gebildet iſt, und mit ing nach l: Beutling (311),<lb/>
						Nabling (240), im zweiten Sinne: Rebling (127), Reisling (755),<lb/>
						Räupling (165), Spinnling (649), und mit ing Möhring (274).<lb/>
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						d) chen oder lein iſt von uns nur angewandt in Kreuzchen (327),<lb/>
						Krönlein (166), wo auch die entſprechenden lateiniſchen Namen <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Crucia=nella<lb/>
						</foreign> und <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Coronilla </foreign> die verkleinernde Endung zeigen, und in Bläslein<lb/>
						(51) für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Vesicaria </foreign> und Kämmlein (773).<lb/>
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						e) rich. Dieſe Endung, welche z. B. in Wegerich, Hederich auf<lb/>
						den Standort (an Wegen, auf Heiden) hindeutet, iſt von uns nur ein=mal<lb/>
						in Steinrich (52) angewandt und zwar in gleichem Sinne.<lb/>
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						f) ſe.  Dieſe Endung, welche alt <w rend="antiqua">sa</w> oder<w rend="antiqua">isa</w> lautet, kommt z. B.<lb/>
						in den Pflanzennamen Bilſe (alt <w rend="antiqua">bilisia </w>), Ramſe (angelsächs. <foreign xml:lang="ang" rend="antiqua"> hramse </foreign>), Elſe (span. <foreign xml:lang="spa" rend="antiqua"> aliso </foreign>) u. ſ. w., wahrſcheinlich auch in den oben angeführten<lb/>
						Morſe, Gilze vor, und aus anderen Endungen umgebildet erſcheint ſe<lb/>
						in Linſe, Binſe, Erbſe, Hirſe, Karſe, Tremſe u. ſ. w. Wir haben ſie<lb/>
						angewandt in Kletze (770).<lb/>
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						g)Die Vorſilbe ge mit folgendem Umlaute, welcher aus ursprüng=lich<lb/>
						angehängtem i entſpringt, bildet sächliche Namen, welche eine Menge<lb/>
						von dem ausdrücken, was das urſprüngliche Substantiv bezeichnet (<hi rend="antiqua">Gri.<lb/>
						gr.</hi> 2, 737 ff). Wir haben dieſe Bildung in dem angegebenen Sinne<lb/>
						angewandt, um aus den volksthümlichen Namen Körnerkraut, Tauscnd=korn<lb/>
						 das Gekörn (229) zu bilden. Vergleiche das Geniſt (682).<lb/>
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						18. Bisweilen kann man den Namen eines Gegenſta =des<lb/>
						, mit welchem die ganze Pflanze oder ein in die Augen<lb/>
						fallender Theil derſelben zu vergleichen iſt, auf die Pflanze übertragen.<lb/>
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						Namentlich haben wir dieſ gethan, wenn der lateiniſche Gattungs=name<lb/>
						, oder, falls nur eine Art von der Gattung vorhanden iſt, der lat.<lb/>
						Artname dieſelbe Vergleichung darbietet, oder deutſche Pflanzennamen<lb/>
						eine ſolche enthalten. Erſteres findet ſtatt in: Tartſche (57), Wimpel<lb/>
						(163), Kralle (167) Zinke (214), Schrunde (40), das zweite in: Knoll<lb/>
						(306), Däumling (353), Büchschen (512), das letzte in Scheibe (362),<lb/>
						Klingel (441). Ohne ſolchen Vorgang haben wir auf Pflanzen über=tragen<lb/>
						die Namen: Kantel (45), Fläſchchen (72), Klappe (87a), Spleiße (434), Köthel (6l0).<lb/>
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						19.Nur im Nothfalle darf man, an die Eigenſchaften<lb/>
						der Pflanze anknüpfend, ganz neue Namen bilden.<lb/>
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						Wir haben dieſ nur in 8 Fällen gethan, indem wir den oben ent=wickelten<lb/>
						Grundsätzen gemäß die Namen gebildet haben: Tauche (466),<lb/>
						Schiefling (43), Wabel (487), Wimpcrling (104), Fiederling (360), Pfriemling (431), Brechling (244), Schärtling (394).<lb/>
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						20. Für jeden zu wählenden Namen iſt Geſchlecht und<lb/>
						Form genau feſtzuſtellen.<lb/>
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						Beides macht auch bei hinlänglich belegten Namen oft Schwierig=keit<lb/>
						. Die Feſtſtellung des Geſchlechts iſt bei den Sammlern ſehr häufig ver=säumt<lb/>
						, und auch bei den alten Kräutlern ſieht man ſich oft vergebens<lb/>
						danach um, ſo daß oft nichts übrig bleibt, als die Analogie zu Rathe<lb/>
						zu ziehen. Auch für die Feſtſtellung der Form fehlt es bisweilen an<lb/>
						ſicherer Entſcheidung, indem die älteren Kräutler (des 16. Jahrhun=derts)<lb/>
						häufig die Pluralform ſowohl bei der Namenangabc als in den<lb/>
						Ueberſchriften anwenden, ſo z. B. hat Fuchs nur die Pluralform Roſen,<lb/>
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						ſowohl in der Ueberſchrift "von Roſen", als auch in der Bezeichnung<lb/>
						der abgebildeten <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua"> Rosa canina </foreign>  "Hundsroſen". Und namentlich iſt dieſ<lb/>
						bei den weiblichen auf e faſt allgemeine Regel. Von da aus ſind die<lb/>
						Pluralsormen auch in neuere Sammlungen übergegangen, ſo daß es bis=weilen<lb/>
						ſchwer hält, die Singularform ſicher zu ermitteln. Steht aber<lb/>
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						Abwandlung nicht leicht im Zweifel ſein können.<lb/>
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					<head n="2">II. Benennung der Arten.</head>
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						1. Jeder Artname muß aus zwei einfachen Worten zu=ſammengeſetzt<lb/>
						ſein, von denen der zweite die Gattung benennt.<lb/>
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						2. Wo ein volksthümlicher Name für eine Art vor=handen<lb/>
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						Nur wo der voltsthümliche Name der Eigenschaft der zu benennen=den<lb/>
						Pflanze widerſpricht, oder zu unbeſtimmt oder unſchön iſt, kann er<lb/>
						durch andere erſetzt werden.<lb/>
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						3. Unter mehreren volksthümlichen Namen dieſer Art<lb/>
						iſt derjenige zu wählen, welcher dem lateiniſchen Namen am<lb/>
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						Zum Beispiel ſind für Allium fistulosum die Namen Dohllauch<lb/>
						und Fleiſchlauch vorhanden [N], von denen der erſte der lateiniſchen Be=nennung<lb/>
						mehr entſpricht, alſo vorzuziehen iſt.<lb/>
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						4. Wo fein volksthümlicher Name für die zu benennende<lb/>
						Art vorhanen iſt, und der lateiniſche Artname eine Ueber=tragung<lb/>
						nach dem Hauptgrundſaße (1) geſtattet, wird man,<lb/>
						wenn nicht beſtimmte Gegengründe obwalten, dieſe Ueber=tragung<lb/>
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						Es sind diese Uebertragungen nach einem ſtreng feſtzuhaltenden Plane<lb/>
						durchführen. Aber es wäre verwerklich, wenn man feſtsetzen wollte,<lb/>
						daß bei dieſer Uebertragung jedem lateiniſchen Adjektiv, welches die Art<lb/>
						bezeichnet, immer nur ein und daſſelbe deutſche Wort, was das erſte<lb/>
						Glied der Zuſammenſetzung bildet, entſprechen dürfte, und umgekehrt<lb/>
						jeder deutschen Artenennung nur eine lateiniſche. Denn es wäre Unrecht,<lb/>
						wenn man hier, wo die deutſche Sprache der einen lateiniſchen<lb/>
						eine (Manigsaltigkeit) deutſcher Benennunen gegenüber zu ſtellen vermag,<lb/>
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						theils bezeichnender, theils ſchöner zu benennen, oder wenn man dort,<lb/>
						wo die deutſche Sprache ſich ärmer erweiſt, durch gefünſtelte Bildungen<lb/>
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						zu können. Die gewöhnlichſten Uebertragungen ſind etwa fol=gende:<lb/>
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						Nach Standorten: <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">avensis</foreign> Brach-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">argestis</foreign> Ader-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">campestris</foreign> <lb/>
						Feld-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">sylvestris</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">sylvaticus</foreign> Wald- <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">nemorsus</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">nemorum</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">locorum</foreign><lb/>
						Pain-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">dumetorum</foreign> Buſch-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">pratensis</foreign> Wieſen-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">palustris</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">paludosus</foreign><lb/>
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						<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">lacustris</foreign> Teich=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">maritimus</foreign> Meer=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">litoralis</foreign> Strand-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">riparius</foreign> Ufer=,
						<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">alpestris</foreign> Alpen=, Alm=, Matten=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">montanus</foreign> Berg=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">collinus</foreign> Hügel=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">bo=realis</foreign><lb/>
						Nord=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">australis</foreign> Süd=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">orientalis</foreign> Ost=, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">occidentalis</foreign> Weſt-, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">ita=licus</foreign><lb/>
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						wo die lateiniſchen Artnamen eine Aenlichkeit mit einer anderen Gattung<lb/>
						ausdrücken, liefert der Name dieſer Gattung zugleich den ersten Theil<lb/>
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						Abweichungen von ſolchen regelrechten Uebertragungen ſind hin und<lb/>
						wieder durch das Streben nach Wohllaut, oder nach Unterscheidung äh=nlich<lb/>
						benannter Arten, oder nach angemeſſnerer Bezeichnung geboten.<lb/>
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						5. Wenn der lateiniſchen Artname zuſammengeſetzt iſt,<lb/>
						kann man etweder das entbehrliche Glied der Zuſammen=ſetzung<lb/>
						wegfaſſen, oder den zuſammengeſetzten Begriff durch<lb/>
						einen einfachen zu erſetzen ſuchen, oder eine Benennung nach<lb/>
						andern Eigenſchaften wählen.<lb/>
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						Der erſtgenannte Weg kann z. B. eingeſchlagen werden bei <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">latifo=lius</foreign>,<lb/>
						<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">tenuifolius</foreign>, welche durch Breit-, Schmal-, übertragen werden kön=nen,<lb/>
						indem der Begriff Blatt ſich von ſelbst ergänzt, ebenſo die <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">hederi=folius</foreign><lb/>
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						die Beziehung, in welcher dieſe Aenlichkeit Stattfindet,mit in die Benen=ung<lb/>
						aufzunehmen. Der zweite Weg kann z. B. eingeſchlagen werden<lb/>
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						Reich- überſeßen kann; ebenſo würde man <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">pauciflorus</foreign> durch Arm=, oder<lb/>
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						6. Wenn der lateiniſche Artname feine Uebertragung<lb/>
						geſtattet, ſo kann man die Art entweder nach paſſſenden Sy=nonymen<lb/>
						oder nach zutreffenden Eigenſchaften benennen.<lb/>
						Dieſer Fall tritt beſonders hervor<lb/>
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						aus oben (1,2) geltend gemacht Gründen zu verwer=fen<lb/>
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						Charakter iſt, daß eine Uebertragung nicht gelingt.<lb/>
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						7. Zu jedem deutſchen Artnamen iſt der Name deſſen,<lb/>
						der die Pflanze zuerſt genau ſo benannt hat, hinzufügen.<lb/>
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						Dies iſt bei den deutſchen Namen, ebenſo wie es bei den lateini=ſchen<lb/>
						üblich iſt, durchaus notwendig, damit genau beſtimmt ſei, welche<lb/>
						Pflanze durch dieſen Namen bezeichnet ſein ſoll. Auch wir haben dies<lb/>
						bei allen Namen gethan, die wir unverändert haben aufnehmen können,<lb/>
						deren Zahl aber freilich ſehr geringe iſt. Welche Pflanze jedesmal unter<lb/>
						unſerer Benennung verſtanden ſei, iſt aus den beiſtehenden lateiniſchen<lb/>
						Namen, denen jedesmal die Autorität beigefügt iſt, vollkommen erſichtlich.<lb/>
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						Wo vie deutſche Benennung gegen die eines anderen nur eine un=bedeutende<lb/>
						Veränderung erfahren hat, haben wir in der Regel den Na=men<lb/>
						des letzteren in Klammern beigefügt.<lb/>
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					<head n="3">III. Benennung der Familien (Sippeu) Klaſſen u. s. w.</head>
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						1. Im Lateiniſchen hat man die Familien durch Adjektiven auf<lb/>
						cae oder accae benannt, welche jedesmal aus dem Namen der beſon=ders<lb/>
						charakteriſtiſch erſcheinenden Gattung gebildet ſind.<lb/>
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						Nur wenige lateiniſche Familiennamen widerſtreiten dieſem Grund=ſatze<lb/>
						, indem ſie eine Forma n sich tragen, welche mehr für umfaſſendere<lb/>
						Ordnungen geeignet wäre, wie <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Cruciferae</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Umbelliferae</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Cupuliferae</foreign>,<lb/>
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						dieſen Familiennamen ist <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Coniferae plantae</foreign> zu ergänzen.<lb/>
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						Man hat dies im deutſchen nachzuahmen geſucht, und Adjektiven<lb/>
						oder adjektiviſche Subſtantiven erfunden, die zum Theil als wahre Unge=thüme<lb/>
						von Sprachbilderei zu etrachten ſind, wie Zapfenfrüchtler, Räßchen=blüthler<lb/>
						, Sternblümler u. ſ. w. oder Zapfenfrüchtige, Räßchenblüthige<lb/>
						u. ſ. w. Die genaue dem deutſchen Sprachgeiſte angemeſſene Uebertra=gung<lb/>
						jener Familiennamen würde Zuſammenſetzung des Gattungsnamens<lb/>
						mit dem das lateiniſche <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">plantae</foreign> wiedergebenden Worte: Pflanzen oder<lb/>
						Gewächſe ſein. Aber dadurch würde eine unerträgliche Eintönigkeit her=vorgerufen.<lb/>
						Viel ſchöner iſt es daher, dies auf die 4 Hauptableitungen<lb/>
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						Hauptpflanzen, Scheidenpflanzen, Rindenpflanzen bezeichnen könnte, und<lb/>
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						dagegen für die Familien Zuſammenſetzungen der betreffenden Gattungs=namen<lb/>
						mit ſolchen Namen zu wählen, welche die natürlichen Klaſſen des<lb/>
						Pflanzenreiches zu bezeichnen geeignet erſcheinen. Es kommt alſo nur<lb/>
						darauf an, dieſe Klaſſen feſtzuſtellen und zu benennen. In der Feſtſtellung<lb/>
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						, die wir für nöthig gehalten haben, die von uns angenommenen<lb/>
						15 Klaſſen genau zu beſtimmen, zu jeder nach <name type="person">Endlicher's</name> Enchiridion<lb/>
						die Nummern ſämmtlicher Gattungen an, die zu ihr gehören. Als Na=men<lb/>
						derſelben haben wir vorzuweiſen ſolche gewählt, welche in den volks=thümlichen<lb/>
						Benennungen als zweite Glieder der Zuſammenſetzung für<lb/>
						ganze Gruppen von Gattungen oder Familien gebraucht werden, ohne<lb/>
						doch (wie Kräuter, Sträucher, Bäume) Unterſchiede zu benennen, welche<lb/>
						mit der natürlichen Anordnung der Familien in gar feinem Zuſammen=hange<lb/>
						ſtehen. Hierher gehören die Namen Algen, Flechten, Pilze, Mooſe<lb/>
						Jarne, Gräſer, Wurze, Hölzer, Blumen, ja auch auf gewiſſe Weiſe Zi=lien<lb/>
						und Nelken, denen wir jedoch eine weitere Bedeutung gegeben haben.<lb/>
						Der letrere Name eignet ſich zur Benennung der [Thalamiflorae] Dc. vorzüg=lich<lb/>
						, da er seiner Abſtammung nach (ſ. Nr..92) die Eigentümlichkeit dieſer<lb/>
						Klaſſe, nämlich die Einfügung der Blumenblätter in den Fruchtknoten<lb/>
						durch mehr oder weniger deutlich hervortretende Nägel, treffend bezeichnet.<lb/>
						Der Name Bleßen kommt für mehrere Pflanzen mit großen Blättern in<lb/>
						den Zuſammenſetzungn Bachcleßen, Krautbleßen, Pfabesbleßen, Kabes=bleßen<lb/>
						, und in etwas veränderte Form in Jabesbletſchen, Butterbletſchen<lb/>
						vor, ja auch die Form Blätter, welche als zweiter Theil der Zuſammen=ſetzung<lb/>
						für dieſelben Pflanzen vorkommt, ſcheint nur eine Umwandlung<lb/>
						jenes aus dem Worte Blatt ſtammenden Namens (siehe die Sammlun=gen<lb/>
						von <name type="person">Nemnich</name> und <name type="person">Holl</name>, und die uns Nr. 341, 342). Auch in ein=facher<lb/>
						Form kommt der Name Bleßen in gleichem Sinne vor (für Peta=sites<lb/>
						u. ſ. w.) Der Name erſcheint für die Klaſſe der [Monopetalae]<lb/>
						Ju., in welcher das Blatt das vorwaltende, auch die Blüthe beherrſchende<lb/>
						Organ iſt, vorzüglich geeignet. Auch den Namen Zimbeln und Holden<lb/>
						haben wir eine allgemeimeinere Bedeutung gegeben. Der letztere dieser Na=men<lb/>
						kommt in Seeholdenkraut (N. für Potamogetonatans) vor. Waſſerhol=den<lb/>
						waren nach Grimm (Mythol. 245, 246.) Waſſerjungfrauen, und Frau<lb/>
						Holda, deren Begleiterinnen ſie ſind, "liebte den Ausenthalt in See und Brun=en<lb/>
						;zur Mittagszeit ſieht man ſie als ſchöne weiße Frau in der Flut<lb/>
						baden und verſchwinden." (Gri. a. a. D.) Nun werden die im Waſer<lb/>
						wachſenden Pflanzen, welche farbige oder weiße Blüthen tragen in der<lb/>
						deutſchen Sage als ſolche Waſſerjungfrauen oder Schwanjungfrauen oder<lb/>
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						Elfen aufgefaßt, die auf dem Waſſer tanzen oder ſich in ihm baden wie<lb/>
						ja auch <name type="person">Najas</name> in dieſem Sinne als Najade, Nire, Seeholde [Ho. falsch<lb/>
						Saaholder] bezeichnet wird. Der Name ſcheint daher für die Klaſſe der<lb/>
						Waſſergewächſe, für die wir ihn gewählt, ganz angemeſſen. Nun für<lb/>
						die niedrigſte Klaſſe der aus einzelnen Zellen beſtehenden Pflanzen haben<lb/>
						wir einen neuen Namen: Zeller gebildet. Wir ſtellen hier von uns<lb/>
						vorgeſchlagenen Namen dieſer Klaſſe auf, indem wir aus Endlicher die<lb/>
						Nummern der Gattungen, und für die Phanerogramen zugleich nach <name type="person">Koch</name><lb/>
						die Nummern der Familien (Ordnungen <name type="person">Koch</name>), welche dazu gehören,<lb/>
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						I. Randtpflanzen.
						1. Zeller E. 1 - 36, 78 - 83.<lb/>
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						II. Santpflanzen.
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						6. Jarne E. 601 - 703.<lb/>
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						III. Scheidenpflanzen.
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						8. Holden E. 1037 - 1046, 1206 - 1216, 1655 - 1718; K. 113 - 121.<lb/>
						9. Lilien E. 1062 - 1205, 1217 - 1314; K. 123 - 129.<lb/>
						10. Zimbeln E. 704 - 713, 1316 - 1654, 1719 - 1788; K. 122.<lb/>
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						IV. Rindenpflanzen.
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						12. Hölzer E. 1789 - 1816, 1838 - 1907, 2014 - 2159; K. 98 - 101,<lb/>
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						13. Bleßen E. 2168 - 4354, 5086 - 5152, 5704 - 5713; K. 47,<lb/>
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						15. Nelken E. 4566 - 4572, 4684 - 5085, 5197 - 5220, 5224 - 5253,<lb/>
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						K. 1 - 28, 44, 104, 105.
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						Die Einteilung der Krypthogramen (I, II.) ſtimmt im Weſentlichen<lb/>
						mit den üblichen Eintheilungen überein, die der Phanerogramen mit der<lb/>
						von <name type="person">De Candolle</name>, wie ſie <name type="person">Koch</name> in seine Flora aufgenommen hat. Die<lb/>
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						<name type="person">Bischof</name>, <name type="person">Hess</name>, <name type="person">Perleb</name>, <name type="person">Schacht</name>) leicht ergeben. Nur in Bezug auf die<lb/>
						Wurze und Hölzer haben wir noch eine Rechtſfertigung hizufügen.<lb/>
						Beide werden durch den Mangel der Blumenkrine, welche höchſtens durch<lb/>
						einzelne Schuppen dürftig angedeuter iſt, von den verwandten Klaſſen ge=ſieden.<lb/>
						Zwar iſt dies Merkmal, wie alle einzelnen Merkmale des na=türlichen<lb/>
						Systems nicht ein ſicher entſcheidendes, aber darum die durch<lb/>
						dies Merkmal bedingte Sonderung auſgeben, wie in neuſter Zeit vorge=ſchlagen<lb/>
						iſt, hieße, wenn man überall eben ſo verfahren wollte, das ganze<lb/>
						natürliche System über den Haufen werfen. Es iſt vielmehr auch hier<lb/>
						dies Merkmal begleitet von einer auſ den ganzen Bau der Pflanzen ſich<lb/>
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						hier ſo zu Werte gegangen, daß wir alle die Familien, die (wie die<lb/>
						<name type="person">Euphorbiaceae</name>, <name type="person">Empetreae</name>, <name type="person">Juglandeae</name>) wirklich die Blüthe, wenn auch<lb/>
						nur in einzelnen ihrer Glieder, zur vollkommenen Entwicklung von Kelch<lb/>
						und Krone bringen, während in anderen Gliedern dieſe Entwicklung durch<lb/>
						die Ueberfülle der fettigen Säfte gewiſſermaßen erſtickt iſt, von dieſen<lb/>
						Klassen ausgeſchloſſen, und den höheren zugeordnet haben, während wir<lb/>
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						Hölzer bilder denſelbenGegenſatz zu einander, wie Wurzel und Stengel<lb/>
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						dieser Klasse, die nicht baumartigen Wuchs an ſich tragen, wie beim<lb/>
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						2. Die Familiennamen ſind nun durch Zuſammenſetzung<lb/>
						des Namens für die beſonders bezeichnende Gattung mit dem<lb/>
						zugehörigen Klaſſennamen zu bezeichnen.<lb/>
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						Die Familiennamen ſind alſo als ſolche vollkommen gekennzeichnet,<lb/>
						ſobald man die 15 Klaſſennamen als ſolche kennt, und eine Verwechſe=lung<lb/>
						iſt unmöglich. Als Namen gebende Gattung wird man in der<lb/>
						Regel diejenige wählen, welche auch der lateiniſchem Benennung der Fa=milie<lb/>
						zu Grunde liege. Fine Abweichungen von dieſer Regel wird man<lb/>
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						übel lauten würde, oder die gebräuchlichen deutſchen Benennungen<lb/>
						eine andere Auswahl anrathen.<lb/>
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						3. Die Namen der natürlichen Ordnungen können durch<lb/>
						Zusammenſetzung eines auf die Eigenthümlichkeit der Ord=nung<lb/>
						hinweiſenden Wortes, welches aber nicht Gattungsname<lb/>
						iſt, mit den (15) Klaſſennamen gebildet werden.<lb/>
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						So z. B. Rauhbletzen (<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Asperifoliaceae</foreign>), Laubhölzer (<foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Amentaceae</foreign>).<lb/>
						Manche dieser Ordnungen, wie die Lippenbletzen und Nadelhöltzer, ent=halten<lb/>
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						der wir uns ſtreng an <name type="person">Koch</name> angeſchloſſen haben, nur eine Familie, aber<lb/>
						auch in dieſem Fall iſt der Ordnungsname nicht mit dem Familien=namen<lb/>
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					<head n="4">IV. Anwendung der Adjektiven bei deuzſchen Pflanzennamen.</head>
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						1. Dadurch, daß bei den bisher dargeſtellten Benennungen die Ad=jektiven<lb/>
						ſtreng vermieden ſind, wird es möglich, dieſe auf andere Weiſe<lb/>
						zu verwerthen, und ſo ein Syſtem von Benennungen zu ſchaffen, das<lb/>
						an Durchſichtigkeit, Schönheit und Mannigfaltigkeit die lateiniſche Namen=gebung<lb/>
						weit übertrifft. Doch müſſen wir uns hier, da wir dieſe An=wendung<lb/>
						der Adjektiven in dem vorliegenden Werke nicht ins Einzelne<lb/>
						durchgeführt haben, nur auf einige Andeutungen beſchränkten. Hauptsache<lb/>
						iſt, daß die durch Verbindung mit einem Adjektiv gebildeten Benennungen<lb/>
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						geſchiedenen, ſelbſtſtändigen Pflanzenbegriffe benennen.<lb/>
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						2. So werden ins Beſondere jene Zusammenfügungen die Unter=abtheilungen<lb/>
						zu benennen haben; namentlich wird man die Varietäten<lb/>
						durch Hinzufügung eines Adjektives zu dem Artnamen, die Rotten einer<lb/>
						Gattung durch Hinzufügung eines Adjektives zu dem Gattungsnamen, die<lb/>
						Zünfte einer Familie (Sippe) durch Hinzufügung eines Adjektives zu<lb/>
						dem Familiennamen auf eine der Sache angemeſſene und vollkommen<lb/>
						klare Weiſe benennen können, während die lateiniſchen Namen für dieſe<lb/>
						Unterabtheilung von derſelben Formen ſind, wie für die Hauptabtheilun=gen,<lb/>
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						Es verſteht ſich von ſelbſt, daß ſchöne volksthümliche Namen<lb/>
						durch das von uns vorgeſchlagene Benennungſyſtem weder<lb/>
						verdrängt werden sollen noch können. Es handelt ſich hier nur darum, ein klares und be=ſtimmtes<lb/>
						Syſtem der Benennungen in der Wissenschaft einzuführen, und<lb/>
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						immer ſchöneren und klareren Formen ſich entwickeln und vollenden<lb/>
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					<head n="5">V. Geschichte der deutschen Pflanzenbenennungen.</head>
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						Schon im Althochdeutſchen finden wir vom 9. Jahrhundert an Zu=ſammenſtellungen<lb/>
						von Pflanzennamen, und Bedeutung derſelben iſt<lb/>
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						im Großen un Ganzen dieſelbe, wie die der entſprechenden Namen, die<lb/>
						noch heute volksthümlich ſind. Auch das Prinzip ächt deutſcher Benen=nungen<lb/>
						tritt ſon deutlich hervor. So z. B. kommt ſon im 9. Jahr=hundert<lb/>
						louch d. h. Lauch für <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Allium</foreign>, dort durch <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">cepa</foreign> bezeichnet, etwa<lb/>
						in dem Sinne eines deutigen Gattungsnamen vor, von welchem die<lb/>
						Artnamen: <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">asclouch</foreign> d. h. Aſchlauch für Allium Ascalocnicum (dort mit<lb/>
						ascalonicum bezeichnet), <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">chlowlouch</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">chlobilouch</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">chloviloch</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">chlofo=louch</foreign><lb/>
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						N) regelrecht gebildet ſind. Aenlich erſcheinen zu <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">minza</foreign> = Minze,<lb/>
						Mentha im Althochdeutschen die Artnamen <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">gratminza</foreign> d. h. Gartenminze<lb/>
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						Ueber die Gattung hinaus ſchweiſen die Namen <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">sigiminza</foreign> Siegminze<lb/>
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						ſcheinen. Daneben kommen freilich ſchon Namen vor, die den lateiniſchen<lb/>
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						Einen ſehr bedeutenden Fortſchritt machte dagegen die deutſche Pflanzen=benennung<lb/>
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						deutſchen "Kräuterbücher" erſchien, welche nicht bloß die deut=ſchen<lb/>
						Namen in weiteſtem Umfange aufnahmen, ſondern auch der bis da=hin<lb/>
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						Name wieder aus der Volksſprache hervortauchen mußten, ißt ſehr erklär=lich.<lb/>
						Im Laufe des 17. Jahrhundertes machte allmählich dieſe volks=thümliche<lb/>
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						Meder (1839), welcher durch tiefeinbringende Kenntniſſe in der Geſchichte<lb/>
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						dazu Anregung geben werde. Endlich haben wir als bahnbrechend noch<lb/>
						die drei bis jetzt erſchienenen Beſte: Zum Thier= und Kräuterbuche<lb/>
						des mecklenburgiſchen Volkes von Dr. Karl Schiller (1861 - 64) zu nennen.<lb/>
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						den Urſprung und die Bedeutung der einzelnen Benennungen, Unter=ſuchungen,<lb/>
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						welches die Pflanzennamen darbietet, von den Sprachforſern<lb/>
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				<div type="chapter">
					<head n="1">1. Ranunculaceae Glinznelken.</head>
					<p>
						1. Clemetis die Linie [Lo. Fu. N...],<lb/>
						den daneben vorkommenden Formen Leine [Ma. N], Lene [Lo. Fu.],<lb/>
						und Liele [althochd. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">liela</foreign>, <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">liola</foreign>] ſon wegen der weit größeren Ver=breitung<lb/>
						der rſteren Form vorzuziehen. Der Name bezeichnet die mit<lb/>
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						[N.], Waldſtrid" [Ho.] bewiſen, und auch der althochdeutſche<lb/>
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						[Schme, N. Ho.], welcher urſprünglich die mit einer Fughobel oder<lb/>
						Nüet [Schme.] hervorgebrachte Vertiefung bezeichnet, iſt viel weniger<lb/>
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						Den Namen Zeckel führt <name type="person">Köne</name> [27] für <name type="person">Clematis</name> an, <name type="person">Nemnich</name> hat<lb/>
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						haben ihn für Corospermum (588) gewählt. (unclear) ſ. 185, Gren=ſing<lb/>
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					</p>
					<p>
						2. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Alragene</foreign> die Straube [Ho.]<lb/>
						Die <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">A. alpina</foreign> wird von <name type="person">Holl</name> Grasſtrauben genannt. Die Straube<lb/>
						(Strübli bei <name type="person">Hebel</name>) iſt Bezeichnung eines Kuchens mit rauher oder<lb/>
						gerippter Oberfläche. Ob die doppelt dreizähtigen gezähnten Blätter mit<lb/>
						irgend einem ſolchen Backwerk vergleichbar erſcheinen mochten, oder der<lb/>
						Grund der Benennung ein anderer ſei, läßt ſich ſchwer entſcheiden. Der<lb/>
						Name: Umwund [Ho.], vom rebenartigen Umwinden entnommen, iſt für<lb/>
						Zuſammenſetzung wenig geeignet.<lb/>
						- <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">alpina</foreign> L. Gras- [Ho.]<lb/>
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						3. <foreign xml:lang="lat" rend="antiqua">Thalictrum</foreign> die Umſtel<lb/>
						aus Umſtelkraut [N. Du.], von unklarer Bedeutung, oder vielleicht die<lb/>
						Unſtet aus Unſtetkraut. Leider iſt der ſehr alte, beſonders auch in den<lb/>
						nordiſchen Sprachen vorkommende Name Wielandskraut nicht zu ver=werthen.<lb/>
						<name type="person">Waldbrühl</name> hat den unklaren und unſchönen Namen Flüme,<lb/>
						der ſonſt nirgends zu belegen iſt.<lb/>
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